Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Eisernen vom 1. FC Union Berlin scheinen in dieser Saison Rost angesetzt und leicht porös geworden zu sein. Eine solche 1:5-Klatsche wie am Sonnabend gegen Bayern München vor ausverkauftem Haus mit 22 012 Zuschauern mussten die Wuhlheider in der Bundesliga noch nie kassieren. Die höchste bisherige Niederlage stammt aus dem ersten Bundesligajahr mit 0:4 gegen RB Leipzig.
Ein bisschen zeigte der Unionauftritt schon ein leichtes Wetterleuchten der kommenden Spielzeit mit Begegnungen gegen Paderborn und Hertha in der 2. Liga. Bis auf drei, vier gefährliche Angriff waren die Eisernen damit beschäftigt, den Bayern mit ihrem gekonnten Passspiel hinterher zu rennen. Für die Fans auf den Rängen wirkte das wie ein verlorener Nachmittag. Die Langeweile wurde allerdings durch schön herausgespielte Torerfolge der Münchner unterbrochen. Wie zum Beispiel aus dem Nichts Leon Goretzka den Ball unter die Union-Latte setzt, war schon beeindruckend. Mit Harry Kane, Henri Tel und zweimal Thomas Müller rückte sich die Bayern-Prominienz in Erscheinung.
Natürlich besaßen auch die Unioner, wenn auch wenige, aber immerhin ihre Chancen. Die Union-Fans mussten aber bis zur Nachspielzeit mit einem Torjubel warten, dann endlich verkürzte Yorbe Vertessen auf 1:5.
Union-Trainer Nenad Bjelica machte verständlicherweise einen ziemlich geplätteten Eindruck, als er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel erschien. Aber er stellte sich wenigstens den Fragen. Bayern-Trainer Thomas Tuchel dagegen entpuppte sich als überheblich und als Mann ohne sportlichen Anstand. Es war zum ersten Mal in der Union-Bundesligageschichte, dass sich ein Gästetrainer nicht den Fragen der Journalisten stellte. Angeblich musste Tuchel zum Flugzeug. Doch die Journalisten hatten 45 Minuten auf den Konferenzbeginn gewartet. Hätte Tuchel da nicht zehn Minuten Zeit finden können. Der Diener für das Erreichen der Halbfinals der Champion League wird deshalb nicht ganz so tief, wie es die Unioner eigentlich vorhatten. Im Gegensatz zu Tuchel blieb Bjelica der faire Sportsmann, wenn er sagte: „Wir haben viel versucht, aber am Ende haben die Münchner verdient gewonnen. Jetzt heißt es schnell den Blick nach vorn zu richten und in Richtung Borussia-Park von Mönchengladbach zu schauen.“
Dort müssen die Eisernen am nächsten Wochenende ran. Daran erinnert auch Unions-Kapitän Christopher Trimmel: „Eine solchen Niederlage wie gegen die Bayern tut schon weh. Aber jetzt kommen die besonders wichtigen Spiele und darauf liegt nun unsere volle Konzentration.“ Denn noch ist die Wuhlheide kein Bruchholz.