Heute allerdings kann man auch fertige Gerichte kaufen. Der sympathische Brauch, der erlaubt, das Essen selbst mitzubringen, ist geblieben, erfreut alle Gäste und wird reichlich genutzt. Mit weißen oder den bairisch blau-weiß karierten Tischdecken veredeln die Gäste die Holztische, Sitzkissen machen die Bänke körperfreundlicher.
Einige besonders große und traditionsreiche Biergärten in der Nähe des Hauptbahnhofs sind etwa der Biergarten des Löwenbräukellers und – nicht weit entfernt davon – der Augustiner Biergarten. An heißen Sommertagen kann man im Schatten alter Kastanien und Eschen vom Alltagsstress abschalten, gemütlich eine Maß trinken und dazu eines der vielen Biergartenschmankerln genießen: eine resche Brezn, ein Paar Weißwürscht, ein gegrilltes Hendl oder die weltbekannte Haxn. Dazu werden Knödel mit Sauce und Weißkrautsalat mit Speck gereicht. Meist sehr deftige Kost.
Im Jubiläumsjahr sollte ein Besuch im Bier- und Oktoberfest-Museum nahe des Isar-Tors nicht fehlen, einige Bier-Kostproben inklusive. Ein Pflichtbesuch für Hopfenfans. Interessierte erfahren eine Menge über das Bierbrauen und die Bierbarone. Bier ist so alt wie die Menschheit. Als die Menschen in den fruchtbaren Flusstälern und Oasen des Nils und in Mesopotamien sesshaft wurden und den Getreidebau kultivierten, beginnen die ältesten Hinweise auf Bier – bei den alten Ägyptern, den Babyloniern und Assyrern. Bierbrauen war Frauenarbeit. Ein Film zeigt, wie eine Ägypterin Brot in Wasser einweicht, um daraus Bier zu machen. Dieser von Frauen bereitete Haustrunk war bei den Völkern des Altertums bis hin zu den Kelten und Germanen üblich. Nicht nur seine berauschende Wirkung war das Ziel, Bier war Alltagsgetränk, reiner als Wasser. Möglicherweise gibt es deshalb heute das Reinheitsgebot…
Dass der Beginn des Oktoberfests die Hochzeit von Ludwig von Bayern mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen war, ist Geschichte und wurde mit einem großen Pferderennen gefeiert. Das fand am 17. Oktober 1810 auf der Theresienwiese statt, die sich damals noch am Stadtrand befand. Der Name für diese „Wiese“ wurde übrigens damals von der Braut Prinzessin Therese übernommen und heißt seitdem Theresienwiese.
Jahr für Jahr fand daraufhin die Wiesn als privat finanzierte Veranstaltung statt, bis 1819 die Münchner Stadtväter die Sache in die Hand nahmen. Immer mehr Buden und Karusselle kamen hinzu, was der Wiesn ihren Volksfestcharakter brachte.
1850 wurde die Wächterin über das Oktoberfest, die Statue der „Bavaria“, enthüllt und ein Teil der Ruhmeshalle eingeweiht. 1881 wurde die erste Hendlbraterei eröffnet. Im späten 19. Jahrhundert erleuchtete elektrisches Licht die Buden und Karusselle, und die Brauereien errichteten aufgrund der großen Nachfrage große Bierzelte mit Musikkapellen anstelle der kleinen Bierbuden.
Zum 100. Jubiläum im Jahre 1910 schenkte das Bräurosl, dem mit 12.000 Plätzen damals größten Wiesn-Zelt 12.000 Hektoliter Bier aus. Neuere und aufregendere Fahrgeschäfte öffneten.
Heute ist das Oktoberfest das größte Volksfest der Welt und zieht jährlich in nur zwei Wochen rund sechs Millionen Besucher an. Immer zahlreicher werden auch die Gäste aus dem Ausland, nicht nur die Nachbarländer Italien, Österreich und Holland, sondern vor allem die USA, Japan und Australien.
2010 wurden auf dem „Bierfest“ rund sieben Millionen Maß ausgeschenkt. Popmusik, Schlager und das Tanzen auf Bierbänken bestimmen heute die Festzelt-Stimmung. Damit das Oktoberfest nicht völlig zum „Ballermann“ werde, wurde 2005 die „ruhige Wiesn“ proklamiert: Festzeltwirte dürfen erst ab 18 Uhr Partymusik spielen und müssen davor bei bayerischer Blasmusik bleiben. Am 22. September ist es wieder soweit, wenn es heißt: „O’zapft is.“ Die 179. Wiesn öffnet.
Das Haus in der Sterneckerstraße 2 selbst, das das Bier- und Oktoberfest-Museum beherbergt, ist bedeutsam. Nach dem großen Stadtbrand von 1327 wurde es restauriert und begeistert auch durch die erhalten gebliebene „Himmelsleitertreppe“, die direkt vom Parterre sichtbar bis unter das Dach führt. Über vier Stockwerke geht es 43 Stufen schmal und steil treppauf oder treppab. Das Museumsstüberl im Erdgeschoss serviert warmes und kaltes Essen und natürlich Bier.
