Vertrag aufgelöst – Die russische Nationalspielerin Olga Petrova beendet ihr VfL-Engagement – Heimweh nach dem Gorki Park

Olga Petrova im Wolfsburger Dress. © VfL Wolfsburg

Heimweh nach der Familie

„Das ist unheimlich schade, zumal wir von ihren sportlichen Qualitäten nach wie vor überzeugt sind“, so der Cheftrainer und Sportliche Leiter Ralf Kellermann. „Olgas Heimweh wurde in den letzten Wochen jedoch zu groß. Deshalb haben wir gemeinsam entschieden, dass eine Trennung der sinnvollste Schritt ist.“ Olga Petrova kam in der Winterpause der laufenden Spielzeit ablösefrei vom FK Rossiyanka zu den Grün-Weißen. Der Kontrakt der 27-Jährigen lief noch bis zum 30. Juni 2015. Schon am Wochenende war den Spielbeobachtern aufgefallen, dass die Fußballerin, die nicht für UEFA Champions League Kader spielberechtigt ist, im Zweitligaspiel vom VfL Wolfsburg II fehlte. Das Heimspiel hatte auf dem Nebenplatz des VfL-Stadion am Elsterweg drei Stunden vor dem Champions League Viertelfinale stattgefunden.

Perspektivische Kaderentwicklung

Die Gästemannschaft vom FFV Leipzig gewann mit 3:0 (1:0) Toren. Mit von der Partie vom Erstkader des VfL Wolfsburg waren Laura Vetterlein, Lynn Meyer und Marion Tetzlaff. Nicht dabei war Yvonne Hartmann.  „In der Champions League wird sie aufgrund ihrer Einsätze für Rossiyanka gegen den serbischen Verein ŽFK Spartak Subotica zwar nicht spielberechtigt sein," erklärte der VfL-Cheftrainer und Sportliche Leiter Ralf Kellermann zu Jahresbeginn. Kellermann verwies auf die perspektivische Kaderentwicklung seiner VfL-Frauen für die nächsten Monate. „Angesichts der erneut vielen englischen Wochen, die im neuen Jahr auf uns zukommen, wird Olga uns aber dennoch eine Hilfe sein. Wir hatten sie schon länger im Visier und freuen uns, dass es geklappt hat. Olga ist im besten Fußballeralter, verfügt über internationale Erfahrung. Sie ist technisch versiert und sehr flexibel einsetzbar, im Mittelfeld und in der Abwehr kann sie auf fast jeder Position spielen," beschrieb der Wolfsburger Chefcoach die besonderen Vorzüge der russischen Nationalspielerin.

Nicht dauerhaft mit Leben erfüllt

Es scheint so, dass die ehrgeizige Olga Petrova eine andere Vorstellung zu ihrem Wolfsburger Engagement hatte. Ihr Heimweh wird wohl den Entschluss beschleunigt haben. Das letzte Mal spielte sie in einem Pflichtspiel für Wolfsburg am 2. März 2014 mit VfL Wolfsburg II gegen den SV Werder Bremen in der 2. Bundesliga Nord. Die Vertragsauflösung mit Olga Petrova war neben dem Weggang der nigerianischen Nationalspielerin  Desire Oparanozie, die den VfL Wolfsburg zu Weihnachten wieder verliess, schon der zweite Transfer einer Spielerin vom russischen Spitzenteam FK Rossiyanka, der sich nicht dauerhaft mit Leben erfüllte. Diesmal aber scheinen die Wolfsburger der Spielerin mit Wehmut nachzutrauern, was im Falle der Nigerianerin weniger der Fall war.

Beobachtungen einer klugen Frau                                                                    

In ihrem letzten Interview Ende Februar sprach die russische Nationalspielerin Petrova nur positiv über den VfL Wolfsburg, über das professionelle Training und die Bundesliga. Petrovas Aussagen waren präzise. Es waren Beobachtungen einer klugen Frau, die Klartext redet, ohne zu verschleiern. Angesprochen auf die Beziehungen innerhalb des Wolfsburger Teams, also ob sie schon Freundinnen gefunden hat, antwortete Olga Petrova, dass es komplizierter sei: "Im Gegensatz zu Rußland ist der Umgang hier kollegialer." Wer die russische Mentalität kennt, weiß das solch eine Aussage Kritik ist. "Nachdem ich mit 16 Jahren meine Familie verließ, von da an hatte ich nur noch den Fußball," äußerte Petrova in einem Video des russischen Fußballverbandes. Die jeweilige Mannschaft war immer ihre selbstgewählte Ersatzfamilie.

Kraftverlust durch Einsamkeit                                                                                

Nach dem Training war sie, so darf man spekulieren, mehrere Wochen allein in Wolfsburg. Ob sie privaten Besuch in Wolfsburg erwarten würde, fragte der Interviewer der sovsport.ru -"einen Freund habe sie nicht, ihre Eltern werden sie nicht besuchen, vielleicht eine von den Freundinnen."  Einsamkeit kann einer Leistungssportlerin schon die gesamte Kraft nehmen, die mentale und die körperliche. Fazit: In Rußland ist der Frauenfußball noch weniger akzeptiert als in Deutschland. Die russischen Spielerinnen und ihre Vereine bilden eher eine verschworene Gemeinschaft und Familie gegen die da draußen.

Mehr Zuwendung im Alltag zeigen                                                                    

Die Verantwortlichen des VfL Wolfsburg sollten in Zukunft bei Vertragsverpflichtungen aus anderen Kulturen und Nationen wichtige Bereiche wie interkulturelle Kommunikation und interkulturelle Intelligenz nicht außen vorlassen. Hinzu kam wohl das "miese kollektive Rußland-Bild", was durch bundesdeutsche Leitmedien "manipulativ" den in Deutschland lebenden Menschen in Deutschland zugemutet wird. Daran trägt natürlich der Verein keine Schuld, aber gerade in solchen Situationen müssen Spielerinnen wie Petrova besser informiert und seelisch begleitet werden.  Insbesondere Hauptsponsor Volkswagen pflegt eine bewußte Ausbildungsoffensive in seinen russischen Werken. Die beteiligten Spielevermittler sollten sich mal gehörig an die Nase greifen, bevor sie mit mentaler interkultureller Kompetenz werben und Frauen wie Petrova im Regen stehen lassen. Einer wertvollen Spielerin und Menschen Olga Petrova sollte in Deutschland eine zweite Chance gegeben werden. Ein Verein wie der Universitätsverein Jena bietet wohl ein besseres Umfeld und intensivere Zuwendung.

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