Sportschau Legendäres 1970
Erst 4 Jahre zuvor hatten die Gremien des DFB am 31. Oktober 1970 auf ihrem Verbandstag in Travemünde ihr absurdes Frauenfußballverbot aufgehoben. Es gab jedoch einige Auflagen: So mussten die Frauenteams wegen ihrer „schwächeren Natur“ eine halbjährige Winterpause einhalten, Stollenschuhe waren verboten und die Bälle waren kleiner und leichter. Das Spiel selbst dauerte nur 70 Minuten. Später wurde die Spielzeit auf 80 Minuten erhöht. Legendärer TV-Erstauftritt von erfolgreichen Fußballerinnen war 1970, als Sportmoderator Wim Thoelke im aktuellen Sportstudio die Spielerinnen der inoffiziellen deutschen Frauenfußball Nationalmannschaft empfing: Doris Reeder, Veronika Kutter, Sonja Spielberger und Marliese Emig.
WM-Spektakel 2011
Die Sendung demonstrierte das Unverständnis, das gegenüber dem Frauenfußball seinerzeit herrschte. Moderator Thoelke witzelte in einem Spielkommentar: „Decken, decken – nicht Tisch decken“. Am 8. September 1974 standen sich in Mainz die Mannschaften vom TuS Wörrstadt und DJK Eintracht Erle gegenüber. Vor 3.800 Zuschauern gewann Wörrstadt mit 4:0 und durfte sich als erster deutscher Frauenfußballmeister feiern lassen. Bärbel Wohllebens Treffer zum 3:0 wird von den Zuschauern der ARD-Sportschau zum Tor des Monats gewählt. Just jene Bärbel Wohlleben, die knapp 37 Jahre später als ehemalige Nationalspielerin der ersten schwierigen, kämpferischen Jahre des deutschen Frauenfußballs am Rande der medialen Vorberichterstattung des WM-Spektakels, bei einem Podiumsgespräch im Redaktionsgebäude der FAZ meinte: „Unsere hochgelobten Nationalspielerinnen sind für alle schon Weltmeisterinnen, für mich sind sie es noch nicht. Ist es denn nicht besser, sich darüber zu freuen, überhaupt dabei gewesen zu sein?“
VfL-Flagge gezeigt 2014
Diesmal beim 40. Geburtstag der NDR-Sportschau waren die Frauenfußballerinnen dabei. Der Norddeutsche Rundfunk feierte am Sonntag um 22.30 Uhr das Jubiläum. Zu Gast waren zahlreiche Weltmeister, Olympiasieger und Bundesliga-Stars aus den vergangenen vier Jahrzehnten, u. a. Felix Magath, Steffi Nerius, Michael Stich, Sandra Völker und Kirsten Bruhn sowie weitere prominente Gäste wie Uwe Seeler und Johannes B. Kerner. Die NDR Zuschauerinnen und Zuschauer hatten zudem über die größten Momente aus 40 Jahren Sport im NDR Fernsehen abgestimmt, die in der Sendung zu sehen waren. Bereits unmittelbar nach dem Triple-Sieg hatten die Wölfinnen in einer Studiosendung des Norddeutschen Rundfunks auf sympathische Weise Flagge gezeigt. Am Sonntag nun waren die Grün-Weißen erneut in Hamburg zu Gast. Unter den Ehrengästen waren mit Ralf Kellermann, Britta Carlson, Selina Wagner und Conny Pohlers vier Vertreter aus dem VfL-Frauen-Team.
Diesmal sportlich gefordert
Diese wurden nicht nur für den Dreifachtriumph noch einmal gewürdigt. Mit einem heiteren Bühnenauftritt sorgten sie auch für eines der Kernelemente der Show. Die schönsten Beiträge und besonderen Momente aus vier Dekaden Sportsendungen im Dritten hatte der NDR im Vorfeld seinem Publikum zur Auswahl gestellt. Das Ergebnis dieser Abstimmung bildete nun den Roten Faden der Sendung, wobei auch andere bewegende VfL-Momente immer wieder herausgestellt wurden. Nach etwa der Hälfte des insgesamt zweistündigen Programms richteten sich die Scheinwerfer dann auf Kellermann, Wagner und Pohlers. Doch während die übrigen in die Sendung eingebundenen Gäste – wie Uwe Seeler, Sandra Völker und Michael Stich – zum gemütlichen Plausch auf dem Sofa platznehmen durften, wurden die Grün-Weißen auch sportlich gefordert. Im Duell mit dem anderen großen Dreifachchampion des Nordens, dem THW Kiel, hieß es den „Triple-Sieger-Besieger“ zu finden.
