Blechschaden – “Terminator: Die Erlösung” schickt Christian Bale gegen die Kampfroboter los

Die zur Filmsaga ausgedehnte Handlung ließe sich umständlich zusammenfassen, dann klänge es nach einem Werk epischer Breite. Zum Filmverständnis reicht es jedoch zu wissen, dass die Menschen in naher Zukunft gegen selbstständig gewordene Maschinen, die Terminatoren, kämpfen. Deren Programmierung befiehlt ihnen Menschen zu terminieren, zu vernichten, daher der wenig subtile Titel. Im ersten “Terminator” reichte eine Maschine, im nächsten zwei. Mittlerweile sind die Menschen in der Minderheit auf der postapokalyptischen Erde, die von dem Computersystem Skynet beherrscht wird. Skynet kontrolliert die allgegenwärtigen, tötenden Terminatoren. John Connor (Christian Bale), dessen Jugend-, Kinder- und pränataler Zeit sich die anderen Filme widmeten, ist Anführer des menschlichen Widerstands gegen die Maschinen. Skynet hat als neuartige Infiltrationswaffe den menschenähnlichen Terminator Marcus Wright (Sam Worthington) entwickelt, der sich über die Widerständlerin Blair (Moon Bloodgood) Zugang zu der sogenannten “Resistance”, den menschlichen Widerständlern, erschleicht. Nebenbei ist der talentierte, aber unterforderte Jungdarsteller Anton Yelchin alias Chekov vom Raumschiff Enterprise aus dem jüngsten “Star Trek”-Film dabei, sowie das in Endzeitfilmen unverzichtbare “stille kleine Mädchen”, in “Terminator” mit dem Namen Star (Jadagrace Berry). Gemeinsam lassen sie es ordentlich scheppern im Krieg gegen die Terminatoren.

Mit “Terminator” landetet 1984 ein Regisseur, der sich bisher mit “Piranhas 2: Flying Killers” nicht gerade mit Ruhm bekleckert hatte, einen Überraschungserfolg. Nach dem kultträchtigen Gewaltstreifen um den von Arnold Schwarzenegger verkörperten tumben Maschinenkämpfer waren alle Beteiligten ambitioniert, ungeheuer ambitioniert. Hauptdarstellerin Linda Hamilton sagte „ja“ zu einer Fortsetzung und Regisseur James Cameron als Ehemann. Arnie wurde als kalifornischer Gouverneur zum Rädchen in der konservativen politischen Maschine. Cameron drückte Ridleys Scotts “Alien” seinen sinnleeren Actionstempel auf, läutete im zweiten “Terminator”- Film “Judgement Day” das Jüngste Gericht ein und ließ in “Titanic” statt Stahl Herzen aufeinander und Schiffe gegen Eisberge krachen. Nach zwei Fortsetzungen schienen die Maschinen die letzte Ölung bekommen zu haben. Kein Arnie vor, kein James Cameron hinter der Kamera und der Subplot des Atomkriegs zog längst nicht mehr wie in den Achtzigern. Von den insgesamt vier “Terminator”-Filmen hat “Die Erlösung” die ungünstigsten Startbedingungen. Der Titel entpuppt sich als kuriose Prophezeiung im positiven Sinne. Mal ehrlich, Arnold Schwarzenegger war nie ein guter Schauspieler, zumindest nicht außerhalb der politischen Bühne. Seine versteinerte Visage, die mit dem Robotergesicht untrennbar verbunden ist, vermisst man kaum. Kriegt man sie dank eines unglücklichen Einfalls der Autoren John Brancato und Michael Ferris doch zusehen, wirkt das bestenfalls albern. Das Drehbuch vermischt die Grundhandlung aller “Terminator”-Filme vom Kampf der Menschen gegen Killermaschinen mit Motiven aus “Frankenstein”. Halb Mensch, halb Monster ist der neue “Terminator”-Prototyp Marcus der Bösen wider seines Willens. Statt von einem verrückten Medizinstudenten erschaffen von machtgierigen Computern, hadert er mit seiner Nichtmenschlichkeit und humanen Gefühlen.

Beides allerdings nur rudimentär. Schauspielerisch ist Sam Worthington in seiner Rolle ähnlich beschränkt wie Schwarzenegger. Tiefgang liegt Regisseur McG ohnehin  fern. “Terminator: Die Erlösung” ist ein Actionwerk aus einem Guss. Stahl kracht auf Metall, Maschinengewehre rattern, in fester und geschmolzener Form ergießen sich Bleilawinen. McG taucht seine Szenen in schmutzig-metallene Grau- und Brauntöne, eine Optik, welche das Antiseptische der Kampfszenen betont. Blut fließt kaum, der Feind ist ja aus Metall. Die Brutalität der ersten “Terminator”-Filme ist zur Materialschlacht abgestumpft. War die Gewalt gegen Menschen noch halbwegs effektvoll, ist das Blechzertrümmern so bewegend, wie dabei zuzusehen, wie eine Schrottpresse Autos kleinkriegt. Nur ein Satz bereitet nach wie vor Gänsehaut: “I ´ll be back.” Schon dreimal machten die Produzenten diese Drohung war und das Ende lässt Schlimmes befürchten. Unbesiegbar wie die Terminatoren ist die Hollywoodmaschinerie, welche Fortsetzungen wie diese fabriziert. Aus den immer gleichen Versatzstücken zusammengesetzt, am Fließband, gleich den Kampfrobotern, überschwemmen sie die Kinoleinwände. Ihr Auftrag: Kleine Dramen und Independentstreifen terminieren. “Wir werden nicht aufhören, bis alles von uns zerstört ist.”, heißt es im vierten “Terminator“. “Die Erlösung” bleibt wohl noch aus. 

Titel: Terminator: Salvation – Terminator: Die Erlösung
Start: 4. Juni
Regie: McG
Drehbuch: John Brancato, Michael Ferris
Darsteller: Christian Bale, Sam Worthington, Anton Yelchin, Helena Bonham-Carter
Verleih: Sony
www.terminator-die-erloesung.de

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