Knapp 60 Athletinnen und Athleten aus 24 Ländern durften in sieben Wettbewerben in einem Dreistunden-Programm ihr hochkarätiges Können zeigen. Begleitet von Zutaten, die sich aktuell im Sportunterhaltungs-Betrieb seuchenartig ausbreiten: Flammenwerfer, Klatschpappen, künstliche Nebelschwaden usw. …Und Musikbeschallung im Schmerzbereich sowie Animations-Aufforderungen, so, als ob die sportlichen Darbietungen nicht genügend Begeisterung auslösen würden!
Egal wie und egal was – die etwas durch Sponsoren-Tickets hochgerechneten 10 500 Zuschauer jedenfalls machten mit. Und schufen eine Atmosphäre, die Olympiasiegern und Weltmeistern bis hin zum 19-jährigen Sprint-Jugendmeister durchweg Komplimente entlockte: fantastisch, geil bis supergeil!
Die Schlagzeilen lieferten Olympiasiegerin und Weltmeisterin Sally Pearson (Australien) mit der Jahres-Weltbestleistung über 60 m Hürden in 7,79 s — Stabhochspringer Malte Mohr (Wattenscheid) mit der zweitbesten Saisonhöhe in der Welt von 5,90 m — die nationale Sprint- und Ex-Europameisterin Verena Sailer (Mannheim) mit der Eglaisierung ihrer 60-m-Bestzeit von 7,12 s — Olympiasieger (2008) Dayron Robles (Kuba) als Erster über 60 m Hürden in 7,53 s — der zweifache Kugelstoß-Weltmeister David Storl (Chemnitz) mit seiner sechsten Hallen-Siegerweite über 21 m (21,20) — der Berliner Lucas Jakubczyk mit seiner persönlichen Bestzeit von 6,56 s über 60 m hinter dem früheren 100-m-Weltmeister Kim Collins aus der Karibik (6,52).
Sie alle dürften sich bestätigt fühlen, in aussichtsreicher Form bei den anstehenden Hallen-Weltmeisterschaften in einer Woche (7. – 9. März) in Sopot/Polen anzutreten.
Deren Wettbewerbe waren parallel in der Multifunktions-Arena am Ostbahnhof (Donnerstag lief ein Konzert, Freitag Eishockey, Sonntag gab es erneut Eishockey) über die Bühne gegangen. Auf einer blauen Polytan-Sprintbahn (85 m lang, 6 Bahnen), rechts und links davon Kugelstoßen bzw. Stabhochsprung. Dafür hatte man an den Längsseiten Zuschauertribünen hydraulisch eingefahren.
Dann folgte eine Umbaupause von einer halben Stunde für das Spektakel "Gigantenduell im Diskusring", sprich Olympiasieger, Weltmeister und Lokalmatador Robert Harting gegen seinen "ewigen" Kontrahenten Piotr Malachowski aus Polen!
Beide betraten wie Box-Profis die Kampfstätte im Spotlight — mit Kapuzenmantel, selbstgewählter Musikuntermalung. Auf dem unters Hallendach hochgezogenen Video-Würfel war zuvor aus den Kabinen zu sehen, dass Malachowski mit Dartpfeilen den Pappkameraden Harting attackierte, während jener den Pappkollegen Malachowski kopfüber in einen Eimer stülpte…ein bisschen Comedy-Kopie!
Aus dem mit Netz gesicherten Wurfring – an den Längsseiten Riesennetze zum Schutz der Zuschauer – feuerten dann drei Deutsche, zwei Polen und ein Niederländer — allesamt plus 100 kg und um die 2 m groß — die 2-kg-Scheiben Richtung 60-m-Linie. Wenn das gelang, flammten Feuerstöße auf!
Bester Diskus- und Flammenwerfer war der Magdeburger WM-Vierte Martin Wierig mit technisch sauberen Würfen und der Spitzenweite von 64,82 m. Dahinter Malachowski (63,73) und dessen Landsmann Robert Urbanek (62,27).
Harting wirkte nach intensivem Hanteltraining ("45 Tonnen in der Woche gehoben") nicht so flüssig und abgerundet im Bewegungsablauf, produzierte manche Flatterminen. So blieb ihm mit 62,20 m nur Rang vier und die Erkenntnis: "Da muss ich etwas verbessern, um zu gewinnen." Im Sommer etwa, bei den Europameisterschaften in Zürich.
Der inoffizielle deutsche Hallenrekord des einstigen Ostberliners Wolfgang Schmidt, angegeben mit 66,20 aus dem Jahre 1980 (vermutlich aus einem überdachten Werferhaus ins Freie) jedenfalls blieb unangetastet.
Auch eine andere historische Replik hinterließ Fragezeichen. Das Indoor ISTAF soll eine 46-jährige Lücke von Hallen-Sportfesten in der Stadt — seinerzeit 1968 in der Deutschlandhalle – geschlossen haben. Dabei hatte man außer Acht gelassen, dass im Ostberliner Dynamo-Sportforum auch danach Rekorde im Sprint und auf einer überhöhten Holz-Rundbahn fielen. Oder nach dem Mauerfall in der Rudolf-Harbig-Halle Meisterschaften und ein internationales Meeting veranstaltet wurden. Wie in den späten 90-er Jahren in der Schöneberger Halle Sergej Bubka bei seinem Weltrekord über 6 m mit den Füßen fast die Decke touchierte…
Sei es wie es sei — die O2 World hat ihre Leichtathletik-Tauglichkeit unterstrichen. Das Konzept aus Sport und Show kam an. Und die Akteure durften bei einem Gesamt-Etat von ca. 450 000 Euro (zwei Drittel davon durch Sponsoren) nebst Selbstdarstellung und Formtest "angemessene" Antrittsgelder und bescheidene Siegprämien kassieren. Gute Vorzeichen für weitere ISTAF Indoor-Sportfeste.