Bonfortionös erleben wir die Leiden und Freunden des kapielskischen Nebenichs Ernst L. Wuboldt, der sich, wenn er nicht gerade in Bamberg Bier trinkt, mit seinen Freundinnen und Freunden im Berliner Norden dem Gerstensaft widmet. Wie bei Kapielski üblich, werden die großen Fragen des Lebens nacheinander beackert – und auch ein bisschen beantwortet. Dafür sind neben Wuboldt der Pohle, das kapielskische Überich, sowie wechselndes Personal aus dem Komödienstadl des Lebens zuständig. Je nach Kneipe fühlen wir uns ein in die schreckliche Geschichte von Ibizza-Kurt oder Bärbel, der Herrenreiterin, auch Wuboldt bekommt ganz schön was ab. Wer es nun schon ahnt, ja, E-R-O-T-I-K spielt eine Rolle und manche der herzerfrischenden Dialoge lassen Arno Schmidt im kapielskischen Gewand auf erstehen. Als dann ein wenig Mord dazu kommt, oder wars doch nur Totschlag, und die Wellen des Lebens über Wuboldt zusammen schlagen, als auf handgezählten 458 Seiten endlich Lichts ins große Ganze kommt, hat Kapielski (alias der Pohle) endlich bewiesen, zu den ganz großen Spandaus zu gehören. Hurtig leset also diesen Roman, nein diesen Volumenroman – und zwar Dalli Dalli.
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Thomas Kapielski, Je dickens, destojewski! – Ein Volumenroman, Edition Suhrkamp, Berlin 2014, 458 Seiten, ISBN: 978-3-518-12694-3, Preise: 20,00 € (D), 20,60 € (A), 28,90 sF (CH)