Der gute Grund liegt in einem doppelten Jubiläum. Vor hundert Jahren nämlich gab es 1909 die ILA, das war die erste Internationale Luftschiffahrtausstellung, die soviel Platz brauchte, wie Flugzeuge der damaligen Zeit brauchten. Sie war die erste Veranstaltung in der frisch gebauten Festhalle Frankfurt, die wiederum 1909 die größte freitragende Halle Europas war. Zum Zeitpunkt der Ausstellung war der Kuppelbau noch nicht einmal fertiggestellt, aber woanders wären die über eineinhalb Millionen Besucher überhaupt nicht untergekommen. Das muß man sich vorstellen, welche Besuchermassen das zu einer Zeit waren, wo öffentlicher Verkehr erst erfunden wurde.
Und man darf sich weiter vorstellen, daß es diese Ausstellung und die damalige Landung eines Zeppelin waren, die zum Flughafen Frankfurt führten, der heute der größte der Bundesrepublik Deutschlands ist und einer der zentralen Umschlagplätze Europas. Die außerordentlich erfolgreiche Wirtschaftslandschaft ist geschichtliche Vergangenheit des Industriezeitalters, die nun ihre baulichen Relikte in neuer Bedeutung zeigt, wobei aber anders als viele aufgelassene Fabriken und Gebäude die Flughäfen und Häfen ihre Bedeutung als Verkehrsknotenpunkte beibehalten haben.
Im Rahmen der „Tage der Industriekultur“ nun, wurde einem interessierten und gemischten Publikum, ein umfangreiches Programm geboten. Insgesamt haben dabei rund 212 Veranstaltungen an 120 verschiedenen Orten stattgefunden und dabei geholfen der Rhein-Main Industrie eine neue Identität zu verschaffen.
In Aschaffenburg konnte im Rahmen einer Radtour so zum Beispiel ein Einblick in die Arbeitsweise eines modernen Industriehafens gewonnen werden. „Bayerns trimodales Wirtschafts- und Logistikzentrum im Rhein-Main-Gebiet. Mit dem Fahrrad durch den Hafen Aschaffenburg“ lud dazu am 22. und 23. 08, jeweils zwischen 14.00-16.00 ein und vermittelte unter fachkundiger Führung die Geschichte des größten Industriegebietes am Bayerischen Untermain an die Teilnehmer, gekennzeichnet durch eine zentrale Anbindung mit Wasser-, Schienen- und Straßenverkehrswegen sowie eines jährlichen Güterumschlags von 3 Millionen Tonnen.
Weitere Radtouren luden während der Route nach Frankfurt, Hanau oder Wiesbaden ein. Letztere bot unter der Devise „Rückeroberung der Natur“ zu einer Besichtigung des alten Flughafen Frankfurt-Bonames an. „Hafengeschichten und Hafenklänge“: Den Drahtesel heraus zu kramen war jedoch nur eine Möglichkeit der Fortbewegung, die sich an diesen drei Tagen anbot. Sonntags ging es zusammen mit Dr. Peter Schirmbeck, dem Initiator der Industriekultur Rhein-Main, per Schiff den Main entlang von Frankfurt nach Mainz und wieder zurück – Fachwissen, Humor und Hafenfeeling garantiert!Auch per Bahn wurden Impressionen eingefangen und Bekanntes, wie auch Unbekanntes neu entdeckt. So hieß es ebenfalls am Sonntag – Freie Fahrt voraus! – als mit einer 1942 erbauten, 136 Tonnen schweren Dampflockmotive von Hanau aus eine Fahrt zum Frankfurter Flughafen angeboten wurde.
Zu dem weitgefächerten Programm gehörten ebenso Führungen wie z.B. durch die in Bad Vilbel gelegene Mineralquellenfirma Hassia oder durch die Darmstädter Wettersatellitenorganisation Eumetsat. Dies alles unter der Prämisse, die Zusammenhänge im rhein-mainischen Wirtschaftsgefüge offenzulegen und auf diesem Wege zu einer stärkeren Identifizierung mit der Heimat beizutragen.
Premiere feierte dieses Jahr der „Tag der hessischen Industrie“. In einer Reihe von Symposien wurde von Darmstadt bis Kassel am 22.08.09 über die fünf Themen Innovation, Lebensstandard, Talentförderung, Nachhaltigkeit und Kreativität diskutiert. Alles in allem also ein umfangreicher Rundumblick in die Industriekultur der Rhein-Main-Region der uns da versprochen und auch geliefert wurde.
Tage der Industriekultur Rhein-Main 2009: Fokus: Häfen und Flugplätze – 18. – 23. August 2009: http://www.route-der-industriekultur-rhein-main.de
Tag der hessischen Industrie 2009. 22. August 2009: http://www.industrieplatz-hessen.de