Das legendäre Motto des gefeierten Choreographen George Balanchine (verst. 1983) lautete: "Musik sehen und Tanz hören!" Der gebürtige – nach N.Y. emigrierte – Georgianer, der Marius Petitpas als seinen geistigen Vater bezeichnete, zelebriert in diesem Dreiteiler ohne Erzählung eine Hommage an Gabriel Fauré, Igor Strawinsky und Tschaikowsky.
Die Idee, mit Edelsteinen besetzte Kostüme zu verwenden, entstand durch seine Begegnung mit dem Juwelier Claude Arpels. Die drei Teile des Balletts sind "Emeralds" (Smaragde), "Rubies" (Rubine) und Diamonds. Der spanische Hofcouturier Lorenzo Caprile hat den Kostümen einen gewissen spanischen Touch verliehen.
Die romantische Musik Fauré’s in "Emeralds" wird vom Ballett atemberaubend getanzt. In halblangen Ballettkleidern mit dunkelgrünem Samtwams über und über mit glitzernden Strasssteinen besetzt tanzen die TänzerInnen "Paléas et Mélisande" und "Shylock" mit diesem für Balanchine typischen "en dehors" Stil – bis zum äußersten Extrem, dynamische, präzise und zugleich kraftvolle Bewegungen, die die Hüfte miteinbeziehen.
"Diamonds" ist die Krönung des Ganzen. Nach einem ergreifenden Pas de Deux und weiten, gewagten Sprüngen der Männer ist dann das gesamte Corps de Ballett auf der Bühme vertreten in weißen Glitzerkostümen. Bezaubernd wie alles die Beine und Arme "en dehors" nach oben heben. Wie in einem Rausch fegt ein einziges Tütü-Wogen wie eine Welle über die Bühne. Sie verköpert das Meer von Geigen der zu Herzen gehenden Sinfonie Nr. 3 D Dur op 29 Tschaikowskies. Die Musik Tschaikowskies ist fabelhaft und ergreifend umgesetzt: Musik sehen und Tanz hören. Dies ist auch der bravouröse Verdienst des Orchesters der Deutschen Oper Berlins unter der Leitung von Robert Reimer. Dieser Ballettabend ist Genuss in Reinform: ergreifend und bezaubernd! Dem Indentant Nacho Duato ist mit diesem Griff in dieSchmuckschatulle der renommierten Stücke ein Geniestreich gelungen!