Es war Gekas, der in der 16. Minute den Ball auf den Kopf bekam, aber weit rechts am Tor vorbei köpfte. Dennoch war das der Moment, wo man auch über seinen Ärger über sein Versagen, überhaupt mitbekam, daß der „unsichtbare“ Grieche mitspielte, denn auch in diesem Spiel erwies sich seine Fähigkeit, vom Gegner – und vom Publikum – als Mitspieler nicht wahrgenommen zu werden, aber zur Stelle zu sein, wenn ein Fuß oder Kopf nötig ist, um den Ball ins Tor zu bekommen. Nach heftigem Stürmen und vielen Torschüssen – 15 auf Eintrachtseite, aber auch 14 von den Wölfen – gab es in der 26. Minute ein Geplänkel vor Tormann Diego Benaglio und Gekas schob den Ball einfach rein zum 1:0. Wirklich ein typisches Gekas-Tor.
Das war der Auftakt zu einem Angriffsspiel der Frankfurter, wo jedes weitere Tor in der Luft lag, aber nicht kam. Und erneut war es Gekas, der wie Kaugummi am gegnerischen Tormann klebte, sich ständig in dessen Umfeld und dem der Verteidiger aufhielt, jedem Ball, der in Richtung Wolfsburger Tor ging, hinterherrannte, auch wenn jeder wußte, daß das vergeblich sei. Als Mitspieler für die Eintracht fiel er vollständig aus in der Besessenheit, in Tornähe zu bleiben. Theofanis Gekas ist der geborene Torspieler, kein Mitspieler. Pirmin Schwegler dagegen, der mit Übersicht spielte und oft die Vorderen ins Spiel brachte- mit 65 hatte er die meisten Ballkontakte der Frankfurter, aber der unermüdliche Diego hatte sogar 72 auf Wolfsburger Seite – , traf in der 27. Minute die richtige Entscheidung und deshalb auch das Tor. Mit einem kräftigen Rechtsschuß von weither zielt er direkt ins Tor, als eigentlich alle eine Flanke oder Abgabe erwarteten. Das überraschte wohl auch den Wolfsburger Tormann.
Der Frankfurter Oka Nikolov dagegen ließ sich durch nichts überraschen und war wie ein Fels in der Brandung. Allein das Kontertor der Wölfe in der 66. Minute, als überraschend die Wolfsburger nicht nur Richtung Eintrachttor marschierten, sondern auch Sebastian Jung wohl nicht mehr den Überblick hatte, war Ashkan Dejagah zur Stelle und blitzschnell stand es 3:1. Fehlt noch das dritte Eintrachttor zuvor. Das kam auch überraschend. Denn erstens gab es in der 55. Minute einen Elfmeter, dessen Ursache nicht alle mitbekommen hatten. Dann schoß der selbstsichere Gekas den Ball direkt auf den Tormann, schlechter Schuß also, aber wie es dem Glückskind zusteht, ging der Ball erstaunlicherweise direkt unter Benaglio doch ins Tor.
Nachher sagten seine Mannschaftskameraden: „Wenn ein Lauf ist, hat man das nötige Glück. Bei ihm läuft alles. Den Elfmeter hat er nicht gut geschossen, doch er geht ins Tor!“ Richtig und mehr kann man dazu auch nicht sagen. Warum Caio, der von Anfang an dabei war und in der 90. Minute für Ioannis Amanatidis ausgewechselt wurde, kein Tor schoß, muß man auf das fehlende Glück zurückführen, denn mit vier Torschüssen hatte er genauso viel wie Gekas. Anlaß nach dem Wolfsburger Angriff zu fragen, der so promintente Spieler wie Diego und Grafite aufweist. Beide hatten je drei Torschüsse und über die Laufrolle von Diego, der überall war, wurde schon gesprochen. Aber auch Mario Mandzukic, der in der 46. Minute für Grafite eingewechselt wurde – also drei Torschüsse in 45 Minuten von ihm! – hatte in der 2. Halbzeit dann ebenfalls drei Torschüsse. Ja, es fehlte das Glück, denn in der zweiten Hälfte stürmten die Wolfburger heftig, allerdings mehr mit Kraft als mit überlegten Kombinationen.
Das ganze Spiel über fiel die unterschiedliche körperliche Beschaffenheit der beiden Mannschaften extrem auf. Während man die Wölfe als „die langen Kerle“ bezeichnen könnte, da sowohl Edin Dzeko – viele Fans trugen das Trikot des Mannschaftsführers – mit 1,93 Meter, wie auch Marcel Schäfer, Alexander Madlung, Ashkan Dejagah, Sascha Riether, Peter Pekarik die Eintrachtspieler wie Nachwuchsbuben aussehen ließen. Allerdings gewitzte und schnelle, denn Größe ist im Fußball mehrdeutig. An diesem Tage zumindest haben die Eintrachtspieler alles richtig und im Sinne ihres Trainers gemacht. Ein momentaner Platz 3 ist schmeichelhaft, aber Übermut trifft man derzeit in Frankfurt nicht an. Nur ein großes Behagen.
Nachwort: Die öffentliche Verkehrssituation nach den Spielen ist von uns schon öfter kritisiert worden. Was sich allerdings als Schildbürgerstreich erneut bei den Straßenbahnen abspielte, sollte intern ein Nachspiel haben. Dort gibt es zwei Abfahrtgleise und auch zwei Straßenbahnen – 20 und 21 – , die die Zuschauer Richtung Bahnhof führen. Nur auf einem Gleis sind Abfahrtszeiten angegeben. Als wir um 18.06 dort eintrafen, stand keine Bahn bereit, aber die Ordner versicherten, es würden so alle drei Minuten Bahnen kommen. Das stimmte zwar nicht, aber endlich kam die 20. Das Gleis leerte sich schnell in die Bahn hinein. Die fuhr aber nicht. Auf der anderen Seite war inzwischen die 21 eingefahren, in die nur ein paar Leute, die inzwischen Gekommenen, einstiegen, denn unsere Bahn war voll.
Allerdings fuhr diese Bahn sofort fast leer ab. Unsere aber stand noch mindestens zehn Minuten und wurde so proppenvoll daß sicherlich die Sicherheitsbestimmungen außer Kraft waren. Sie kam erst um 18.45 am Frankfurter Hauptbahnhof an. Diesen Schildbürgerstreich, so erzählten Mitwartende, leisteten sich die Frankfurter Verkehrsbetriebe regelmäßig. Das können wir nicht überprüfen, finden aber, daß dieser Vorgang schon langt, um sicherzustellen, daß die an den Gleisen Wartenden darauf hingewiesen werden, welche Bahn als nächste fährt und daß dafür gesorgt wird, daß die Bahnen gleichmäßig ausgelastet werden.