52 Spiele und Platz neun – Bei den Eisbären Berlin deutet sich ein erheblicher Kaderumbruch an

Wer läuft künftig aus dem Kopf des aufblasbaren Eisbären in der hohen Halle am Ostbahnhof? © Foto: Joachim Lenz, 2015

Ein 5:2 am Freitag über Düsseldorf und das 2:3 am Sonntag gegen Iserlohn- jeweils ausverkauftes Haus in der O2-Arena mit 14 200 Zuschauern – reichten nicht, um noch Achter oder Siebenter zu werden. Was in den Pre-Play-offs im Modus „Best of three“ zwei Heimspiele und einen Vorteil gebracht hätte.

So aber geht es am Mittwoch nach Nürnberg gegen die Ice Tigers und am Freitag ist die Rückkehr in den Wellblech-Palast in Berlin-Hohenschönhausen. Die Trainingsstätte der Eisbären hat nur ein Drittel der Zuschauerkapazität der Multifunktionsarena am Ostbahnhof. Weil das Management zu Saisonbeginn die Pre-Play-offs nicht als Möglichkeit im Visier und die Großarena nicht geblockt hatte, sind dort am Wochenende die Hallenartisten auf Motorrädern zu Gange.

So kommen im „Welli“ nur die Dauerkarten-Inhaber zum Zuge, was finanziell Einbußen mit sich bringt.

„Ob diese oder jene Halle – wir müssen die Sache abhaken und den Blick nach vorne richten. Die Eisfläche ist ja überall gleich“, meinte Eisbären-Kapitän Andre Rankel nach dem 2:3 am Sonntag.

Gegen die Roosters aus Iserlohn gelang es nicht, das spielerische Übergewicht und die Vielzahl an Chancen in entsprechende Treffer umzumünzen. Die effizienten und kämpferisch starken Gäste, die unbedingt Rang sechs und die direkte Play-off-Teilnahme (Trainer Pasanen: „Der größte Erfolg für unsere Organisation“) verteidigen wollten, gingen jeweils 1:0 und 2:1 in Führung und schossen in den Schlusssekunden den Siegtreffer ins leere Eisbären-Tor.

Rankel: „Wir hätten mit noch mehr Druck und Entschlossenheit reingehen und mehr schießen müssen, aber leider hat es heute nicht geklappt”¦Auch als wir in den letzten zehn Minuten nochmal alles reingelegt haben, hat es nicht funktioniert. Nicht mal mit einem dreckigen Tor, wo die Scheibe abgefälscht oder irgendwie im Tor landet.“

Und weil die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt und ein echter Profi nie den Glauben aufgeben sollte, erklärte der Nationalspieler: „Ich hoffe, dass wir gegen Nürnberg den Kopf frei haben und uns neu fokussieren. Klar ist, dass wir da nicht der Favorit sind.“

Das sind ungewohnte Töne und bestätigen den allgemeinen Eindruck, dass die aktuelle Mannschaft nicht nur durch zahlreiche Ausfälle (Verletzungen/ Sperren) das zweite Jahr nacheinander weit entfernt von den Erwartungen geblieben ist. 52 Matches und Position neun sind kein Zufall. Und selbst wenn man die Hürde Nürnberg meistern sollte, kämen mit Mannheim oder München zwei Brocken, die wohl kaum zu bewältigen sind”¦

Unter den Fans kursieren Schätzungen, dass der Kader zu „40 oder 60 Prozent“ ausgetauscht werden dürfte. Und die Balance zwischen Offensive – drei Stürmer kamen neu vor der Saison – und Defensive – lediglich Torhüter Petri Vehanen für Rob Zepp – besser austariert werden muss. Darauf zu bauen, dass die jungen Verteidiger sich rasch auf gutes DEL-Niveau entwickeln, hat sich als Vabanque-Spiel
erwiesen. Zumal ihre routinierten Kollegen immer wieder mal Schwächen in punkto Dynamik und Spielkontrolle offenbarten und manche Sturmkollegen sich nicht genügend an der Abwehr beteiligten.

Nach der vorzeitigen Trennung von Jeff Tomlinson dürfte Cheftrainer Uwe Krupp, der eine Wohnung unweit der O2-Arena gefunden hat, die Chance bekommen, bei der Zusammenstellung des Aufgebots ein gewichtiges Wort mitzureden. Dass die NHL-Ikone des deutschen Eishockeys aus Köln nun für die Eisbären längerfristig tätig sein will, ist ein Versprechen zur Rückkehr auf den Erfolgskurs. Auch wenn dies kurioserweise mit dem Umweg über den Wellblechpalast verbunden ist…

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