So jedenfalls klangt das Eingeständnis von Union-Trainer Uwe Neuhaus nach der Begegnung vor versammelten Medienvertretern im Pressekontainer, der auch ohne Nachfrage mitteilte, daß er nach 60, 70 Minuten die Verteidigung statt den Angriff hätte stärken sollen, denn mit einem Punkt hätte man aufgrund des bisherigen Spielverlaufs zufrieden sein müssen.
Dabei sollten gegen direkte Konkurrenten wie Paderborn, Osnabrück, Karlsruhek Oberhausen, Bielefeld und Ingolstadt schon drei Punkte eingefahren werden, um die genannten hinter sich lassen zu können. Beim Blick nach vorn wären Siege gegen Düsseldorf, Frankfurt München, Aachen und Cottbus, die derzeit Plätze im Mittelfeld der zweiten Liga belegen, angenehm, aber Niederlagen sollten vermieden werden. Gewinnen gegen die Großen, die mit momentan über 40 Punkten wie Hertha BSC, Augsburg, Bochum Aue, Fürth und Duisburg, das ist Kür, gut fürs Prestige allemal, dennoch ist der Wert, Stadtmeister zu sein, weil Hertha auswärts im Westend bezwungen wurde, mehr was fürs Stimmungsbarometer als für die Tabellenlage.
Erwartete Siege wie gegen Paderborn, Osnabrück und nun auch München … leider Fehlanzeige. Dabei lag das alles im Rahmen des Möglichen. Es sind Kleinigkeiten wie der Killerinstinkt, die Kaltschnäuzigkeit vorm Tor, die das Manko der ansonsten spielerisch überzeugenden Mannschaft – jedenfalls ist auf einem solchen Acker wie dem im Alte-Försterei-Stadion mehr nicht drin – ausmachen. Auch gegen 1860 München hätten die Union nach stürmischem Anfang durchaus mit ein, zwei Tore führen können – müssen, meinte mancher – doch entweder rettete ein Bein oder Kopf eines Münchner Abwehrmannes oder aber Gabor Kiraly, der auch an diesem Freitagabend wieder einmal unter Beweis stellte, daß er nach wie vor einer der besten Torhüter in Deutschland ist. Doch mangels Chancenverwertung verkam der anfängliche Sturm und Drang, der mindestens 20 Minuten dauerte, mit zunehmender Spieldauer zu einem lauen Lüftchen. Statt zur Halbzeit mit zwei, drei Toren zu führen, verloren die Berliner im Verlauf der zweiten Halbzeit den Faden. Am Ende verloren sie das Spiel, weil Kevin Volland zwei Minuten vor Schluss zum von den Gästen viel umjubelten 1:0-Sieg für München traf. Verkehrte Welt? Nein, typisch Union Berlin.
Weil man mit antizyklische Maßnahmen durchaus Erfolge feiern kann, hätte Neuhaus statt mit Halil Savran und Karim Benyamina besser zwei Defensikräfte gebracht, um wenigstens den einen Punkt festzuhalten. "Ein Punkt wäre nicht das Verkehrteste gewesen, doch wir haben auch zum Schluss noch auf Sieg gespielt", resümierte Neuhaus verbittert ob der unerwarteten Niederlage.