Villajoyosa, zwischen Benidorm und Alicante gelegen, gehört zu jenen seltenen Städten an der Costa Blanca, denen sogar von höchster Stelle Schönheit bescheinigt wird. Vor einigen Jahren hat die Regierung des Landes Valencia den Altstadtkern zum staatlichen Kulturgut Spaniens erklärt. „Es ist ein Ensemble von großer Schönheit“, hieß es in der Begründung, „eine der am besten erhaltenen Altstädte im ganzen Land.“
Überall in der Küstenstadt, die von ihren 22 000 Einwohner kurz „La Vila“ genannt wird, stößt man auf Zeugnisse der Vergangenheit. Griechen und Phönizier haben hier ihre Spuren ebenso hinterlassen wie die Römer. Der Turm San José am Strand „Playa de Torres“ stammt aus dem 2. Jahrhundert und wurde unter Kaiser Hadrian erbaut. Er gilt als eine der am besten erhaltenen römischen Grabstätte im Land Valencia. Wer genau darin begraben liegt, wird wohl für immer ein Geheimnis sein. Schon um 1300 erhielt Villajoyosa Gemeinderecht. Die Stadtmauern und Wachtürme aus dem 16. Jahrhundert wurden im „Erbfolgekrieg“ weitgehend zerstört. Im 18. und 19. Jahrhundert blühte der Ort auf, Handwerk und Handel florierten. Eine wahre Bevölkerungsexplosion war die Folge. 1911 verlieh König Alfonso XIII. „La Vila“ das Stadtrecht. Ungefähr aus dieser Zeit stammen die über dem Flussbett des Rio Amadorio hängenden bunten Häuser.
Bunt ist auch der Stadtteil „El Arsenal“ am Strand, in dem sich interessante Restaurants, Bars und Lokale befinden. Viele Häuserfronten sind hier mit Mauernischen für Statuen versehen, mit Vordächern, Balkonen und kunstvollen Fenstergittern verziert. Warum die alten Häuser farbige Fassaden haben, kann selbst der oberste Stadtarchäologe nicht so recht erklären. Die gängigste Theorie lautet so: Durch die bunten Farben erkannten die Fischer schon aus der Ferne ihr Haus, wenn sie nach vielen Monaten auf See heimkehrten. Zugleich bekamen sie die wichtigsten Ereignisse „telegrafiert“. Hing ein weißes Bettlaken aus dem Fenster, hieß das: Nachwuchs ist da! Ein schwarzes Tuch signalisierte den Tod. Eine weitere Erklärung vermutet, dass die Häuser einfach mit der Farbe bemalt wurden, in der auch das Fischerboot gestrichen war. Die dritte Theorie erscheint dem Archäologen am wahrscheinlichsten. Das unterschiedliche Make-up diente wohl am ehesten zur Markierung des eigenen Besitzes, da in der „fröhlichen Stadt“ (so die Übersetzung von Villajoyosa) die Häuser der Altstadt ganz dicht beieinander stehen.
Doch „La Vila“ hat nicht nur eine bunte, sie hat auch eine süße Seite. Hier befindet sich „Valor“, die berühmteste Schokoladen-Fabrik Spaniens. 1881 eröffnete Don Valeriano López Lloret Valor sein Geschäft in einer kleinen Gasse von Villajoyosa. Anfangs wurde der Kakao noch mühevoll auf dem Mahlstein von Hand zerrieben. 1916 dann wurde die Handarbeit durch Maultiere ersetzt, die eine Kakaomühle antrieben. Damals begann der Verkauf von Schokolade in Stadt und Land. Mit dem Pferdewagen, später mit dem Lieferwagen, zogen die Händler durch die Provinzen, um Männer und Frauen in süße Versuchung zu bringen. Jährlich kommen über 70.000 Schokoladenliebhaber aus nah und Fern in das Betriebsmuseum (tägl. Führungen von 9-18 Uhr zur vollen Stunde, Infos unter www.valor.es), um hinter vorgehaltener Hand auf das Geheimnis des guten Geschmacks zu kommen. Vergebens! Nur soviel sei gesagt: Bis heute ist das Markenzeichen von Valor die Chocolate Puro, die reine Schokolade. In ihr ist kein Platz für pflanzliche Fette außer Kakaobutter. Außerdem wird noch immer antiquiert produziert. Nämlich mit Kakaobohnen anstelle fertiger Paste. Ein kleiner Unterschied nur. Aber genau den schmeckt man!
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