1920 gründete Ho Chi Minh in Frankreich das revolutionäre Wochenblatt „Le Paria“ – Mit der Publikation wurde in Vietnam Bildungsarbeit für die Gründung der Kommunistischen Partei geleistet

Eine Statue von Ho Chi Minh in Ho-Chi-Minh-Stadt, vietnamesisch Thành phố Hồ Chí Minh. Quelle: Pixabay, Foto: Markus Winkler

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Parteizeitung der Kommunistischen Partei Vietnams „Nhan Dan“ erinnert am 16. Juni daran, wie Ho chi Minh, der um 1920 in Frankreich seine aktive politische  Arbeit begann,  mit der Gründung der revolutionären Zeitschrift „Le Paria “ zum „größten revolutionären Journalisten Vietnams“ wurde.

In Frankreich waren vietnamesische Emigranten, zumeist Intellektuelle und Matrosen, bereits vor dem Ersten Weltkrieg mit dem Klassenkampf des Proletariats und seinen Zielen und dabei mit den Lehren des Sozialismus in Berührung gekommen. Ihre Zahl stieg sprunghaft an, als während des Krieges fast 100.000 Vietnamesen für den Dienst in der französischen Armee oder für die Arbeit in der Rüstungsindustrie rekrutiert und nach Frankreich verbracht wurden. Viele von ihnen traten in die Gewerkschaften, linke Jugend- und Studentenorganisationen ein, nicht wenige auch in die sozialistische und später in die kommunistische Partei. Frühzeitig gingen die meisten auf Distanz zur Politik der sozialistischen Parteiführung und damit zu den Parteien der II. Internationale. Keiner von ihnen wusste wohl zu dieser Zeit etwas von Lenins Schriften über den Opportunismus und seine verheerenden Auswirkungen in den sozialistischen Parteien. Aber sie erkannten, dass deren Führungen, aber auch ein Teil der Mitglieder, die Politik ihrer Regierungen der Ausbeutung und Unterdrückung der Kolonialvölker billigten bzw. sie auch unterstützten. Vom Marxismus wussten die vietnamesischen Emigranten meist wenig. Diejenigen, die sich nach und nach zum Marxismus-Leninismus und zur Kommunistischen Internationale bekannten, gingen diesen Weg unter dem Einfluss der Oktoberrevolution und der Haltung Lenins zur kolonialen Frage.

Ho Chi Minh hatte von 1913 bis 1919 als Schiffskoch, Matrose und Transportarbeiter auf französischen und britischen Schiffen gearbeitet, einige Zeit in Großbritannien gelebt und sich mehrfach in den USA aufgehalten, wo er sich auch als Tellerwäscher durchschlug. Danach siedelte er nach Frankreich über, wo sein Weg zum Kommunisten begann. Während er sich als Fotograf und mit anderen Gelegenheitsarbeiten durchs Leben schlug, arbeitete er für die  „Humanité“und „La Vie ouvrière,“ die Zeitung der CGT, für die er zahlreiche Beiträge zum antikolonialen Widerstand schrieb. Er lernte den Enkel von Karl Marx, Jean Longuet, kennen, in dessen Zeitung „Populaire“  er ebenfalls publizierte. Mit der Gründung des  Wochenblattes „Le Paria“ schuf er eine eigene Zeitung in der er scharf die französische Kolonialpolitik attackierte. Die auch in  Vietnam verbreitete Zeitung widmete sich gleichzeitig der sozialistischen Bildungsarbeit. Aufsehen unter den vietnamesischen Emigranten erregte Ho chi Minh, der zu dieser Zeit seinen Namen Nguyen Ai-Quoc noch nicht abgelegt hatte, als er während der Versailler Friedenskonferenz den Teilnehmern ein Memorandum mit der Forderung übergab, den Völkern Indochinas die Unabhängigkeit zu gewähren. Die Vertreter der Emigranten aus den französischen Kolonien in der Sozialistischen Partei delegierten Ho chi Minh im Dezember 1920 zum Parteitag in Tours, auf dem er mit dem die Mehrheit stellenden linken Flügel für die Konstituierung der Französischen Kommunistischen Partei und für ihre Aufnahme in die III. Internationale stimmte.

