Wildbiologen fragen sich seit Jahrzehnten, warum das Zebra Streifen trägt. Bislang gingen Forscher davon aus, dass die Streifen im Fell Zebras vor Fressfeinden schützen – im flimmernden Licht Afrikas oder in einer galoppierenden Herde sind einzelne Tiere kaum zu erkennen. Die Tiere erscheinen von weitem als ein großer Körper, was gewissen Respekt hervorruft. Listige Löwen indes lassen sich schon lange nicht davon irritieren. Zebras gehören zu ihrer zweitliebsten Speise.
Es gibt auch noch die Theorie, dass zwischen den dunklen und den weißen Streifen wegen der unterschiedlichen Aufheizung durch Sonnenstrahlen ein lokaler Luftzug entsteht, der das Tier angenehm kühlt und ihm so mehr Ausdauer beschert.
Die jüngste Entdeckung haben ungarische und schwedische Forscher gemacht: Insekten, wie zum Beispiel stechwütige Bremsen meiden gestreifte Muster, vor allem das Fell der Zebras. Kühe, Pferde, aber auch Menschen dürften Zebras um diesen Schutz vor Blutsaugern beneiden.
Inwieweit all das den Zebras des MSV Duisburg helfen könnte, darüber gibt es noch keine zuverlässigen Forschungsergebnisse. Fakt ist, dass irgendein anderer Schädling zwischen Meiderich und Wedau sein Unwesen treibt. Die Zebras jedenfalls sind dermaßen am Lahmen, dass es augenscheinlich nicht mehr mit rechten Dingen zugehen kann. Wollten die nicht sogar in dieser Saison der heimliche Aufsteiger sein?
Aber mit derartigen Illusionen war ja bereits spätestens im November Sense. Damals schasste die Vereinsführung des MSV den lange so geschätzten Trainer Milan Sasic. Und Oliver Reck übernahm die Zügel. Der Mann hatte zumindest früher mal ganz anständig Bälle gehalten. Obwohl, den Ruf Pannen-Olli trug er auch eine Zeit lang. Na ja, nobody is perfekt.
Die ideale Fahrlinie hat Reck augenscheinlich bislang nicht gefunden. Sechsmal in Folge kein Sieg – das bleibt selten ohne Folgen. Bereits vor der Pleite gegen Fürth vor genau einer Woche hieß es, danach müsse er eigentlich gehen. Dann besannen sich die Herren im obersten Vereins-Sowjet doch noch und einigten sich auf ein „klares Bekenntnis zu Oliver Reck“. Der Trainer – so ist es bei RP Online zu lesen – bedankte sich artig und versprach vollen Einsatz, um die Mannschaft in der zweiten Liga zu halten. „Ich bin ein Kämpfer“, versicherte Reck allen, die es noch nicht wussten.
Andererseits soll ein Plan B durchaus in der Schublade liegen, ist aus den wie immer nicht genau definierten gut informierten Kreisen zu hören. Danach soll Uwe Rapolder schon bereitstehen, die Zebras auf Trab zu bringen, sollte das Abstiegsgespenst auch künftig seinen kalten Atem in die gesträubten Nackenhaare der Balltreter vom Niederrhein blasen.
Ganz klar, dass auch dazu sofort ein Dementi erschallt. Uwe Rapolder als Nachfolger von Reck? „Das ist kein Thema“, versichert Aufsichtsratsmitglied Bernhard Dietz gegenüber der Nachrichten-Agentur dapd.
Ob Geschäftsführer Roland Kentsch auch so denkt, ist ungewiss. Immerhin hat dieser Mann vor drei Jahren – damals als er bei Bielefeld noch Erstligaluft schnupperte – sogar am letzten Spieltag Michael Frontzeck aus dem Traineramt gejagt und Jörg Berger als Feuerwehrmann eingesetzt. Das brachte Bielefeld zwar nicht den Klassenerhalt, dafür trat anschließend dort der gesamte Vorstand zurück, nicht ohne Kentsch auch in die Wüste geschickt zu haben. Mal sehen, was der Volkswirt nun beim MSV noch auf der Pfanne hat.
In der Führung der Meidericher scheinen ohnehin die Meinungen ziemlich auseinander zu schweifen. „Ein Abstieg würde uns nicht das Genick brechen“, behauptete laut „Der Westen“ MSV-Präsident Andreas Rüttgers. Andere meinen, das sei blauäugig, denn ein Abstieg bringt sowohl Verluste an Arbeitsplätzen und Zuschauern mit sich.
Heute also werden die Zebras in der Wuhlheide an der Alten Försterei grasen. Ich denke aber mal, so richtig Muße werden sie dabei nicht finden. Aus der eigenen Führungsetage kommt Druck: „In dieser schwierigen Situation müssen wir alle, das Team, die Gremien und natürlich die Fans, die uns gegen Fürth wieder so fantastisch unterstützt haben, zusammen stehen. Das werden wir am Freitag in Berlin tun“, verspricht Sportdirektor Ivo Grlic.
Na dann, allein die Zebrastreifen werden den Gästen an der Alten Försterei nicht helfen. Hier dampft eher der Kessel als das die Luft flimmert. Und Bremsen sind angesichts des noch in den Wehen liegenden Frühlings sowieso kaum zu erwarten. Stechen könnten höchsten Unions Stürmer. Von denen sind – wie aus dem Quartier der Eisernen zu hören – zwar nur zwei an Deck. Aber im Ballhaus am Rande der Wuhlheide wurde schon so mancher Tanzpartner schwindelig gerockt.