Eine Reise durch das jüdische Spanien – Serie: Aus dem neuesten Spanieninfo Februar 2011 (Teil 2/2)

Ausgangspunkt sind die Wege der Sepharden, wie sie im Roman „Die Jüdin von Toledo“ von Lion Feuchtwanger aufscheinen, in der er die Romanze von Lorenzo de Sepúlveda um die schöne Jüdin literarisch verarbeitet und dabei auch Toledo ein Denkmal setzt. „Toledo, die ’Stadt der drei Kulturen’, bietet zahlreiche Zeugnisse aus den Jahren, in denen Juden, Christen und Mauren gemeinsam dort lebten.“ Von den sephardischen Juden künden noch heute zwei Synagogen alldort, Santa Maria la Blanca, mit weißen Säulen bestückt und El transito, in dem auch das jüdische Museum untergebracht ist.“

Wie kamen Juden nach Spanien und wieso mußten sie ihre Heimat verlassen? Sie werden schon in den frühesten Zeiten in Spanien verortet, bis hin zu König Salomon wird ihre Besiedelung vorausgesetzt, andere meinen, daß sie bei der Verbannung aus dem Königreich Juda unter Nebukadnezar – der mit dem Menetekel – nach Spanien gekommen seien. Historisch bewiesen ist, daß sie einzeln und in Verbänden in größerem Ausmaß zwischen dem 2. Jahrhundert vor und dem 2. nach Christi sich in Spanien ansiedelten. Zuerst an der Mittelmeerküste, dann verbreiteten sich die jüdischen Gemeinden im ganzen Land.

Sie hatten aus der alten Heimat ihre Religion, Kultur und eigene Lebensweise mitgebracht und lebten in den von der einheimischen Bevölkerung, den Westgoten, später den Mauren und Christen bevölkerten Städten eher abgeschieden in eigenen Stadtvierteln, die öfter von Mauern umgeben waren. Diese nennt man „Juderias“, die sich ihren pittoresken Charme und den der Vergangenheit bewahrt haben und deshalb meist touristenzentren sind. Die größeren von ihnen heißen „Aljamas“ und sind eine eigenes Städtchen in der Stadt, wo es von der Synagoge und religionsschulen über Bäder, Hospitälern, Fleischereien, Gemeindebacköfen und Märkten alles zur speziellen Versorgung jüdischen Lebens gab.

Juden arbeiteten in verschiedenen Berufen. Nicht alle standen ihnen offen. Besonders bekannt wurden ihre Ärzte, Philosophen, Astronomen und Ökonomen. Sie waren die Finanziers und Zinsen nehmende Geldverleiher, was lange Christen verboten war. So gab es immer wieder antijüdische Bewegungen, aber im Großen und Ganzen lebten die sephardischen Juden von ihrer Umwelt akzeptiert und sich als Spanier fühlend auf der Iberischen Halbinsel. Am 31. März 1942 erließen die Katholischen Könige das Alhambra-Edikt, alle Juden hätten bis zum 31. Juli 1942 das Land zu verlassen, sofern sie nicht zum Katholizismus überträten.

Warum Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon im Jahr der Entdeckung, Eroberung und späterer Ausbeutung der Neuen Welt und zum Abschluß der Reconquista, der Rückeroberung arabischer Positionen, ihre verlässlichen jüdischen Untertanen des Landes verwiesen, das über Jahrhunderte ihr eigenes waren, wird geschichtlich nicht weiter hinterfragt und mit dem Katholischsein begründet. Auf jeden Fall führte die Alternative Exil oder Konversion zu einem Aderlaß jüdischen Lebens in Spanien und ließ außer Architektur, Schrifttum und Redensarten und jüdischen Anklängen in Ortsnamen nichts zurück. Die Sepharden siedelten sich überwiegend im religionsliberalen Osmanischen Reich, vor allem in den Teilen Nordafrikas an. Viele zogen nach Griechenland, von dort aber bald in den Norden und auch in die Niederlande, wohin viele Sepharden direkt gegangen waren. In Istanbul und Venedig, aber auch Kairo entstanden weitere Zentren jüdischer Disapora. Diejenigen, die ins Habsburger Reich gelangten, hatten spezielle Religionsfreiheiten, wenn sie aus dem Osmanischen Reich übergesiedelt waren. Wie es ihnen beispielsweise in der Kaiserstadt Wien erging im Zusammenspiel, aber auch in der Konkurrenz, konnte im letzten Jahr eine Ausstellung in Wien sehr eindrucksvoll zeigen,

In Spanien selbst fängt man erst in unseren Tagen an, das Erbe der Sepharden zu entdecken und für den Tourismus zu nutzen. „Im Jahr 1995 wurde das Netz der spanischen Juderí­as gegründet ’Caminos de Sefarad – Red de Juderí¬as de Espana’, das auf den Erhalt des urbanen, architektonischen, historischen und kulturellen Erbes der sephardischen Juden ausgerichtet ist. Reisende können sich auf ihre Spuren begeben und in Andalusien, Aragonien, Galicien, Kastilien, Katalonien oder der Extremadura den Wegen der Sepharden folgen.

Ausführlich wird dann im Spanieninfo dargestellt, in welchen spanischen Regionen man welche Zeugnisse des kulturellen jüdischen Erbes sehen und erleben kann. Lesen Sie die Details in

www.spain.info/de_DE/conoce/grandes-rutas/rutas/caminos_de_sefarad/

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