Einen eigenen Biergarten, klein, aber fein, besitzt das Maritim Hotel, das nahe dem Hauptbahnhof in einem ruhigen Innenhof residiert. Wer es lieber gemütlich in kleinerem Kreis mag statt unter Hunderten von Menschen, kann zum Beispiel dort am Sonntag an einem Brunch teilnehmen. Und sogar Kaffee, Wein oder Sekt statt Bier trinken.
Das Maritim München feiert 20-jähriges Jubiläum und bietet zu „200 Jahre Biergarten“ ein Arrangement, das zwei Übernachtungen inklusive reichhaltigem Frühstücksbuffet, ein Gratis-Bier, freie Nutzung von Panorama-Schwimmbad, Sauna, Dampfbad, Fitnesslounge und einen Biergartenpass (Biergartenführer, Eintritt ins Bier- und Oktoberfestmuseum, Biergarten-Stofftasche, Fünf-Euro-Gutschein für einen der Biergärten) für ab 189 Euro bis Oktober 2012 bietet, allerdings nicht zu Messen, Oktoberfest und Sonderveranstaltungen.
Unter dem Motto „taste“-Moments, Augenblicke, die einem lange auf der Zunge und in Erinnerung bleiben, organisiert das Hotel am Sonntag, den 2. September die mittlerweile schon traditionelle Isar-Floßfahrt. Die angemeldeten Teilnehmer fahren gemeinsam um 8 Uhr ab Hotel zur Floß-Ablegestelle in Wolfratshausen. Ein wildromantisches Event erwartet die Gäste. An Bord werden sie mit zünftiger bayerischer Musik, Butterbrezn und jeder Menge Franziskaner Weissbier begrüßt. Immer Isar abwärts genießen sie die gute Stimmung auf dem Floß und werden am Restaurant „Zur Mühle“ anlegen, um sich mit zünftigen Tellergerichten für die nächste Etappe zu stärken. Nach dem Essen lässt man sich wieder treiben bei „Auszognen“ und Kaffee satt. Also, am besten gleich anheuern. Der Preis pro Person beträgt 129 Euro inklusive Essen und Getränke.
Warum gerade Franziskaner Weißbier? Die mehr als 600-jährige Franziskaner-Brautradition ist verbrieft. Bereits 1363 wurde erstmals die „Braustätt bey den Franziskanern“ schriftlich erwähnt. Mit unveränderter Rezeptur und nach dem bayerischen Reinheitsgebot von 1516 werden die Franziskaner Weissbiere ausschließlich in München gebraut. Für das Siegel „geschützte geografische Angaben“ auf den Flaschen nämlich müssen Erzeugung, Verarbeitung oder Herstellung in einem bestimmten Herstellungsgebiet stattfinden. Die Vergabe des Zeichens ist durch die Europäische Gemeinschaft geregelt. Es bürgt für höchste Qualität, die für alle Sorten – Hefe-Weissbier Naturtrüb, Hefe Weissbier Dunkel, Weissbier Kristallklar, Hefe Weissbier Leicht, Franziskaner Alkoholfrei und das Jahrgangsweissbier Royal – gilt. Jedes Jahr kombinieren die Braumeister das Franziskaner Royal neu, so dass jeder Jahrgang anders schmeckt.
Auch zur Wies ´n serviert das Hotel ein Programm. Bevor der Münchener Oberbürgermeister Ude am Samstag, den 22. September 2012 das erste Fass anschlägt und damit die Wies ´n 2012 eröffnet, stärken die Gäste sich im Hotel
mit einem zünftigen Weißwurst-Frühstück. Denn bereits beim Einzug der Wies ´n-Wirte wollen sie dabei sein. Und wenn dann alles gespannt darauf wartet, wie viele Schläge der Herr Ude braucht, um das größte und bekannteste Volksfest der Welt standesgemäß zu eröffnen, sitzen die Gäste längst auf den für sie reservierten Plätzen im Löwenbräu-Festzelt. Nach dem Ausruf „O ´zapft is!“ werden sie dann den ersten Oktoberfesttag in vollen Zügen genießen. Immerhin gehören ja auch fünf Maß Bier und ein Wiesn-Hendl zu diesem Arrangement. Reservieren sollte man gleich seinen Platz auf der Bank, denn aus organisatorischen Gründen ist die Teilnehmerzahl für dieses Event auf 20 Personen begrenzt. Der Preis pro Person beläuft sich auf 99 Euro. Beginn: 9.00 Uhr im Hotel.
Infos: Maritim Hotel München, Goethestraße 7, 80336 München, Telefon: 089/552350, Email: info.mun@maritim.de, Website: www.maritim.de; www.bier-und-oktoberfestmuseum.de