Über seinen Weg zum Leninismus hat Ho Chi Minh in der ihm eigenen Einfachheit und Ehrlichkeit 1960 in einem Beitrag für die Juli-Ausgabe des Pariser „Echo du Vietnam“ unter dem Titel „Der Weg, der mich zum Leninismus führte“ geschrieben, dass er die Frage, welche Internationale den Kampf der unterdrückten Völker unterstütze, in einer Versammlung der Sozialisten stellte. „Einige Genossen antworteten: Die Dritte Internationale und nicht die Zweite! Ein Genosse gab mir die Thesen Lenins über das Problem der Nationalitäten und der Kolonialvölker zu lesen, welche die Humanité veröffentlicht hatte. In diesem Buch gab es politische Ausdrücke, die ich nur schwer verstand. Indem ich sie aber las und immer wieder las, begriff ich schließlich den Sinn. Lenins Gedanken bewegten mich stark, und ich war begeistert. Ein großes Vertrauen half mir, die Probleme klar zu sehen. Meine Freude war derartig, dass mir manchmal Tränen in die Augen traten. Allein in meinem Zimmer, rief ich aus, als stünde ich vor einer großen Volksmenge: ‚Liebe Landsleute, Unterdrückte und Elende! Hier ist, was wir brauchen, hier ist der Weg zu eurer Befreiung!’ Von nun an hatte ich absolutes Vertrauen in Lenin und die Dritte Internationale“.

Im Juni/Juli 1924 nahm Ho Chi Minh in Moskau am V. Weltkongress der Komintern (KI) teil. In seiner Rede zur kolonialen Frage forderte er von den kommunistischen Parteien der „Mutterländer“, die Volksmassen der kolonial unterdrückten Völker in ihren eigenen antiimperialistischen Kampf einzubeziehen. Während seiner Moskauer Zeit war er vielseitig tätig. Er studierte und lehrte gleichzeitig an der Universität der Völker des Ostens, arbeitete in der KI und der Bauerninternationale mit, wurde Mitglied der Asiensektion der KI und Leiter ihrer Südostasienabteilung.

Sein Hauptaugenmerk galt der Schaffung einer kommunistischen Partei in Vietnam. Er arbeitete, wie es schon zu dieser Zeit, da er zu den hervorragenden Funktionären der KI zählte, seine Art war, im Stillen, ließ seine Ideen reifen und hob sich abzeichnende Erfolge nicht hervor, was wohl dazu beitrug, dass er von den großen Auseinandersetzungen in der kommunistischen Weltorganisation nicht erfasst wurde.

Während er sich 1925 in China aufhielt, bildete er in Kanton mit vietnamesischen Emigranten die Liga der Revolutionären Jugend Vietnams, die zum wichtigsten Vorläufer der Kommunistischen Partei wurde. Als Vertreter der Komintern delegierte er Mitglieder der Jugendliga zum Studium nach Moskau, darunter an die Militärakademie der Roten Armee, sowie an die militärische Lehranstalt Huang Pu bei Kanton, an der sowjetische Militärs Offiziere der Volksbefreiungsarmee als auch der Truppen von Tschiang Kai-schek ausbildeten. Die Absolventen kämpften 1930/31 in den Reihen der Roten Garden der vietnamesischen Sowjets. Andere Mitglieder gingen nach Vietnam, um dort bereits Basiszellen für die künftige Partei vorzubereiten. Wie schon in Moskau belegte Ho in Kanton auch selbst militärische Vorlesungen. Das befähigte ihn selbst aktiv an der Ausarbeitung Militärstrategie der Partei im Befreiungskampf teilzunehmen.

In seiner Schrift „Der revolutionäre Weg“, die 1926 erschien, skizzierte er in seiner für das Volk leicht verständlichen Sprache Grundfragen des nationalen Befreiungskampfes und die Notwendigkeit, dazu eine revolutionäre Partei zu bilden.  Zwischen 1927 bis 1929 befasste er sich im Auftrag des Exekutivkomitees der KI in verschiedenen Ländern Europas und Asiens mit dem Kampf nationaler Befreiungsorganisationen. Das EKKI drängte, in Vietnam eine einheitliche KP zu schaffen. Nach mühevoller Arbeit erreichte Ho am 3. Februar 1930, dass in Hongkong Vertreter der drei kommunistischen Organisationen Vietnams bzw. Indochinas die Vereinigung zu einer einheitlichen KP beschlossen: Es waren die aus der Revolutionären Jugendliga hervorgegangene Kommunistische Partei Indochinas, die Kommunistische Partei Annams und die Indochinesische Kommunistische Liga. Da alle Organisationen mehrheitlich aus Vietnamesen bestanden, nahm die Organisation zunächst den Namen Kommunistische Partei Vietnams an.

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