Auswärtssieg des amtierenden Meisters am Freitagabend beim Rekordmeister in Berlin – Red Bull München lässt Eisbären wie Hasen laufen, igelt sich nicht ein und gewinnt am Ende 4:3

Eisbären Berlin gegen EHC Red Bull München am 5. Februar 2016 in Berlin. © 2016, Foto: Joachim Lenz

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Am 26.01.2017 informierte die EHC Eisbären Management GmbH unter der Überschrift „Mit Stéphane Richer gegen Tabellenführer München“ über einen prominenten Neuzugang. Doch der setzte sich nicht auf die Bank der Berliner Eisbären, sondern stand als „Unterstützung für Chefcoach Uwe Krupp und seinen Assistenten Marian Bazany“ dahinter.

„Je mehr Eishockeykompetenz wir haben, desto mehr profitiert die Mannschaft davon“, soll Krupp über den Neuen gesagt haben und auch, dass er den Mann, der auch bei den Hamburg Freezers sowie den Kassel Huskies und den Adler Mannheim trainierte, „in alle Bereiche mit einbinden“ werde.

Stéphane Richer an der Bande hinter der Bank der Berliner Eisbären. © Foto: Stefan Wenske
Stéphane Richer an der Bande hinter der Bank der Berliner Eisbären. © Foto: Stefan Wenske

„In alle Bereiche“? Sollte das stimmen, dann stimmt das hoffnungsvoll, denn bei der Auswahl neuer Spieler griffen die Verantwortlichen zuletzt zu oft ins Klo.

Einer der Schlechtesten beim gestrigen Punktspiel zwischen dem Rekordmeister und dem amtierenden Meister war Neuzugang Alex Roach, der auch für den schleichenden Verfall und offenkundigen Niedergang steht.

Meistertrainer Don Jackson und seine Mannschaft wissen vom Schrecken ohne Ende in der Hauptstadt und so spielten die Gäste in höchstem Maße überheblich. Absolut arrogant wirke ihr lässiges Spiel ähnlich dem der Igel mit dem Hasen. Sie ließen die Berliner vor 13 339 Zuschauern in der hohen Halle laufen wie Blöde und die auf drei Reihen gestutzten Bauern auf dem Eisfeld taten ihnen den Gefallen. Schön doof.

Zwar traf Florian Busch nach Vorarbeit von Micki DuPont aus kurzer Distanz bereits in der ersten Minute zum 1:0 und André Rankel hätte in der dritten Minute die zweiten Chance nutzen können, doch dann trat Roach dem Gast den Gefallen, wegen Spielverzögerung für zwei Minuten auf die Strafbank zu müssen (7.). Als er wieder aufs Eis durfte, entschied sich der hüftsteife Verteidiger dazu, lieber auf zur Bank zu laufen, statt in der Abwehr zu arbeiten. Konrad Abeltshauser nutzte die Gunst der Gelegenheit auf der völlig verwaisten rechten Abwehrseite der Berliner und schoss aus halblinker Position ins von Marvin Cüpper halb gedeckte Berliner Tor (9.).

Tor für die Eisbären beim Spiel gegen Red Bull München am 27. Januar 2017 in Berlin. © Foto: Stefan Wenske
Tor für die Eisbären beim Spiel gegen Red Bull München am 27. Januar 2017 in Berlin. © Foto: Stefan Wenske

Die nächsten zwei Strafminuten für Julian Talbot wegen Stockschlags (10.) nutzen die Roten Bullen nicht. Dafür setzte sich Rankel in zentraler Position durch und brachte den Puck auf Laurin Braun, der zur erneuten Führung für die Eisbären ins von David Leggio statt Danny aus den Birken gehütete Münchner Tor traf (16.). In der Folge wirkten die Berliner wie beflügelt und kamen im Minutentakt zu drei großen Gelegenheiten (17., 18. und 19.).

Im Wissen um die eigene Stärke und die Erkenntnis, im Zweifelsfall immer ein Tor mehr als die Eisbären scheißen zu können, nahm die Mannschaft aus München das Laufen der Berliner hin und ließen sich auf keinen Kampf ein, sondern die Berliner sich verausgaben.

Die Erholung in der ersten Drittelpause reichte offenbar nicht, denn fortan spielte der Gastgeber „wie Flasche leer“ (freu` sich, wer`s kennt, * d.I.d.t.). Als Florian Kettemer zwei Minuten auf der Strafbank saß konterten die Gäste. Frank Hördler konnte Jonathan Matsumoto kurz vorm Schuss nur mit einem Foul stoppen und erhielt von den Schiedsrichtern Eric Daniels und Willi Schimm zwei Strafminuten. Matsumote bekam einen Penalty zugesprochen, den er eiskalt nutzte (22.).

Wenig später war München komplett und kreierte sogleich eine schöne Chance. Die Roten Bullen wurden immer dominanter und zeigten spielerische Klasse, jedenfalls DEL-Klasse. Die Führung durch Matthew Smaby war völlig verdient und nur eine Frage der Zeit (28.). Den Berlinern bleib zum Ende des zweiten Drittels nur noch die Strafbank, auf der Busch wegen Haltens Platz nahm (33.).

Im Grunde war es Cüpper, der gute Paraden zeigte, aber auch Patzer, zu verdanken, dass die Münchner nicht höher führten, die insgesamt doppelt so oft aufs Tor schossen als die Berliner.

Im letzten Drittel erhöhte Dominik Kahun für den EHC Red Bull München nach Vorarbeit von Frank Mauer auf 4:2 (46.). Zuvor traf Eisbär Spencer Machacek nur den Pfosten (42.).

Rankel ließ eine gute Gelegenheit für einen Anschlußtreffer liegen (52.), als Leggio schon auf dem Eis lag.
Eine Strafzeit für Brooks Macek wegen Beinstellens, Rankel war durch und nur durch ein Foul zu stoppen, brachte die Berliner in eine Überzahlsituation (54.). Busch beendete das Powerplay mit seinem zweiten Treffer (56.). Beim 4:3 aus Sicht des Meisters blieb es, weil eine weitere Großchance, von denen die Gäste über 60 Minuten effektiver Spielzeit mehrere kreierten, für München ungenutzt blieb.

Für die Eisbären war insgesamt gesehen nie mehr drin, als sich achtbar aus der Affäre zu ziehen. Immerhin, das gelang. Vorne überzeugten der 32-jährige Busch und der 25-jährige Laurin Braun. Auch André Rankel zeigte sich von seiner guten Seite. In der Hintermannschaft spielen alle bis auf Roach solide. Cüpper zeigte Paraden und Patzer.

* Der Idiot, der tippt.

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