Berlin-Marathon bei der 40. Auflage mit allen Weltrekordlern – Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen nach Boston-Attentat

Doch zur 40. Auflage des größten Ein-Tages-Sportwettbewerbs auf deutschem Boden hat der Veranstalter SCC Events GmbH sich eine besondere Geste (und Ausgabe) gestattet und die Rekord-Runner als Ehrengäste eingeladen. Also den zweifachen Rekordbrecher und Publikumsliebling Haile Gebrselassie aus Äthiopien, Tegla Loroupe, Paul Tergat und Patrick Macau aus Kenia, den Brasilianer Ronaldo da Costa, die Japanerin Naoko Takahasi sowie die Deutsche Christa Vahlensieck mit ihrer Weltbestzeit aus dem Jahre 1977. Auch die dreifache Berlin-Siegerin Uta Pippig, seit längerem wohnhaft in den USA, hat ihr Erscheinen bestätigt.

„Es haben alle zugesagt“, erklärte Renndirektor Mark Milde auf der Pressekonfernez am Montag. Am Donnerstag stellen sie sich am Vormittag den Medien und sind ab 14.45 Uhr am ehemaligen Flughafen Tempelhof bei „Kinder fragen Marathon-Stars“ plus Autogrammeschreiben zu erleben.

Insgesamt werden rund 47 000 Aktiven aus mehr als 100 Ländern in den Sparten Lauf, Power Walking, Inline Skating, Handbiking und Rollstuhlfahren am Samstag/Sonntag konkurrieren. Und nicht nur im Start-,-Zielbereich auf der Feiermeile Straße des 17. Juni verkehrstechnisch für einen Ausnahmezustand sorgen.

Wer sich dem Gewusel nicht aussetzen mag und das Geschehen lieber am Fernseher verfolgt, aber so auf das Flair bei diesem Ereignis im Rahmen der weltweiten Major Marathon Rennserie verzichtet, der kann dies am Sonntag ab 8.20 Uhr bei ARD, RBB oder Eurosport tun. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten hatten jahrelange mit fragwürdigen Quoten-Argumenten auf die Übertragung verzichtet. Das Geld der Gebührenzahler für Fußball, Alibi-Boxkämpfe oder andere verzichtbare Sendungen (Talkshows) verschleudert… Wie attraktiv die Bilder aus der deutschen Hauptstadt und die Rennen sind, verdeutlicht sich an der Tatsache, dass mehr als 160 Länder darüber berichten.

Weil das Fernsehen wichtig für das Entgegenkommen von Sponsoren ist, investiert der Veranstalter eine mittlere sechsstellige Summe in die Übertragung mit u.a. 20 Kameras und einen Hubschrauber. Die TV-Stationen zahlen dafür keinen Cent, stellen lediglich Reporter und Fachkommentatoren.

Aufwendiger denn je sind die Vorkehrungen für die Sicherheit der Teilnehmer und Zuschauer. Eine Folge des verheerenden Bombenattentats zweier Extremisten aus Tschetschenien im April beim Boston-Marathon. Stärker kontrolliert werden deshalb die Zugangsbereiche für Zuschauer (Tiergarten) und die Aktiven. So muss sich jeder Teilnehmer beim Abholen der Startutensilien mit seinem Ausweis legitimieren. Auch gibt es eine Videoüberwachung an markanten Stellen.

Die Feuerwehr bietet rund 650 Helfer plus Spezialfahrzeuge auf. Die Polizei beziffert den Einsatz von 750 bzw. 1000 Beamten (Sonntag).

ie Vitalmesse in Tempelhof ist Magnet für Laufinteressenten aller Coleur, während sich Sportmediziner auf einem internationalen Symposium treffen. Jürgen Lock, Geschäftsführer SCC Events, ist optimistisch, „dass am Wochenende und speziell am Sonntag fast perfekte Marathonbedingungen herschen werden – 11 bis 17 Grad, vorwiegend bedeckter Himmel“. Nur der Wind sei schwer vorhersehbar.

Renndirektor Milde favorisert die Kenianer W. Kipsang, Kipchoge und G. Kipsang als erste Sieganwärter. Bei den Frauen deren Kolleginnen Kiplagat, Erste 2011, und Cherop. Als deutsche Rekordhalterin kehrt die 41-jährige Irina Mikitenko (Frankfurt) an die Stätte ihres Triumphes von 2008 (2:19:19) an die Spree zurück.

Am Mittwoch feiert im Filmtheater am Friedrichshain (19.30 Uhr, Bötzowstr. 1) ein Marathon-Film eines holländischen Teams seine Premiere. Es geht um einen kenianischen Läufer – Geoffrey Kipsang, 2011 Junioren-Weltmeister im Crosslauf. Danach gewann er den Berliner Halbmarathon als mit 18 Jahren mit Abstand jüngster Sieger dieses internationalen Top-Events.

Ein halbes Jahr später war er Tempomacher für den Weltrekordler Haile Gebrselassie beim Berlin-Marathon, als dieser mit Atemproblemen aufgeben musste (und Patrick Makau Weltrekord lief). Im vergangenen Jahr war Kipsang Dritter in Berlin und zählt diesmal zum engeren Favoritenkreis.

Der Film eröffnet Einblicke in die Welt der ostafrikanischen Läufer. Er zeigt sie im Trainings-Camp ihres europäischen Managements, lässt Trainer und frühe Wegbegleiter zu Wort kommen, kurz: zeigt das soziale Umfeld der Athleten, die weltweit alles abräumen, was an Meriten und Titeln zu holen ist.

Nach Mittwochabend gibt es noch zwei weitere Vorstellungen am Freitag (14 Uhr) und Samstag (12 Uhr). Ansonsten ist der Film ab Mittwoch als Bezahlvideo auf Vimeo zu sehen.

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