Das Grundhandlungskonzept jenes Subgenres ist ein ewig gleiches. Eine kleine Gruppe oder ein Einzelner muss etwas schier Unmögliches erreichen, alles in einer vorgegebenen Zeitspannen, versteht sich. Rund zwei Stunden bleiben Haggis, um seinen Plot dem Gesetzt der Serie zu entwinden. Erfolgreich ist er nicht. Nahezu alles in seinem Thriller war schon da, nicht nur einmal, sondern mehrfach. Der deutsche Verleihtitel erinnert zudem gefährlich an Don Siegels „Nur noch 72 Stunden“. Ein Remake ist Haggis Werk jedoch nicht. „The Next Three Days“ des Originaltitels bleiben dem Familienvater John, um seine wegen Mordes verurteilte Ehefrau Laura (Elizabeth Banks) aus dem Gefängnis zu befreien. Das Laura unschuldig ist, steht von vornherein außer Frage. Erschüttert wird dafür die moralische Integrität ihres Mannes. Er müsse sich fragen, ob er töten könne, prophezeit der Ausbruchsspezialist Damon Pennington (Liam Neeson) dem ehrbaren College-Professor und Vater. Welche Antwort das unausgereifte Actiondrama gibt, bevor die „72 Stunden“ um sind, ist vorhersehbar.
Dass der Regisseur sein Drehbuch mehr auf den persönlichen Wandlungsprozess als auf das eigentliche Gelingen des Gefängnisausbruchs konzentriert, vermag „The Next Three Days“ nicht aus der Masse kruder Hatz-Thriller hervorheben. Der Handlungsfokus liegt jedoch auf Action statt psychologischer Spannung. Seine Zeit verbringt John vor allem mit dem Beschaffen der notendigen Dokumente zur Befreiung Lauras. Mit Blick auf die Konventionen des Deadline-Filmes betrachtet „72 Stunden“ gar nicht so wenig, sogar 24 Stunden mehr als Eddie Murphy in „Nur 48 Stunden“ blieben. Letztendlich ist sind die gefühlten „72 Stunden“ von Haggis Film nicht mehr als der cineastische Beweis, dass zu viel Zeit im Leben mit Bürokratie verschwendet wird.
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Titel: 72 Stunden – The Next Three Days
Land/ Jahr: USA 2010
Genre: Thriller
Kinostart: 20. Januar 2011
Regie: Paul Haggis
Drehbuch: Paul Haggis, Fred Cavaye, Guillaume Levans
Darsteller: Russell Crowe, Elizabeth Banks, Michael Buie, Moran Atias, Liam Neeson, Olivia Wilde, Ty Simpkins, Aisha Hinds, Leslie Merill
Kamera: Stephané Fontaine
Musik: Danny Elfman, Alberto Iglesias
Schnitt: Jo Francis
Laufzeit: 122 Minuten
Verleih: Kinowelt