Blut und tödliche Kinderspiele – Die „Gangs of Taipeh“ führen Krieg in Doze Nius Verbrecherepos „Monga“

Fast zweieinhalb Stunden dauert Doze Nius episches Gangster-Drama „Monga“. Einen leichten Film hatte der taiwanesische Regisseur nicht im Sinn, auch wenn seine Mischung aus Action-Krimi und Jugenddrama in der glatten Optik eines Martial-Art-Streifens auftritt. Die Hochglanzszenen stilisierter Kämpfe durchbrechen hektische Aufnahmen der nächtlichen Straßen Taipeh Citys. Von allem scheint hier ein Übermaßen zu existieren. Zu viele Menschen schieben sich durch die engen Gassen, zu viele Stimmen verschmelzen zu einem monotonen Rauschen, zu grelle Lichter, deren Flimmern die Augen ermüdet und den Geist überreizt, werfen bei Nacht ihren Neonschein. Es sind vereinzelte Momente, in denen diese visuelle Intensität in den Szenen aufblitzt. Dann gewinnt Nius verschlungene Handlung tatsächlich etwas von der treibenden Kraft, die „Monga“ zu einem atemlosen Thriller machen soll.

Der symbolische Bruderkrieg, verwoben mit ähnlichen Konflikten um Loyalität und Verrat, alten und neuen Werten wie der Banden-Kampf macht die Handlung schleppend, statt ihr Gewicht zu verleihen. Das ungewöhnliche Setting des Action-Dramas in dem zwischen dem Trauma der zurückliegenden Militärdiktatur und der Öffnung zur Moderne zerrissenen Taiwan besitzt das Potential, dem konventionellen Plot neuen Schneid zu verleihen. „Monga“ hingegen stumpft die klassischen Gangsterfilm-Motive systematisch zu Klischees ab, so klischeebeladen wie die prätentiösen Dialoge. Auge um Auge. Wenn du nicht die anderen erledigst, erledigen sie dich. Everything I do is for You. Letztes klingt fast wie der Titel eines Pop-Songs von Bryan Adams. Unpraktischerweise ist der bereits Titelsong einer alten „Robin Hood“-Verfilmung; wohl auch eine Art Gangster-Drama aus der Perspektive des Regisseurs.

Die „Gangs of Taipeh“ stilisiert „Monga“ anstelle das organisierte Verbrechen zu demaskieren. Der Ehrenkodex der alten Banden erscheint als moralisch vertretbarer Weg gegenüber der durch neue Waffen symbolisierten gewalttätigen Moderne. Die Tendenz gipfelt in dem pompösen Finale. Ist der überlange Coming-of-Age-Krimi in blutigen Blumenmustern verklungen, sind gleichzeitig die Hoffnungen auf ein anspruchsvolles Drama verwelkt.

Titel: Monga – Gangs of Taipeh

Land/ Jahr: Taiwan 2010

Genre: Action-Drama

Kinostart: 9. Dezember 2010

Regie: Doze Niu

Drehbuch: Doze Niu, Tseng Li-Ting

Darsteller: Ethan Juan, Mark Chao, Ko Chia.Yen, Ma Ju-Lung, Rhydian Vaughn, Jason Wang, Tsai Chang-Hsine,Hsing Feng

Kamera: Jake Pollock

Musik: Sandee Chan

Schnitt: Doze Niu, Tseng Li-Ting, Lin Yung-Yi

Laufzeit: 141 Minuten

Verleih: Rapid Eye Movies

www.rapideyemovies.de

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