Zum Brexit ein Brite als Boss der Internationalen Jury für die 70. Berlinale – Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Jeremy Irons ist Präsident der Internationalen Jury für den Wettbewerb der 70. Berlinale, die Ende Februar 2020 in Berlin stattfindet. © Foto: Antonello&Montesi, BU: Stefan Pribnow

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Nun ist also passend zum Brexit ein Brite zum Boss der Internationalen Jury für den Wettbewerb der 70. Berlinale berufen worden, genauer: ein Engländer.

Einen Deutschen konnten oder wollten die Verantwortlichen hinter der Berlinale genannten Veranstaltung dieses Geschäftsbereiches der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH offensichtlich nicht, vor allem nicht Carlo Chatrian. Der Italiener, der die Berliner Filmfestspiele führt, allerdings mit einer Frau namens Mariette Rissenbeek an seiner Seite, darf die Jury, welche die Bären verteilt, berufen, denn Chatrian gilt als „künstlerischer Leiter“ beziehungsweise „künstlerischen Direktor“ der Berlinale. Rissenbeek ist nur die Geschäftsführerin der Internationalen Filmfestspiele Berlin.

Die Berlinale gilt gemeinhin als Internationales Filmfestival und ist das auch und vieles andere mehr. Dann reicht es, wenn die Deutschen zahlen.

Beispielsweise für Jeremy Irons, geboren 19. September 1948 in Cowes, Isle of Wight, der nicht nur Engländer ist, sondern von Beruf Schauspieler. Seine Karriere begann in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts und scheint noch nicht am Ende angelangt zu sein. Zuletzt lief „Nachtzug nach Lissabon“ (2013) von Bille August auf einer Berlinale. Irons spielte Raimund Gregorius in einer Romanverfilmung des gleichnamigen Buches Pascal Mercier.

Chatrian wird die Reduktion des Romans wohl gesehen haben, denn er schätze laut Berlinale-Pressemitteilung vom 9.1.2020 „Irons als Mensch wie als Künstler“, aber nicht nur, sondern „die ikonischen Figuren, die Jeremy Irons verkörpert“ habe, „und sein unverwechselbarer Stil“ hätten ihn auf seiner „cineastischen Reise begleitet“ und ihm „die Komplexität der menschlichen Natur vor Augen geführt“. Wozu braucht der Italiener noch die Berlinale?

Die Berlinale hingegen braucht mehr Beiträge wie das sozial- und gesellschaftskritische Filmdrama „Margin Call“ (Der große Crash – Margin Call) von Jeffrey Chandor, das 2011 im Wettbewerb der 61. Berlinale lief und in dem Jeremy Irons als John Tuld an der Seite von Kevin Spacy als Sam Rogers eine gute Rolle im Monetarismus-Movie spielte. Der kritische Beitrag zur Finanzkrise ab 2007 bekam keinen Preis.

Das lag an der Jury, die von Dieter Kosslick berufen wurde.

Anmerkung:

Vorstehender Artikel von Kerstin-Bettina Kaiser wurde in einer kürzeren Fassung unter dem Titel „Zum Brexit ein Brite als Jury-Boss für die 70. Berlinale – Humor ist, wenn man trotzdem lacht“ am 11.1.2020 im KULTUREXPRESSO erstveröffentlicht.

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