Von Hunold über Mehdorn zu Hogan
Doch damit sind die Probleme bei Air Berlin noch lange nicht gelöst, das katastrophale Erbe, das Ex-CEO Joachim Hunold hinterlassen hat, liegt immer noch wie ein dunkler Schatten über Deutschlands zweitgrößter Airline. Sanierer Mehdorn ging nun einen Weg, den Hunold scheute wie der Teufel das Weihwasser – er holte sich einen mächtigen Partner an Bord, den alten Airline-Fuchs und mit allen Wassern gewaschenen James Hogan, Chef von Etihad, der von nun an auch im Aufsichtsrat von Air Berlin sitzen wird.
Der Australier Hogan und der Deutsche Mehdorn sind ein ungleiches Paar, in ihrer Art und ihrer Kompetenz. James Hogan ist seit über 30 Jahren dick im Airline-Geschäft, Mehdorn ist noch in der „Ausbildung“, hat allerdings mit Hogan einen vorzüglichen Lehrmeister an seiner Seite.
Etihad lebt von den Petro-Dollars des Scheichs
Etihad selbst hat noch nie schwarze Zahlen geschrieben, die unglaublich dynamische Expansion hat ihren Preis, aber die Herrscher von Abu Dhabi haben Geld in Hülle und Fülle – und davon will auch Air Berlin partizipieren. Man spricht davon, dass Air Berlin Kredite von 195 Millionen Euro über fünf Jahre in Anspruch nehmen kann.
Ein Tropfen auf den heißen Stein
Schon alleine deshalb ist der 29-Prozent-Einstieg von Etihad keine oder zumindest nur kurzfristige Win-win-Situation. Der Geldsegen aus Abu Dhabi tut Mehdorn gut, aber der Schuldenberg von 600 Millionen Euro steht noch immer wie ein Fels in der Brandung. Deshalb ist eine weitere Vereinbarung von größerer Bedeutung: Synergien sollen zu 35 oder gar 40 Millionen Euro Einsparungen beitragen über 40 Millionen Passagiere mit 233 Flugzeugen befördern und 18.000 Mitarbeiter beschäftigen. Gemeinsam will man einen Umsatz von neun Milliarden Dollar erzielen, wobei Air Berlin meldete, dass man in den ersten drei Quartalen 2011 etwa 1,4 Milliarden Euro Umsatz erzielt habe.
Abschied von Dubai
Eine Folge der Kooperation und des Einstiegs von Etihad bedeutet für Air Berlin, dass man Dubai aufgeben wird und dafür Abu Dhabi anfliegen wird. Dies allerdings ist für Dubai-Touristen oder Geschäftsflieger kein großes Problem, liegen beide Städte doch nur einige Kilometer auseinander.
Fusionsgerüchte
Nun kursieren bereits seit einiger Zeit Spekulationen, dass die Dubai-Airline Emirates und Etihad fusionieren könnten, denn Emirates hat große Finanzprobleme, um die gewaltigen Investitionen in neue Flugzeuge (vor allem A380-Maschinen) stemmen zu können. Abu Dhabi mit Scheich Khalifa an der Spitze hat Dubai schon mehrfach mit Milliarden gerettet, als die Immobilienblase platzte. In Dankbarkeit wurde das höchste Gebäude der Welt von Burj Dubai in Burj Khalifa umbenannt.
Dies alles ist kein Geheimnis, interessanter dürfte sein, wie Mehdorn und Hogan nach der anfänglichen Euphorie im geschäftlichen Alltag zusammen arbeiten werden. Zwei „Alphatiere“ treffen aufeinander, wobei Mehdorn wohl erkennen muss, dass Geld schlagkräftigere Argument ist. Das ist im Fall Air Berlin eine gute Nachricht.