Berlin, BRD (Weltexpress). Mit einem 8-Sundenstreik am morgigen Freitag bei Stellantis geht die Streikwelle in Italien weiter. Die Beschäftigten bei Stellantis wehren sich gegen drohende Entlassungen. In Turin sollen im Ergebnis der Umstellung auf E-Modelle 1500 Beschäftigte entlassen werden. In Florenz soll die italienische Filiale, die Achswellen für Kraftfahrzeuge herstellt, schließen, wogegen sich die 421 Beschäftigten seit Monaten zu Wehr setzen. Mit dem Stellantis-Arbeitern treten am Freitagfrüh zum Betriebsbeginn, um 5.30 Uhr auch die Beschäftigten im öffentlichen Verkehr in einen 24-stündigen landesweiten Streik. Damit ist laut der Nachrichtenagentur „ANSA“ Italien auf dem Weg zu einem „Black Friday“. Aufgerufen haben gemeinsam Filt Cgil, Fit Cisl, Uiltrasporti, Faisa Cisal und Ugl Fna, um eine Erneuerung des nationalen Vertrags, eine Überwindung des Mangel an Ressourcen, für die Reform des Sektors mit Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz zu fordern. In Rom haben sie vor dem Ministerium für Verkehr und Infrastruktur zu einer Protest-Demonstration aufgerufen.
Stellantis ging im Januar 2021 als Holding aus der Fusion der Automobilkonzerne Fiat Chrysler Automobiles (FCA) und der Peugeot S.A. hervorging. Seitdem hat das Unternehmen die Arbeitsplätze von 51.000 in Italien auf 43.000 geschrumpft, so die Basis-Gewerkschaft USB. 2022 hatte der Konzern mit seinen 14 Marken weltweit fast sechs Millionen Fahrzeuge abgesetzt und damit einen Jahresumsatz von rund 180 Milliarden Euro erzielt. Mit 14 Marken ist Stellantis der viertgrößte Automobilhersteller der Welt. Zu den Marken zählen Maserati (Luxus), Alfa Romeo, DS und Lancia (Premium), Jeep (Global Sport Utility), Chrysler, Dodge, Opel, Fiat und Peugeot. Auch 2023 glänzte Stellantis noch mit Rekordauslieferungen in Höhe 98,4 Milliarden Euro, was einen Zuwachs von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr entsprach. Der Absatz mit batterieelektrischen Fahrzeugen zog um fast ein Viertel an. Im Dezember 2023 war Fiat als bis dahin stärkste Marke von Stellantis in Italien jedoch zum ersten Mal seit fast einem Jahrhundert nicht mehr die meistverkaufte Marke, sondern verlor diese an Volkswagen. Auchin Detroit, wo der Pickup Ram 1500 Classic hergestellt wird, soll die Produktion eingestellt werden. Die Verkäufe von Ram und Jeep gingen um 30 % zurück. Ab November wird die Marke Citroen keine Fahrzeuge mehr in Australien vermarkten. Es wird befürchtet, dass auch Peugeot folgen wird. Inzwischen sickerte auch durch, dass die Eröffnung des Werkes in Mirafiori in Italien verschoben werden soll.
Am 18. Oktober hatten die Stellantis-Arbeiter dagegen bereits mit einem Ausstand protestiert. Bei Stellantis geht „eine langsame Stilllegung“ vor sich, hatte die CGIL-Plattform „Collettiva“ dazu enthüllt. Von Termoli bis Cassino sind die Fabriken in Not, und die Arbeiter, die zwischen Entlassungen und Solidaritätsverträgen leben, haben das Gefühl, an einem dünnen Faden zu hängen. In Termoli steht die Fabrik, die als Dreh- und Angelpunkt eines ehrgeizigen Konjunkturprogramms für ganz Molise durch die Umstellung auf die Produktion von Elektrobatterien dienen sollte, still. 400 Mitarbeiter sind hier von der Entlassung betroffen. In Cassino ist die Situation nicht viel anders. In dem mittlerweile zu einem Produktionszentrum für Luxusautos gewordenen Werk mussten die Arbeiter 47 Tage hintereinander zu Hause bleiben und die Produktion ist in der ersten Jahreshälfte fast um 40 % zurückgegangen. Die noch etwa 3.000 Arbeitnehmer sind in soziale Netzwerke gezwungen und erhalten unter tausend Euro im Monat.
Auch wenn ein erheblicher Teil der Autos außerhalb Italiens hergestellt wird, ist Stellantis derzeit der einzige große Autobauer, der in Italien verblieben ist. Ministerpräsidentin Meloni griff persönlich ein und versicherte, die Zukunft der italienischen Automobilindustrie zu garantieren. So zwang sie das Unternehmen beispielsweise, den Namen eines neuen, in dem polnischen Stellantis-Werk in Tychy gebauten Alfa Romeo-Modells zu ändern. Außerdem entfernt sie italienische Flaggen von Stadtautos aus marokkanischer Produktion. Ob das Ernst zu nehmen ist, bleibt offen, denn ihre Haltun g ist zwielichtig, sie versucht gleichzeitig, chinesische Autohersteller zur Eröffnung von Fabriken in Italien zu gewinnen. Im Gespräch sind derzeit drei chinesische Betriebe. Am weitesten fortgeschritten sind laut „ANSA“ die mit dem staatlichen Autohersteller Dongfeng, einem führenden chinesischen Unternehmen, dass bereits mit westlichen Partnern in Joint Ventures zusammenarbeitet. Die Regierung in Rom könnte sich mit einer Minderheitsbeteiligung an dessen Investitionen beteiligen, die darauf abzielten, ein Drehkreuz für ganz Europa zu errichten. Die Regierung wolle dabei durchsetzen, dass mindestens 45 Prozent der Zulieferteile aus Italien stammen. Zudem sollten die Daten der verkauften Wagen und damit der italienischen Konsumenten geschützt werden.