Diese Sorgen bestimmen immer mehr die öffentliche Diskussion. Ein vehementer Vertreter für Nahrungsmittelgerechtigkeit ist beispielsweise Jean Ziegler, Schweizer Soziologe und ehemals Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung.
Diese Bedenken hat auch das Umweltbundesamt (UBA) aufgegriffen, indem es die Förderung von Strom und Treibstoff aus Pflanzen als ökologischen Irrtum bezeichnet. Jüngst empfahl die Bundesbehörde, langfristig darauf zu verzichten. Das ist eine Neupositionierung des UBA, denn bislang waren die amtlichen Umweltschützer in Übereinstimmung mit dem Mainstream, wonach die Energiegewinnung aus Pflanzen als eine probate Umweltschutzperspektive gilt.
Ihre Aussagen gründen die Behördenvertreter auf einer Analyse der globalen Nutzung von Anbauflächen für die Landwirtschaft. Wegen der wachsenden Weltbevölkerung könnte der Anteil zur Nutzung für die Bioenergieproduktion – bisher drei Prozent – zu einem größeren Problem für die Ernährung werden. Schon jetzt leiden eine Milliarde Menschen Hunger wegen der ungleichen Verteilung der Nahrungsmittel. Außerdem ginge eine Ausweitung der Ackerflächen zu Lasten des Klima- und Naturschutzes. Häufig fehle auf gerodeten Flächen das erforderliche Wasser.
Mit dieser neuen Einschätzung befindet sich das UBA im Einklang mit der EU-Kommission, die vorgeschlagen hatte, die bestehende Quote für Biosprit zu senken. Allerdings entsteht hierdurch ein Dissens mit der Bundesregierung, die an ihrer Förderung von Biokraftstoffen festhält.
Die amtlichen Umweltschützer empfehlen statt des Biosprits aus Pflanzen, die Forschung und Entwicklung von Elektroantrieben und anderen alternativen Antrieben zu verstärken. Hierbei ist auch die Frage zu beantworten, auf welche (umweltschonende) Weise der Strom gewonnen wird. Die Diskussion geht weiter.