Die Mannschaft aus Polens Weltmeister-Liga feierte im vierten Gruppenspiel den dritten Sieg und liegt nun punktgleich mit den Berlinern (je 8 Punkte) in der Vierergruppe vorn. Dahinter rangieren Budva (Montenegro) und Ljubljana (Slowenien). Der Erste und die fünf besten Gruppenzweiten kommen in die erste K.o.-Runde.
Der polnische Vize-Meister startete am Donnerstag konzentriert und fokussiert. Demonstrierte vom ersten Ballwechsel, dass man sich im Kampf um den Gruppenrang eins keine weiteren Schwächen mehr erlauben wollte. Dabei kam den Gästen, die mit Jochen Schöps als Vize-Kapitän und Diagonalangreifer agierten, entgegen, dass die Berliner nach Annahmeproblemen ihre Punktbälle zu selten verwandeln konnten. BR- Zuspieler Sebastian Kühner hatte es schwer, wie Schöps auf der Gegenseite WM-Dritter mit der deutschen Nationalmannschaft, optimale Angriffsbälle zu servieren.
Sein Pendant Fabian Drzyzga, bei Rzeszow einer von fünf Akteuren aus dem Aufgebot des Weltmeisters Polen, hatte bessere Optionen, um ein variables Angriffsspiel aufzuziehen. Das ist geprägt durch den schwer ausrechenbaren Routinier Schöps sowie durch etwas kleinere, schnell springende und dynamisch schmetternde Akteure. Jene sind in der Lage, kurze und schnelle Pässe kraftvoll abzuschließen.
Bei 13:17 aus Sicht der BR Volleys reagierte Trainer Mark Lebedew und holte Martin Krystof für Robert Kromm neben Libero Erik Shoji und Kapitän Scott Touzinsky in die Annahme. Doch auch dies half nicht. Rzeszow, aktuell die Nummer zwei in der Weltmeister-Liga hinter Belchatow, brachte den Satz 25:19 nach Hause.
Erfolgreichster Punktesammler des Durchgangs war Mittelblocker und Weltmeister Piotr Nowakowski mit sechs Zählern. Vor allem die kurz hinter den Berliner Block gesetzten Lobs taten den Gastgebern weh.
Im zweiten Satz weckten die Hausherren mit einer 7:4-Führung Hoffnungen. Die Volleys, wieder mit Kromm und den Blockspezialisten Johannes Bontje und Tomas Kmet, hatten den Verlust des ersten Durchgangs gut weggesteckt. Es entwickelte sich ein Geschehen auf Augenhöhe. Bis 20:21 schien der Satzgewinn möglich. Doch die folgenden „big points“, die wichtigen Punkte, machte der Gast.
Im folgenden Abschnitt schienen dem deutschen Meister bei 6:10 alle Felle weg zu schwimmen. Doch der für den Australier Paul Carroll (diagonal) eingewechselte Christian Dünnes brachte die BR Volleys mit druckvollen Aufschlägen und entschlossenen Schmetterbällen wieder zurück. Über 10:10 erarbeiteten sie sich unter lautstarkem Jubel von den Rängen – die Gäste waren mit zwei Fan-Bussen angereist – einen 19:16-Vorteil. Als Schöps die Aufgabe zum 23:21 ins Netz floppte, flippten die begeisterten Anhänger der Volleys aus. 25:21 – Berlin war wieder im Spiel. Der Einsatz des 2,10 m langen Dünnes hatte sich ausgezahlt, weil er mit mehr Übersicht und variabler als Carroll die Bälle schlägt.
Der (unerwartete) Satzverlust machte dem Favoriten nicht nur mental zu schaffen. Auch das Spiel der Polen war nun nicht mehr so selbstbewusst und kompakt wie noch zu Beginn. Der Block war nicht mehr so schnell zur Stelle und im Komplex Block/Feldabwehr wurden nicht mehr so viele Attacken der Volleys pariert.
Mit dem Erfolgserlebnis im Rücken bestimmten die Volleys – weiter mit Dünnes – nun endlich locker und couragiert die Ballwechsel. Über 8:4 und 16:12, da hatte der Gegner bereits Zuspiel und Diagonalangriff ausgetauscht, und 25:17 gelang der lautstark gefeierte 2:2-Satzausgleich.
Doch die Aufholjagd hatten Kraft und Konzentration gekostet. Rzseszow zog im Entscheidungsdurchgang des Tiebreaks mit starken Aufschlägen und paar glücklichen Blockbällen auf 7:1 davon. Die BR Volleys versuchten es mit vollstem Risiko (Aufschlagfehler), konnten aber das 2:3 nicht abwenden.
Jochen Schöps bestätigte: „Ja, wir wollten die 0:3-Heimschlappe wettmachen und waren besser vorbereitet. Zwei Sätze lief es einfacher als erwartet. Dann hatte sich Berlin eingestellt. Schlug besser auf und war auch durch Christian Dünnes stärker im Angriff. Ziel bleibt Gruppenrang eins, aber auch, dass wir nach einer kleinen Krise uns als Mannschaft weiterentwickeln. Die Weihnachtspause ist nur kurz, denn wir haben bis Jahresende noch drei Spiele.“
BR Volley-Trainer Mark Lebedew: „Wir wussten, dass Rzeszow alles einsetzen würde, um sich zu rehabilitieren. Das ist ihnen auch anfangs sowie am Ende gelungen. Wir gehen am Ende mit vier Punkten aus den Begegnungen mit einem Gegner, der sich die Teilnahme am Final Four auf die Fahnen geschrieben hat. Unter diesem Aspekt bin ich zufrieden, auch wenn wir anfangs unser Spiel nicht wie erhofft durchsetzen konnten. Insgesamt denke ich, haben wir eine gute Ausgangsposition, um in der Champions League den Sprung in die nächste Runde zu erreichen.“
Wie Berlin will sich auch Rzeszow um die Ausrichtung des Vierer-Finals bewerben. Da wäre wohl der Gruppensieg hilfreich.
Weil in der Bundesliga Dresden Insolvenz anmeldete, fällt das vor Weihnachten terminierte Wettspiel für die Hauptstädter aus. Frei bekommen sie aber über die Feiertage nur ganz kurz. Im Januar warten Prüfungen in der Bundesliga – da sind sie punktgleich mit Spitzenreiter und Rekordmeister VfB Friedrichshafen – sowie die abschließenden Partien in der Vorrunde der Champions League.