Denn dafür ist das "Oscar Wilde" sich und uns genug, wollen sagen: Weder der Saint Patrick’s Day, der jährlich am 17. März anläßlich des Todestages des irischen Nationalheiligen Patrick, der die Kelten christianisierte, gefeiert wird noch der Bloomsday, der jedes Jahr am 16. Juni begangener Gedenktag, der sich auf das Buch "Ulysses", dem Hauptwerk des irischen Schriftstellers James Joyce, bezieht und für den die Hauptfigur des Romans, Leopold Bloom, als Namensgeber Pate stand, stehen im Kalender der Hauptstadtredaktion. Einzig und allein Lust auf Echtes aus Irland lockt uns ins "Oscar Wilde". Wir geben der Versuchung nach, denn "wer weiß, ob sie wiederkommen", sagen wir uns mit dem Dramatiker, und treffen auf Uwe Siegemund, den Wirt.
Zwar ist der Eigentümer von "The Oscar Wilde Irish Pub" gebürtiger Görlitzer, wird aber als langjähriger Bewohner des Prenzlauer Berges zu jener Spezies gerechnet, die von Touristen in der deutschen Hauptstadt schwer zu finden ist. Dafür hat der "Berliner" sein Glück in Irland gefunden. Der – genauer gesagt – Ostberliner ist nämlich mit einer Irin aus Cork verheiratet. "Somit ist der Irish Pub auch von der Bewirtung zeimlich authentisch", finden wir und fühlen uns in seinem Wohnzimmer auf die grüne Insel versetzt. Wer schon mal in Cork in einem der zahlreichen Pubs war, so wie wir, der sucht auch das Sport- und Unterhaltsunprogramm im „Oscar Wilde“ nicht vergeblich. Vom Flachbildschirm flackern Fußballspieler in den Gastraum, der gut besucht ist, vor allem von denen, die wissen, wie man sich in einem Irish Pub verhält, Glotze und weitere Gäste eher ignorierend, es sei denn, das eigene Team spielt oder Musiker. Live.
„Die Leute gucken internationalen Fußball, vor allem Premium League“, erzählt Uwe Siegemund, „aber auch Gaelic Football und Hurling und vor allem, wenn Rugby läuft, dann ist der Laden voll, dann kommen mehr Pubgänger als bei Soccer“. Voll wird es, wenn Livebands im hinteren Saal spielen. Allerdings habe sich der Geschmack der Gäste geändert. Folk mit Fiddle, Tin Whistle und Harfe oder wie zu den besten Zeiten der glorreichen The Pogues weicht dem Karaoke semiprofessioneller Sänger, die zu Instrumentalversionen bekannter Weltschlager ihr Liedchen lallen. Krass gesagt. „Ist aber ein Gaudi“, meint Siegemund und berichten als "Wiedergutmachung" von drei, vier Hausmusikern, die nach wie vor Traditionelles aus Irland zu Gehör bringen würden. „Ist von allem was dabei“, sagt er. Wird wohl.
Ein Poster mit dem Konterfei der weltberühmtesten Irish Writers, Schwarz auf Weiß sozusagen, hängt im Haus, und auch ein Poster mit Abbildern von Portalen, die in Pubs führen, verfehlt nicht die Stimmung, die wir wünschen.
Wir bekommen unser ersten Bier. Beamisch steht nicht auf der Karte, doch Murphys komme bald wieder rein, erklärt die großgewachsene Kellnerin mit eindeutig englischem Englisch. „Okay“, antworten wir und ordern „two Guinness“, denn „Guinness is good for you“!
„Oscar Wilde“ ist es auch. Schließlich feierte der Irish Pub kürzlich sein 20. Jubiläum, wovon noch nicht abgehangener Partyschmuck zeugt. „20 Jahre läuft der Laden schon an ein- und derselben Stelle“, sagt Siegemund stolz und schwärmt von den Jahren 1992 bis 1996, als irische Bauarbeiter, die in Berlin klotzen, den Pub zum Platzen brachen. „Wer am eigenen Leibe spüren will, wie sich das anfühlt, der soll zum nächsten St. Patricks Day versuchen, reinzukommen“, muntert er uns auf. „Klar doch“, versichern wir, „wenn wir nicht in Dublin sind.“ Mitwirkende des WELTEXPRESS kommen nämlich auch in der Wirklichkeit weit rum im globalen Dorf.
„Dann kommt ihr halt zum Farmer`s Breakfast“, spielt Siegemund den Ball zurück. Bauernfrühstück wird immer freitags, samstags und sonntags ab High noon angeboten werde. Womit wir bei den Mahlzeiten wären. „Irish Stew sei ein solides Winteressen, weiß Siegemund und ergänzt, daß Lamm bei seinen Leute „auf nicht viel Freunde“ treffe, weswegen man Rind in die Suppe gebe. Der 55-jährige Siegemund empfiehlt mit der Weisheit seiner Jahre „Pork Steak Dublin“. Das bekomme man nur im „Oscar Wilde“ in Berlin, schmunzelt er.
Wir nehmen erst einmal einen kräftigen Schluck süßliches Newcastle Brown Ale. Dann essen wir endlich. Shepherd’s Pie, Burger, Fish `n` Chips und spät am Abend noch Breakfast mit Bacon and Eggs, Baked Beans and Sausages, without White Pudding. Naja, die aus gut gewürztem Schweinefleisch und Fett, Rindernierenfett, Brot und Haferflocken geformte Wurst, in Scheiben geschnitten und in der Pfanne gebractene, muß nicht sein. Auch auf den Black Pudding, der aus Blutwurst besteht, verzichten wir.
Uwe Siegemund und das „Oscar Wilde“ wollen wir hingegen nicht missen. Der kräftige Kerl wird das 30. Jubiläum auch wieder an der Friedrichstraße feiern und wir mit ihm.
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The Oscar Wilde Irish Pub, Friedrichstrasse 112 A, 10117 Berlin, Germany, Phone: 0049 (0)30 2828166, Email: oscar_wilde_irish_pub@hotmail.com, Website: http://www.oscar-wilde-irish-pub.de