Das Personal seines Winterendekrimis wurde vom düsteren Meister aus Hessen wieder sehr sorgfältig aus dem Irrenhaus des Lebens ausgewählt. Gemobbte, Erniedrigte, vom Leben benachteiligte Würstchen die mehr oder weniger durch eine seltsame Verkettung extremer Zufälle in den Strudel des Schreckens geraten. Der Kommissar leidet noch immer unter dem Krebstod seiner Frau und hat sich in eine Nutte verliebt, die auf Geheimnisse steht und wenig bis nichts von sich preisgibt und sich am Ende als sehr spezielle Gabenspenderin erweist. Wenn es nicht gerade schneit, regnet es, bzw. geht in Schneeregen über. Die Polizisten tappen wie Statisten durch den Schneematsch und im Chat kündigt sich das finale Böse an. Doch die Bösen sind auch nur Opfer ihrer Armseligkeit und das Schicksal meint es gut mit der finnischen Bevölkerung. Ach ja, die Guten kommen nicht vor. Und wenn, sind sie vom Leben gebeutelte Halbgute. Alle leiden stumm vor sich hin und warten auf Irgendwas. Die Krimihandlung ist eingeschränkt spannend, erst nach der Hälfte des Buches nimmt die Geschichte bissel Fahrt auf. Wer auf fein ausgearbeitete Bösewichter-Psychogramme steht, dem ist dieses Buch zu empfehlen. Wer eine einigermaßen nachvollziehbare, intelligente und spannungsgeladene Geschichte mit Drive und Überraschungen mag, ist bei Wagner an der falschen Adresse.
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Jan Costin Wagner, Tage des letzten Schnees, Ein Kimmo-Joentaa-Roman, 320 Seiten, Galiani-Verlag, Berlin 2014, ISBN-10: 3869710179, 19,90 Euro (D)