Die Zukunft der Bundesrepublik Deutschland sollte von zwei politischen Zentren aus gestaltet werden, so Nimptsch, und eine dauerhafte faire Arbeitsteilung zwischen der Bundeshauptstadt Berlin und der Bundesstadt Bonn gesichert werden. Zentralismus de reinsten Form war und sei nicht gewollt, sprach sich der OB gegen einen Komplettumzug von Bonn nach Berlin aus und pochte auf das Bonn-Berlin-Gesetz. Der Beschluss vor zwanzig Jahren habe einen Wandel notwendig gemacht für Bundesbonn und die Region, die aber als Chance gesehen und genutzt worden sei. „Wir sind die Stadt, in de friedlich und freundlich am ruhigen Strom Netzwerke geknüpft werden; wir können das“. Im Blick auf die zahlreichen europäischen , nationalen und internationalen Einrichtungen in Bonn sei es von Bonn aus billiger nach Brüssel zu reisen als von Berlin, meint er vielsagend.
Einig sind sich Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch sowie die Landräte Frithjof Kühn und Dr. Jürgen Pföhler darin, dass sich die Bundesstadt Bonn gemeinsam mit den Regionen den ihnen zugesprochenen Aufgaben gestellt und diese zum Wohle der Region, der Bundesrepublik Deutschland, aber auch international, umgesetzt haben. Hierbei galt das besondere Augenmerk der miteinander verzahnten fünf Standortfaktoren Wissenschaft, Wirtschaft, Internationales, Kultur und Bonn als Bundesstadt. „Bonn und die Region haben den durch die Entscheidung des 20. Juni 1991 notwendig gewordenen Wandel erfolgreich gemeistert und ihn als Chance begriffen, für unser Land neue Aufgaben zu übernehmen“, so Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch. „Das Kapital, das mit vereinten Kräften hier aufgebaut wurde, sichert Deutschland vor allem im Hinblick auf die Funktion als Diskursort der Vereinten Nationen für die globalen Zukunftsfragen Klima, Ernährung, Umwelt und Bildung einen guten Platz in der Welt“, gibt er ein Signal für die Zukunft.
„Auf das bisher Erreichte können wir als Region stolz sein“, resümiert Landrat Frithjof Kühn in seinem Grußwort. „Ich gebe jedoch eindringlich zu bedenken, dass die Verantwortung des Deutschen Bundestages nicht mit dem Berlin-Bonn-Gesetz endet. Regionale Strukturpolitik braucht Verlässlichkeit und Kontinuität, dann wird es der Region auch möglich sein, die großen – bereits vorhandenen – Potenziale, die u.a. im Bereich der Wissenschaft und Bildung, der Umwelt und der internationalen Zusammenarbeit liegen, weiter auszubauen.“
„Die Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler hat die Chance genutzt, über Landesgrenzen hinweg eng und erfolgreich zusammen zu rücken“, erklärte der Ahrweiler Landrat Dr. Jürgen Pföhler. Mit Blick in die Zukunft forderte er ein klares Bekenntnis des Gesetzgebers. „Die dauerhafte und faire Arbeitsteilung zwischen Bonn und Berlin muss sicher gestellt bleiben.“
Alle Teilnehmer waren sich einig, dass die bisherige Arbeit mit gleicher Intensität fortgeführt werden müsse. Die nahezu 250 Gäste verfolgten eine spannende Podiumsdiskussion, in der sich Dr. Flavia Pansieri, Vorsitzende des Beratungsforums der Leiter der Bonner UNO-Organisationen, Professor Dr. Dieter Engels, Präsident des Bundesrechungshofes, Dr. Jörg Haas, Vorstand HW Partners und geschäftsführender Gesellschafter der Bonn Visio-Group, Professor Dr. Hartmut Ihne, Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, und Dr. Oliver Kornhoff, Direktor des Arp-Museums Bahnhof Rolandseck, mit dem Moderator Staatssekretär a.D. Friedhelm Ost über die wichtigsten Themen rund um die Auswirkungen des Bonn-Berlin-Beschlusses für die Region austauschten. Ein Reigen vieler Fragen wurde aufgeworfen: Wie sieht die kostenmäßige Bilanz nach 20 Jahren aus? Wie stark ist das Profil der Wissenschaftsregion Bonn? Welche Chancen bestehen für die Ansiedlung weiterer UN-Organisationen? Wie kann die Wahrnehmung der einzigartigen Kultur-Landschaft im In- und Ausland noch mehr gesteigert werden? Hier gelang es immer wieder, den Bogen über das bisher Erreichte hin zu zukünftigen Chancen und Möglichkeiten zu spannen.
Die Veranstalter sind sich einig, dass es Bonn und der Region gelungen ist, einen erfolgreichen Strukturwandel zu vollziehen; die Bemühungen müssen jedoch mit gleicher Intensität fortgeführt werden, um auch die zukünftigen Entwicklungen aktiv und zielgerichtet gestalten zu können. Dr. Pansieri für die UNO-Organisationen und Dieter Engels, der Präsident des Bundesrechnungshofes, brachten es auf den Punkt: „Kein Mensch bei uns will aus Bonn wieder weggehen“. Und was Bonn angeht resümierte Nimptsch: „Insgesamt geht es uns also darum, unaufgeregt die Frage zu klären, in welcher Weise und mit welchen Strukturen die beiden politischen Zentren der Bundesrepublik ihre jeweilige Rolle in den nächsten Dekaden zum Wohle des Landes und seiner Menschen wahrnehmen können – und dies auf der Basis der bestehenden Gesetzes“, gemeint ist das Bonn-Berlin-Gesetz.