Sprung nach England
In diesem Jahr wagte sie den Wechsel auf die Insel. Mit dem Liverpool Ladies FC, dem Frauenteam des FC Liverpool, wurde sie auf Anhieb Meister in der FA Women’s Super League. Die U-20-Vize-Weltmeisterin 2012 avancierte in Liverpool sofort zur Stammspielerin und hatte mit zehn Treffern in dreizehn Partien Anteil am Gewinn der englischen Meisterschaft 2013. Mit Rolser wurde auch eine weitere Deutsche englischer Meister – die in Duisburg, Potsdam und Bad Neuenahr nicht unbekannte Corinna „Coco“ Schröder. Da die Saison in England, die über die Sommermonate ausgespielt wird, bereits beendet ist, macht die ehemalige VfL-Spielerin Rolser aktuell ein Praktikum beim Württembergischen Fußball-Verband, in ihrer freien Zeit trainiert die deutsche U20-Nationalspielerin seit ein paar Wochen beim Bundesligateam des VfL mit, um sich fit zu halten.
Nicole, zwei Jahre hast du beim VfL gespielt, seit drei Jahren bist nun weg aus Sindelfingen. Wie eng ist der Kontakt noch zum VfL, wie und über wen kam es zustande, dass du wieder hier mittrainierst?
Es besteht noch ein sehr enger Kontakt zum VfL. Vor allem zum Trainerteam, das sich seit ich in die erste Liga gewechselt bin noch nicht verändert hat. Bei den Spielerinnen gab es einen großen Umbruch und es sind viele junge Spielerinnen von der Jugend gekommen, sodass ich nur noch mit wenigen von ihnen zusammen gespielt habe. Dadurch, dass noch ein guter Kontakt zum Trainerteam besteht, habe ich einfach mal angefragt, ob ich mittrainieren kann.
Wie intensiv verfolgst du die Ergebnisse des VfL? Was glaubst du, wo wird die Entwicklung in Zukunft hingehen?
Ich verfolge die Ergebnisse beim VfL und in der ganzen Liga noch sehr genau mit. In der Liga habe ich noch viele Freunde bei verschiedenen Mannschaften, bei denen ich die Ergebnisse mitverfolge.
Der VfL hat im Moment eine sehr junge Mannschaft. Aber in dieser Mannschaft und in jeder einzelnen Spielerin steckt sehr viel Potenzial. Ich denke, es ist noch zu früh für manche Spielerinnen in der 1. Liga, aber wenn sich jede einzelne Spielerin kontinuierlich weiterentwickelt sehe ich in der Zukunft gutes Potenzial in der Mannschaft.
Die deutsche Frauen-Bundesliga gehört sicherlich zu den stärksten Frauenfußballligen der Welt. Du spielst inzwischen in der englischen Women’s Super League. Wie ist dort das sportliche und organisatorische Niveau? Was kannst du über Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen beiden Ligen und dem Frauenfußball allgemein in beiden Ländern sagen? Insbesondere auch über die Rolle des Frauenfußballs in beiden Ländern im Unterschied zum Männerfußball?
Ich denke auch, dass die Frauen-Bundesliga sicherlich zu den stärksten Frauenfußballligen der Welt gehört, aber England baut im Moment auch etwas Tolles auf und die Liga ist nicht mehr weit vom deutschen Niveau entfernt. Das organisatorische Niveau ist natürlich sehr gut, da hinter jedem Frauenteam ein großes Männerteam steht z.B. Liverpool, Chelsea, Arsenal usw. Da wird natürlich die Professionalität von den Männerteams in die Frauenteams übertragen. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen beiden Ligen sind schwer zu sagen. Es ist fußballerisch vergleichbar. Einzig, dass in Deutschland mehr auf Athletik und in England mehr auf Fussballtechnik geachtet wird wäre ein Unterschied. Das Medieninteresse ist in England ein bisschen höher. Es werden viele Spiele in BT Sport übertragen, wir haben unsere eigene kleine "Sportschau" und spielen manchmal im großen Männerstadion.
Wie kommst du in England zurecht? Sportlich wie privat? Hat es da eine längere Eingewöhnungsphase gebraucht oder konntest du gleich loslegen?
Ich habe mich relativ schnell eingelebt. Die Menschen in England sind sehr freundlich und hilfsbereit, sodass ich mich direkt wohl gefühlt habe. In der Anfangsphase war die Sprache und der Linksverkehr die größte Umstellung für mich.
Der Liverpool Ladies FC ist ja das Frauenteam des FC Liverpool. Wie ist das organisatorisch geregelt, gibt es da Kontakte auch zu den Spielern des Männerteams? Spielt Ihr gar mit dem Frauenteam auch an der legendären Anfield Road?
Ja, es gibt Kontakte. Wir hatten ein gemeinsames Training mit den Männern, haben schon öfters in der Kantine zusammen gegessen und waren zusammen auf Vereinsveranstaltungen. Unser Pokalhalbfinale gegen Arsenal haben wir an der legendären Anfield Road gespielt. Natürlich nicht vor so vielen Zuschauen wie die Männer, aber die Atmosphäre und der Tag werden mir immer in Erinnerung bleiben.
Dein Vertrag beim Liverpool LFC läuft noch bis zum Ende der nächsten Saison. Wie sieht es danach aus, wirst du weiter in England spielen oder wird man dich auch einmal wieder in der deutschen Frauen-Bundesliga sehen?
Ich lasse alles offen. Ich kann nur soviel sagen, dass es mir in England sehr gut gefällt.
Aktuell machst du ein Praktikum beim Württembergischen Fußball-Verband. Was genau sind deine Aufgaben dort?
Ich schnuppere für vier Wochen mal hinter die Kulissen beim WFV. Spielerinnen stehen nur immer auf dem Fußballplatz und ich wollte mal wissen, wer die ganzen Bezirke organisiert und wie es auf so einer Geschäftsstelle abläuft. Es ist sehr interessant, weil man als Spielerin gar nicht realisiert, wie viel Arbeit es überhaupt ist alles zu organisieren. Meine Aufgaben sind sehr vielseitig und es ist von allem was dabei.
Neben dem Fußballspielen betreibst du auch noch ein Fernstudium in BWL & Projektmanagement. Kann man das auch mit den Bereichen verbinden, die du aktuell beim WFV kennenlernst? Hast du da schon konkrete Vorstellungen, wo es nach der Fußballkarriere beruflich hingehen soll?
Das Praktikumsinhalte lassen sich sehr gut mit meinem Studium verbinden. Die Inhalte sind genau die, die ich nach meiner Karriere auch gerne anstreben möchte.
In einem Video auf Youtube gibst du an, dass du gerne ein Elefant sein würdest, wenn du ein Tier wärst. Das riecht danach, dass du gerne größer als 1,57 m wärst. Ist es im Fußball eher von Vorteil oder ein Nachteil etwas kleiner zu sein? Dein fußballerisches Vorbild, laut selbem Video, Lionel Messi zählt auch nicht gerade den körperlich Größten seiner Zunft, dafür aber zweifelsohne zu den Besten.
Klar würde ich nicht nein sagen, wenn ich ein bisschen größer sein könnte. Aber ich bin trotzdem sehr zufrieden mit meiner Größe. Im Fußball können es Vor- und Nachteile sein, aber ich habe eine gute Sprungkraft mit der ich sogar auch Kopfballduelle gegen größere Spielerinnen gewinne. Und Messi ist auch nicht viel größer und hat es sehr weit im Fußball geschafft. Also von daher ist die Größe kein Hindernis.