Berlin, Deutschland (Weltexpress). Johnnie Walker bat an eine Berliner Bar, ich kam. Zwar lud mich John Walker nicht höchstpersönlich zur mit „The Joy of Experimentation“ überschriebenen Veranstaltung mit Verkostung, aber ich erinnerte mich, als ich die entsprechende E-Mail einer Öffentlichkeitsarbeit-Agentur erhielt, sowohl an den 1857 verstorbenen Blender als auch an manche Mischungen mit schottischem Whisky und schlug die Einladung von Diageo, einem Weltkonzern, der in Nordamerika und Westeuropa das meiste Geld macht, nicht aus.
Aus den ein, zwei Dutzend Anwesenden am Abend wurden in der Nacht ein, zwei Hundert, sodass der Launch genannte Start der limitierten Edition „Blenders‘ Batch Red Rye Finish“ in Berlin laut Agentur von „400 Gästen“ gefeiert worden sein soll. Das kann gut sein – im Nachhinein betrachtet -, denn die homöopathisch verabreichten ausgelegten Speisetellerchen mit Knabbereien von Koch Kristof Mulack waren für sich anständig zu Benehmen wissende Besseresser immer schon vergriffen – jedenfalls zu Beginn der Nacht. Frust machte sich – nicht nur bei mir – auf der Veranstaltung breit, die andere Feier nannten. Ob man das Feier nennen sollte, sei dahingestellt, denn obendrein waren die Räumlichkeiten unter dem Dach des Aufbau-Hauses eher kahl und kalt wie die Berliner Nacht, in die durch große Fensterfronten zu blicken eine Freude war, und die Musik Krach, aber das darf durchaus als eine Frage des Geschmacks betrachtet werden.
Womit wir beim Thema wären. Scheinbar ist die neue Mischung mit dem alten Label für junge Leute, die nichts vom schönen Leben zu wissen scheinen und offensichtlich noch weniger im Beutel haben, gedacht. Der „Blenders‘ Batch Red Rye Finish“ in der viereckigen Flasche mit 0,70 Liter ist mit 15 bis 20 Euro billig.
Weil lange Zeit Stühle unbesetzt blieben, begann Thomas Plaue, dessen Visitenkarte ihn als „Master of Whisky Germany & Austria“ bei der Diageo Germany GmbH ausgibt, erst gegen 19 Uhr statt wie angekündigt um 18 Uhr. Dann aber nahm die Veranstaltung Fahrt auf, doch die Einführung in die Welt des Whiskys im Allgemeinen und die von Johnnie Walker im Besonderen ging in die Hose. Ausführlich wurde nicht in „die hohe Kunst des Blendens“ eingeführt, sondern ratzfatz Wikipedia-Wissen runtergerasselt. Auch danach war alles viel zu hektisch, weil die restliche Zeit bis 20 Uhr knapp bemessen war und die Anwesenden, darunter sogar zwei, drei echte Journalisten, einen Blend mischen wollten, durften und sollten. Für Unerfahrene nach der Einführung ein unmögliches Unterfangen, in das noch eine jungen Wirtin aus London, die als „Bartenderin Miss Flynn“ vorgestellt wurde, ihre Belanglosigkeiten im Themse-Slang in den Raum nuschelte. Für denjenigen, der das mag, was das vielleicht schon eine Feier, für mich nicht.
Immerhin entschädigten die gut gemixten Cocktails, in denen sich die neue Johnnie-Walker-Mischung, die laut Agentur angeblich „aus dem Besten von Scotch Whisky sowie den weichen und süßen Aromen von amerikanischem Whiskey“ bestünde, tummelte. Dass Hochwertiges nur hochpreisig geht, das wissen wir, aber Günstiges für die Masse muss nicht schlecht sein. Das beweist der limitierte Blend, dessen Besonderheit die Nachreifung in Rye-Whiskey-Fässern ist. Auf die ersten Schlucke scheint er zufriedenstellend und die vier Whiskys, mit dabei Cardhu Malts und Grain Whisky von Port Dundas, die miteinander gemischt wurden, ausreichend. Für leckere Cocktails ist der Blend, der bereits in ein paar Dutzend Ländern vorgestellt wurde und verkauft wird, wahrlich gut genug und auf der Dachterasse des Aufbau-Hauses am Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg war auch noch Platz und Hauptstadt-Stille, um wenigstens ein Glas in Ruhe zu genießen.