Auch dieser saftig grüne Teppich schmückte die Heimstätte der Eisernen an diesem Premiere-Abend. Zu Gast beim 1. FC Union war mit dem SV Sandhausen der Vorletzte in der Zweitliga-Tabelle gekommen. Trotzdem wollten 17532 Liebhaber dieses Spiel erleben – Saisonrekord. Und die durften durchaus zufrieden sein – abgesehen vielleicht von der kleinen Schar Sandhäuser, die auf der Gästetribüne immerhin unentwegt ihre Fahnen schwenkte. Für Union lief eigentlich alles nach geplanten Protokoll. Ein 3:1-Sieg, eine gute Kulisse (wenn auch nicht ganz vollständig besetzte Haupttribüne) und sogar ein Tor des einzigen Neulings im Verein Baris Özbek.
Sofort nach dem Anpfiff von Schiedsrichter Christian Bandurski bestimmten die Hausherren das Tempo und ließen Sandhausen kaum Raum zur Entfaltung. Bereits in der sechsten Minute fiel das 1:0. Kurioserweise gleich zweimal. Nach einer Ecke von Kapitän Torsten Mattuschka hämmerte Michael Parensen die Kugel auf das von Daniel Ischdonat gehütete Tor. Knapp hinter der Tor-Linie köpfte Ju Tae Yun den Ball ins Feld zurück, wo Simons Terodde mal wieder richtig stand und das Spielobjekt endgültig ins Netz beförderte. Nachdem erst Terodde als Torschütze verkündet und bejubelt wurde, wurde später Parensen der Treffer zuerkannt. Aber das war eigentlich jedem egal. Der Treffer ließ die Eisernen noch selbstbewusster agieren. Sandhausen fand kaum statt. Die Unioner dagegen ließen noch zwei gute Chancen aus: Ischdonat angelte noch einen Kopfball von Terodde weg und Adam Nemec köpfte frei vor dem Tor den Ball dem Sandhäuser Torwart direkt in die Arme.
Aber dann war es wieder Parensen, der das 2:0 vorbereitete. Sein scharfer Schuss von halblinks wurde von Sandhausens Verteidiger Marco Pischorn im Strafraum mit dem Ellenbogen abgefälscht. Bandurski zögerte nicht und zeigte auf den Punkt. Mattuschka trat an und schoss den Ball flach und hart in die untere rechte Ecke. Ischdonat, der alte Fuchs, hatte die Ecke erahnt und war auch mit den Fingern am Ball. Indes dieser ließ sich nicht aufhalten und zappelte im Netz. „Torsten Mattuschka, du bist der beste Mann. Torsten Mattuschka kann das, was keiner kann…“, sang es von den Tribünen in den Hexenkessel hinein.
Mit diesem beruhigenden Vorsprung ging es dann auch bald in die Pause, auch weil Andrew Wooten die einzige Chance der Gäste in den ersten 45 Minuten kurz vor dem Pausenpfiff kläglich versemmelte.
„Zu jenem Zeitpunkt ein Tor hätte uns vielleicht mit mehr Zuversicht die zweite Spielhälfte beginnen lassen“, bedauerte nach dem Spiel Sandhausens Trainer Hans-Jürgen Boysen, der mit einem durch Verletzungen und Krankheit zusätzlich gebeuteltem Team nach Köpenick gekommen war. Alle vier Neuzugänge musste Boysen aufbieten, um eine halbwegs gefüllte Ersatzbank zu besetzen.
Die Sandhäuser mühten sich zwar redlich und gaben auch nie auf, allein dem Druck der Gastgeber waren sie nicht gewachsen. Und so war es in der 68. Minute ausgerechnet der nicht einmal zwei Minuten zuvor eingewechselte Neu-Unioner Baris Özbek, der wiederum nach einer Mattuschka-Ecke den Ball aus dem Gewühl zum 3:0 ins gegnerische Tor knallte. „Ich hatte geahnt, dass der Ball zu mir kommt“, meinte Özbek nach dem Spiel. Nach dem Tor war er schnurstracks zu seinem Fußball-Lehrer Uwe Neuhaus gerannt. Der hatte Özbek seit dessen Jugend in Essen nicht aus den Augen verloren. Nicht in der Zeit als der bei der Nachwuchsauswahl neben Özil und Khedira spielte, auch nicht als er mit Galatasary Istanbul türkischer Meister wurde. Aber Neuhaus verpasste auch nicht die Gelegenheit, als Özbek nach einer Verletzung bei Trabzonspor ausgemustert wurde. Nun dankte Özbek das Vertrauen gleich mit einem Tor bei seiner Premiere.
Trotzdem bremst Neuhaus gleich einmal die Euphorie: „Ich freue mich natürlich über solch einen Einstand, dürfen Baris nicht verheizen, behutsam ihn behutsam in die Mannschaft einfügen. Er hat körperlich noch viel aufzuholen.“
Weniger auffällig, aber nicht minder effektiv spielte ein anderer Unioner. Christoph Menz besetzte überraschend für viele die Sechser-Position, die der nach Kaiserslautern entfleuchte Markus Karl bislang eindrucksvoll ausgefüllt hatte. Menz, ein Eigengewächs an der Wuhle, ist solange im Team dabei, dass viele sich wundern, wenn sie hören, dass er erst 24 Jahre alt ist. Allerdings schien sein Talent etwas zu versiegen. In dieser Saison hatte er erst einmal in der Startelf gestanden. Indes an diesem Abend war kaum ein Fehlpass von ihm zu sehen. Menz zeigte Übersicht und Zweikampfstärke.
Gewiss ein Beispiel auch für Eroll Zejnullahu, den Neuhaus in der letzten Minute einwechselte. Der 18-Jährige leistete sich gleich einen Fehlpass, den Julian Scheuerte zum 1:3 nutzte. Ein Schönheitsfehler, aber gewiss kein Trauma für den jungen Unioner. Auch an den schwierigen Namen Zejnullahu werden sich die Fans wohl gewöhnen. Sollte er einmal so lange wie Menz dabei sein, bekommt er garantiert auch einen Spitznamen.
Union indes schleicht sich langsam in Richtung Spitze. Vorläufig besetzt die Mannschaft den vierten Tabellenplatz. Mal sehn wie es aussieht, wenn die Haupttribüne komplett ist im Sommer.