Vodafone weiter im Aftergang des Mubarak-Regimes

Vodafone hat in Ägypten Kurzmitteilungen mit staatlicher Propaganda verbreitet. Es sei von den Behörden angewiesen worden, seit Beginn der Proteste "Mitteilungen an das ägyptische Volk zu verschicken", teilte das Unternehmen mit und versichert: Es könne nicht anders.

Den Empfängern war dabei unklar, von wem die SMS verschickt wurden. Vodafone selbst geriet so in den Verdacht, Mubarak während der momentanen Protestaktionen zu unterstützen. "Wir haben deutlich gemacht, dass all diese Mitteilungen transparent sein sollten und eindeutige Urheberangaben enthalten sollten", heißt es in einer Pressemitteilung des britischen Konzerns.

Die ägyptischen Behörde, meldet Spiegel-Online, hätten sich dabei auf die Notstandsbefugnisse des Telekommunikationsgesetzes berufen. Vodafone folgte der Anweisung, protestierte aber nach eigenen Angaben dagegen. "Wir haben deutlich gemacht, dass all diese Mitteilungen transparent sein sollten und eindeutige Urheberangaben enthalten sollten", erklärte der Konzern. "Vodafone protestierte gegenüber den Behörden, dass die Situation inakzeptabel ist." In Blogs sowie im Internet-Foto-Portal Flickr wurden Aufnahmen mit Darstellungen der SMS-Mitteilungen veröffentlicht. Die Agentur Reuters berichtete in einer Mitteilung sei für eine Pro-Mubarak-Demo geworben worden.

DPA berichtet über die Inhalte der SMS. Demnach solle sich die "Jugend Ägyptens … vor Gerüchten" hüten und auf "die Stimme der Vernunft" hören. Eine andere SMS richtet sich an "jede Mutter, jeden Vater, jede Schwester, jeden Bruder, an jeden ehrlichen Bürger, bewahrt dieses Land, da die Nation ewig ist". Eine weitere SMS wurde demnach als Botschaft der Streitkräfte ausgegeben und forderte "Ägyptens ehrliche und loyale Männer auf, sich den Verrätern und Kriminellen entgegenzustellen und unser Volk und unsere Ehre und unser kostbares Ägypten zu beschützen".

Selbst Vodafone-Mitarbeiter sind peinlichst berührt und wissen, daß man der Anordnung des Mubarak-Regimes nicht hätte folgen müssen, wenn man gewollt hätte. Vodafone redet sich raus, indem das Unternehmen darauf hinweist, daß auch andere Mobilfunkanbieter wie Mobinil und Etisalat gleichlautende Anweisungen bekommen hätten. Auch der Befehl zu den durchgeführten Abschaltungen von Mobilfunk-Netzen im Umfeld von Demonstrationen habe nicht ignoriert werden können, weil er nach Gesetzen in Ägypten rechtens gewesen sei, verkündet Vodafone. Mag sein, aber muß man jeden Mist mitmachen?

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Mit Material von dpa, Facebook, Flickr, Spiegel-Online, Twitter und Vodafone

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