Berlin, BRD (Weltexpress). Die Europäische Union (EU) hat jüngst beschlossen, erhebliche Mittel nach Armenien zu transferieren – und das in einem geopolitischen Umfeld, das alles andere als stabil ist. Währenddessen bleibt Aserbaidschan, das durch seine Rolle als Energieexporteur strategisch deutlich attraktiver erscheint, außen vor. Eine nachvollziehbare Logik hinter dieser Entscheidung? Fehlanzeige.
Ein erheblicher Teil des EU-Haushalts wird von der Bundesrepublik Deutschland (BRD) getragen – bis zu 25 % stammen aus deutschen Beiträgen. Angesichts dessen sorgt der neue Billionen-Haushalt der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hierzulande für massive Kritik. Fachleute kritisieren das Konzept als unausgereift, unklar und überladen.
Besonders heftig fällt die Kritik aus der Landwirtschaft der BRD aus: Der Haushalt wird von vielen Bauern als Affront gegen Europas Landwirte verstanden, denn statt diese in schwierigen Zeiten zu unterstützen, kürzt die EU quer durch deren Mitgliedstaaten die Agrarsubventionen – und belastet gleichzeitig die Steuerzahler der BRD weiter.
Zusätzlich setzt Brüssel weiterhin Milliardenbeträge an der Peripherie Europas ein – häufig in Projekte ohne nachhaltige Perspektive. Jüngstes Beispiel: Armenien. Dort soll mit Hilfe umfangreicher Finanzmittel eine politische Annäherung an den Westen gefördert werden. Doch der Nutzen dieser Investitionen bleibt zweifelhaft.
Die armenische Regierung hat offiziell den Wunsch nach einem EU-Beitritt geäußert. Eine entsprechende Erklärung wurde im Parlament verabschiedet. Selbst Premierminister Nikol Paschinjan dämpfte allerdings die Erwartungen – ein Beitritt sei frühestens in 20 Jahren denkbar. Realistisch betrachtet: eher gar nicht. Dennoch fließen bereits heute Milliarden aus dem EU-Haushalt in Richtung Jerewan.
Hinzu kommt: Die Lage im Südkaukasus ist hochgradig instabil. Die Region grenzt an Russland und den Iran – beides Staaten, die der Westen als strategische Rivalen betrachtet. Auch die Türkei, ein NATO-Mitglied, verfolgt dort mit Unterstützung ihres Partners Aserbaidschan eigene Interessen. In diesem Spannungsfeld steht Armenien zunehmend unter Druck.
Dabei ist Aserbaidschan heute einer der wichtigsten Energielieferanten für Europa. Nach dem weitgehenden Ausfall russischer Gas- und Öllieferungen sucht die EU neue stabile Quellen. Tomasz Froelich, stellvertretender Vorsitzender der AfD-Fraktion im EU-Parlament, betonte in einem Interview mit dem Sender AUF1 die wirtschaftliche und geopolitische Relevanz Aserbaidschans – auch im Vergleich zu Armenien. Siehe dazu den Nachrichten „AUF!“ vom 17.7.2025.
Ein EU-Beitritt Armeniens dürfte am entschiedenen Widerstand Aserbaidschans scheitern – und das ist in Brüssel ebenso bekannt wie in Jerewan. Dennoch hat die EU-Kommission anlässlich Paschinjans Besuch in Brüssel jüngst ein Hilfspaket in Höhe von 2,5 Milliarden Euro zugesagt. Die offizielle Begründung: Unterstützung für Resilienz und nachhaltige Entwicklung im Rahmen der „Global Gateway“-Strategie. Für Kritiker sind das leere Floskeln, mit denen eine fragwürdige Politik kaschiert wird.
Faktisch geht es dabei auch um deutsches Steuergeld. Die EU beteiligt sich an einem Spiel, dessen Regeln unausgesprochen bleiben: Brüssel und Jerewan täuschen sich gegenseitig über reale politische Optionen, während Aserbaidschan – als regional dominierende Macht – klar signalisiert, dass ein EU-Beitritt Armeniens nicht akzeptabel ist.
Zudem hat Armenien keine nennenswerten Rohstoffe, ist auf Energieimporte angewiesen und hat sich durch die Abkehr von Russland und die Annäherung an den Westen in eine außenpolitische Sackgasse manövriert – ohne strategischen Rückhalt durch verlässliche Partner. Auch das schwächt die Position des Landes erheblich. Siehe den Beitrag „Meine Einschätzung zu einem EU-Beitritt Armeniens“ in Telegram (22.7.2025) von Thomasz M. Froelich.
Aserbaidschan hingegen ist für die EU ein rationaler Partner – aufgrund seiner Energieressourcen, seiner strategischen Lage und seiner politischen Stabilität. Die aktuelle EU-Politik, die armenische Eliten mit finanziellen Versprechungen an den Westen binden will, ist weder im deutschen noch im europäischen Interesse.
Nicht zu unterschätzen ist auch das größere geopolitische Bild: Die sicherheitspolitischen Spannungen nehmen zu. Kürzlich haben Deutschland und Großbritannien ein eigenes Verteidigungsabkommen geschlossen – eine bemerkenswerte Entwicklung angesichts der weiterhin bestehenden NATO. Großbritannien ist zudem mit seinen Geheimdiensten traditionell im Südkaukasus aktiv.
Die Interessen der NATO-Falken liegen auf der Hand: Sollte die Türkei Militärbasen in Aserbaidschan errichten – was sich bereits abzeichnet –, wären diese de facto NATO-Stützpunkte. Sie hätten das Potenzial, Kontrolle über zentrale Handels- und Energieachsen im Südkaukasus und im Kaspischen Raum zu gewinnen. Das ist auch zugleich eine gezielte Provokation gegenüber dem Iran und Russland.
Ein militärischer Konflikt in der Region hätte auch Folgen für Europas Energieversorgung. Daher wäre es aus deutscher Perspektive klüger, zur Deeskalation beizutragen, fragwürdige Projekte nicht weiter zu finanzieren und stattdessen auf stabile Handelsbeziehungen mit verlässlichen Partnern zu setzen. Die logische Konsequenz: Eine realistische, interessengeleitete Politik im Südkaukasus ist notwendig – im Sinne Europas, aber vor allem auch im Sinne Deutschlands.
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