Berlin, Deutschland (Weltexpress). Im Kaufhaus des Westens (KaDeWe) und also in West-Berlin fand wieder eine Feier statt. Zu 20.30 Uhr standen am 16.11.2022 zu beiden Seiten des Haupteingangs Dutzende Männer und Frauen, manche gut gekleidet, und begehrten eingelassen zu werden. Gefühlt waren es Hunderte, die sich vor und im Gebäude drängten.
Mit einer Grand Opening genannten Veranstaltung sollte der 115. Geburtstag und die Neueröffnung der erfolgreich umgebauten Flächen im gesamten Kaufhaus gefeiert werden. Bis ins große Restaurant Wintergarten im KaDeWe, um von dort aus über Berlin blicken zu können, kam ich nicht. Die Sechste und also die Feinschmeckerabteilung des KaDeWe flugs beziehungsweise mit dem Fahrstuhl hinauf gefüllt.
Neue Verkaufsstände wurden angeschaut. Sehen und gesehen werden war wohl wichtig. Schon 1907 wurde großartiges erwartet und bestaunt. Daß das KaDeWe bis heute für die meisten seiner Besucher mehr Erlebnis ist denn Einkauf, das ist bekannt. Bei einer Reise nach Berlin, wo man noch einen Koffer hat, gehört ein Gang ins große Gebäude dazu wie ein Bummel über den Kurfürstendamm.
Mehr als 2 000 geladene Gäste kamen, gönnten sich hier und da Einblicke und vor allem in der sechsten und siebten Etage Speis und Trank vom Feinsten. Getanzt wurde, obwohl die Musik nachmeinem Geschmack Wünsche offenließ. Techno und das auch noch viel zu laut finden nicht alle toll.
In einer KaDeWe-Pressemitteilung vom 17.11.2022 heißt es, daß „bis in die Morgenstunden … die Gäste auf drei Etagen“ feierten und „ausgelassen zu den Sounds vom No Frills, Schauspieler und DJ Lars Eidinger“ und einer „Caro Daur“, die wohl eine Beeinflusserin sein solle, die wie eine Krankheit klingt und Bildungsbürger nicht kennen müssen, „mit DJ und Produzent Wolfram“ aufgelegt haben solle, tanzten. Außerdem solle eine „Turntable-Künstlerin“ mit der Bezeichnung „DJ Gigola … bis zum Ausklang der großen Partynacht um zwei Uhr morgens“ aufgelegt haben.
Schon vor Mitternacht waren viele nicht mehr so gut aufgelegt, gingen und fuhren heim, um sich hinzulegen. Auch in der Migranten-Metropole Berlin, die hier und da als „arm aber sexy“ beziehungsweise „Harz-IV-Hauptstadt“ gilt, müssen manche für Lohn arbeiten.
Doch zwei, drei Stunden haben viele Gäste gegen den Lärm der Maschinen-Musik angeredet, gehört und geguckt, gegessen und getrunken, wenn auch nicht getanzt. Dann sind sie gegangen. Andere tanzten und feierten wohl gut gelaunt bis weit nach Mitternacht.
Am nächsten Tag lese ich in der besagten Pressemitteilung noch, was Timo Weber, General-Manager des KaDeWe, mitgeteilt haben solle: „Das, was das KaDeWe so besonders und ikonisch macht, hat natürlich sehr viel mit der Verbundenheit zu Berlin zu tun, der Teilung der Stadt und dem Lebensgefühl, in West-Berlin zu sein. Und wie vieles in Berlin steht auch das KaDeWe für Vielfalt und für die Freiheit, sich so geben zu können, wie man ist“, erklärt er die Faszination KaDeWe. Er ergänzt: „Das KaDeWe ist ein Ort der Begegnung, der Inspiration und der Veränderung. Es gibt nie einen Stillstand, das KaDeWe hat natürlich auch einen hohen Anspruch an sich selbst. Und diesem
Anspruch muss man an jedem einzelnen Tag wieder aufs Neue gerecht werden. Um Impulsgeber zu bleiben, müssen wir uns immer wieder neu erfinden.“
Auch André Maeder, Geschäftsführer der KaDeWe-Gruppe, wird zitiert und zwar wie folgt: „Das Schönste an meinem Beruf ist es, die Menschen zu sehen, wie sie strahlen, wenn sie das KaDeWe betreten. Von den funkelnden Kinderaugen bis hin zu den Mitarbeitenden.“ Maeder meint „115 Jahre Lifestyle, 115 Jahre Glanz, 115 Jahre, in denen das Haus und die Stadt viel erlebt haben. Das spiegelt die Fassade und die ganze Aura des KaDeWe wider.“
Die Fassade sehen Sie selbst (oben im Bild)!
Lohnarbeiter des KaDeWe bieten mehr als (Lichter-)„Glanz und Märchenwelt“.