Zu viel Ballbesitz, zu wenig Tore – Bayern München gewinnt 2:1 gegen Atletico Madrid und scheidet wieder einmal im Halbfinale der Champions League aus

In Mí¼nchen hat sich`s ausgepept. © Mí¼nzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow, 2016
Original Wiener Schnitzel vom Kalb mit bayerischem Kartoffelsalat und Preiselbeeren sowie Tiroler Kässpätzle mit Salat kamen auf den Tisch, dazu Bieriges vom Hofbräu Original, über das Dunkle und Münchner Weiße bis zum Maibock. Die Bedingungen stimmten und auch in München war der Rasen nicht nur grün, sondern auch gut gewässert. Dass der Rasen stumpf gewesen sei, wurde nach der 1:0-Niederlage der Münchner bei Atletico in Madrid beklagt, selbstverständlich von den Bayern.
Nach anfänglichem Hin und Her mit zwei Weitschüssen von Gabi für Atletico (6. und 15.) und einem Kopfball von Robert Lewandowski für Bayern (11.) beruhigte sich das aufregende Spiel und der Gastgeber übernahm die Kontrolle. Aus Ballverlusten wurde Ballkontrolle, aber erst eine Standardsituation bracht ein Tor (31.). Dabei hatte der Schütze Glück. Der von Xabi Alonso getretene Freistoß wurde von Jose Gimenez so abgefälscht, dass der Ball für den erneut herausragend spielenden Torhüter Jan Oblak unhaltbar war. Oblak hielt Schüsse von Lewandowski (21.) und einen von Thomas Müller eher schwach geschossenen Elfmeter (34.). In dieser Drang-Phase der Bayern wollten aufgrund des ans Catenaccio erinnernde reaktive und auf Konter basierendes Spiel der Madrilenen keine Tore fallen.
Auch nicht nach der Halbzeitpause, als die Bayern weiter und beinahe mit allen Spielern drängten, aber mehr und mehr ihre Defensive vernachlässigten. Ein perfekter Pass von dem erfahrenen und clever spielendenden Fernando Torres auf seinen Sturmpartner Antoine Griezmann, der auf Manuel Neuer zulief und dem FCB-Torhüter keine Chance liess (53.).
In München hat sich`s ausgepept. © Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow, 2016Die Hausherren waren sichtlich geschockt, auch die Gäste im Hofbräu Berlin, während das Publikum – abgesehen von den nimmermüden Stimmungskanonen, den Ultras und Maulhelden – in München operettenhaft wirkte.
Spätestens als Lewandowski erneut schoss, aber Oblak hielt, waren diese Phase vorbei (70.). Eine Flanke von Alaba, die nicht abgefangen wurde sondern von Air Vidal mit dem Kopf weiter auf Lewandowski gegeben wurde, verwertete dieser zu erneuten Führung (74.).
Bayern drängte wieder auf ein weiteres Tor, doch Atletico verteidigte und konterte stark. Eine Notbremse von Martí­nez an Torres knapp vor dem Strafraum verlegte Cüneyt Cakir aus der Türkei in den Strafraum und gab Elfmeter. Der Gefoulte trat selber an, hätte das Weiterkommen bereits besiegeln können, schoss jedoch schlecht wie Müller und so war der Ball für Neuer fette Beute (84.).
Doch die Bayern brachten in den folgenden Minuten, darunter fünf Minuten Nachspielzeit, das Runde nicht im Eckigen unter. Zu Buche standen in dieser Begegnung 12:2 Ecken, 34:7 Torschüssen und jede Menge Ballbesitz für Bayern. Zum dritten Mal in Folge scheiterte der FC Bayern im CL-Halbfinale.
Manche Bayern-Fans im Exil, also diejenigen im Hofbräu Berlin, die wir sprechen konnten, hoffen nun, dass der neue italienische Trainer des FC Bayern München, Carlo Ancelotti, weniger Wert auf Ballbesitz und mehr Wert auf eine starke Defensive und Effektivität legt.
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