„Die Mauer muss weg!“, hieß es nach der Grenzöffnung zu Recht. Doch konnten Reste der Mauer als Mahnmal erhalten und 1998 eine Gedenkstätte an der Bernauer Straße, Symbol der Teilung Berlins, eingeweiht werden. Denn hier wurden die Folgen der Abriegelung dramatisch sichtbar. Um den Sprung in die Freiheit aus den Häusern an der Bernauer Straße, der Grenzlinie, zu verhindern, mauerte das DDR-Regime alle Fenster zu und siedelte etwa 2.000 Bewohner zwangsweise um.
Die Außenausstellung im ehemaligen Grenzstreifen auf etwa 1,4 Kilometer Länge ist rund um die Uhr zugänglich und erinnert mit Plaketten im Boden an die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft. Wo die DDR-Diktatur 1985 die neogotische Versöhnungskirche aus Backstein sprengte, wurde auf Initiative des Pastors Manfred Fischer aus Lehm und Steinen der alten Kirche eine Kapelle der Versöhnung errichtet, wo der sympathische Pfarrer aus Frankfurt am Main jeden Sonntag Andachten für die Mauertoten abhält. Zuvor läuten drei Helfer von Hand die erhaltenen Glocken der zerstörten Backsteinkirche, die jetzt in einem Holzlattenbau frei schwingen. Seit 2005 baut man auf dem Gelände, dem ehemaligen Todesstreifen, Roggen an, der zu Mehl vermahlen und zu Friedensbroten und Abendmahloblaten verbacken wird. Versöhnung im wogenden Kornfeld.
Vom Besucherzentrum auf der gegenüberliegenden Seite der Bernauer Straße führen Treppe und Lift zur Aussichtsplattform, von der man einen eindrücklichen Überblick über die Gedenkstätte Berliner Mauer bekommt (www.berliner-mauer-gedenkstaette.de).
Woran denkt man noch beim Wort Mauer? Natürlich an den Grenzübergang Checkpoint Charlie. Zuerst einmal überraschen den Besucher mitten auf der Friedrichstraße in Höhe der Hausnummern 43-45 drei recht lustige „amerikanische Soldaten“ mit US-Flaggen vor Sandsäcken und dem Schild „US Army Checkpoint“. Alles aufgebauscht für die zahlreichen Touristen aus aller Welt. Spätestens erkennbar an dem Text: „Foto 2 Euro“.
Auf dem Gehweg daneben das Schild „Sie betreten (auf der Rückseite: verlassen) den amerikanischen Sektor“. Es sei eine Kopie, das Originalschild, so erfährt man gleich dahinter im „Mauermuseum Haus am Checkpoint Charlie“ (Website: http://www.mauermuseum.de, Telefon: 0049 (0) 30 2537250), befindet sich in eben diesem Museum. Es ist täglich von 9 bis 22 Uhr geöffnet und begleitet die Mauer vom 13. August 1961 bis zu ihrem Fall, erzählt von den etwa 5.000 Menschen, denen die Flucht gelang und wie sie ihnen gelang, in einer Isetta, in zwei übereinander gelegten Surfbrettern, in Heißluftballons, in Musiktruhe oder Lautsprecherbox. Aber auch dem gewaltfreien Kampf für Menschenrechte wird gehuldigt – von Gandhi bis Walesa. Maler interpretieren die Mauer auf ihre Art, und Kinder malen Bilder vom Frieden. In dicken Ordnern kann man nach den Tausenden Namen suchen, deren Körper nicht mehr existieren. Alle Textinformationen sind in Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch und alles wirkt bedrückend.
Dagegen sind das DDR-Museum (Website: www.ddr-museum.de), gegenüber dem Berliner Dom und direkt unten an der Spree gelegen, und die Geschichte der DDR ein Spiel zum Anfassen. Denn es ist ein interaktives Museum. Hier gibt es keine Verbote: „Bitte nicht berühren“, hier geht es darum, alles anzufassen, drüber zu streichen, zu öffnen, was sich öffnen lässt. Schubladen aufziehen, Telefon abheben, Trabi starten, Schrankfächer aufklappen, die Kalaschnikow schießen hören und dem Atmen durch die Atemmaske lauschen. Hier blickt man hinter die Mauer und wie es sich denn so im Sozialismus leben ließ einschließlich Wohnzimmer-, Plaste&Elaste- und Nacktkultur am Strand, Datschenidylle, Verhörraum und Gefängniszelle. „Praktisch denken, Plaste schenken!“
Handfest zeigt es das DDR-Restaurant (Website: www.ddr-restaurant.de) nebenan unter dem riesigen Wandbild „Lob des Kommunismus“ von Ronald Paris. Es verwöhnt mit DDR-Spezialitäten, mit Goldbroiler, Currywurst und falschem Hasen. So falsch wie die DDR.
Doch alles in allem, so ist Berlin. Mit eenem Auge weint et, mit eenem Auge lacht et.
Info:
Übernachtungsvorschläge inmitten der City:
Maritim Hotel Berlin, Stauffenbergstrasse 26, Tel. 030/20650, E-Mail: info.ber@maritim.de, nostalgisch im Stil der 20er Jahre gehalten,
oder Maritim proArte, Hotel in der Friedrichstrasse 151, Tel. 030/20335, E-Mail: info.bpa@maritim.de, ein Kunst- und Designerhotel vom Feinsten. Website: www.maritim.de
Berlin-Info: www.visitBerlin.de