Unterschriebenes Trikot
Die Disziplin hieß in diesem Fall: Sportpantomime. Kiel legte vor und schaffte mit 17 erratenen Begriffen gleich einen stattlichen Wert. Auch die VfL-Equipe ließ sich jedoch nicht lumpen. Conny Pohlers, der es vorbehalten war, ihrem Team lautlos die verschiedensten Sportarten zu erklären, holte alles aus sich heraus, machte binnen zwei Minuten vom Tauziehen über Formel Eins, Fechten, Hürdenlauf, Baseball und Biathlon bis hin zum Dreisprung alle Disziplinen unter höchstem Einsatz begreiflich. Nur ein Punkt fehlte am Ende, um den Pokal auch mit nach Wolfsburg zu nehmen. Zu einer insgesamt sehr unterhaltsamen Sendung hatte der VfL-Tross aber trotzdem einen stattlichen Beitrag geleistet. Und gratulierte den Gastgebern darüber hinaus noch mit einem Geschenk, nämlich einem von der kompletten Truppe unterschriebenen Trikot, das Ralf Kellermann den Moderatoren Gerhard Delling und Alexander Bommes überreichte. Die „Sportclub"-Moderatoren Gerhard Delling und Alexander Bommes führten durch die Jubiläumssendung.
Fußball ist weiblicher geworden
„Ich durfte als Junge sonntags länger aufbleiben, wenn ich mich gut benommen hatte. Nur um ‚Sport 3‘ zu gucken", erzählt Alexander Bommes. „Als ich gerade den Führerschein hatte, bin ich häufig von Kiel nach Hamburg gefahren, um als Zuschauer live dabei zu sein. Die Jubiläumssendung zu moderieren, ist eine große Ehre für mich." Der „Sportclub" 2014 ist weit mehr als nur ein Magazin, sondern die Dachmarke für weitere erfolgreiche Sendungen: Mit „Sportclub Stars", „Sportclub Reportage" und der für den Grimme-Preis nominierten Serie „Sportclub History" steht der Sport im NDR Fernsehen für einzigartige Dokumentationen, Porträts und Reportagen im deutschen Fernsehen. Die Spitzenleistungen im deutschen Frauenfußball lassen es angemessen erscheinen – für viele eine revolutionäre Idee -, den Frauensportarten eine eigene „Frauen-Sportschau“ zukommen zu lassen.
Etwas unabhängiger vom DFB
Die Entwicklungen sind nicht mehr zu stoppen, sofern Männerfußball immer mehr für viele Menschen zum trögen Entertainment in dubioser Abhängigkeit internationaler Finanzgruppen pervertiert. Der Sport hat seine Rechte verkauft. Die Hirne übertriebener Geldvermehrung beherrschen das Geschehen. Das Kulturgut Fußball ist hingegen weiblicher geworden. Denn seit Jahren stürmen Frauen der Männer, Angelika Merkel genauso wie ehedem ihr Vorgänger Schröder, der meist mit seiner Frau Hannover 96 beide Daumen drückte. Selbst die Schaffung einer eigenen Deutschen Frauenfußball Liga (DFFL), der die Frauenbundesliga Vereine, wirtschaftlich etwas unabhängiger vom DFB machen sollte, liegt als Zielprojektion im Sinne des prosperierenden Mädchen- und Frauenfußball und seiner Protagonisten, Meinungsbildner, Bahnbrecher, Neuerer, Vorkämpfer, Vorreiter, Wegbereiter und Pioniere schon vor. Was fehlt ist nur der Mut zum Ungewissen, zu etwas Risiko auch in der Zentralverwaltung in Frankfurt. Mittlerweile sind DFB-Frauenländerspiele Quotenbringer.
Samt Rechteverkäufern
So wird die ARD das WM-Qualifikationsspiel gegen Slowenien am Donnerstag, den 10. April 2014, um 18.00 Uhr live aus Mannheim übertragen. Das ZDF zeigt am Donnerstag, den 8. Mai 2014, um 17.00 Uhr dafür das WM-Qualifikationsspiel aus Osnabrück. Das ist zumindest der Stand der aktuellen TV-Planungen. Die Ankündigung einer TV-Berichterstattung über den Algarve Cup (5. bis 12. März 2014) ist wohl nicht geplant. Zu schwach ist wohl noch die Frauenfußball Lobby innerhalb der Sportredaktionen, Fernsehmacher samt Rechteverkäufern. Bei Gründung einer DFFL stände der TV-Frauenfußball etwas mehr im Fokus und könnte mit dem Export, seine Produktionen durchaus an Private nach den USA und Japan verkaufen. Während der Olympischen Spiele in London war das Frauen-Fußballspiel Finale zwischen USA und Japan das meist gesehene Ereignis, das als Livestream im NBC Sports Network in der Geschichte des Internets 4,35 Millionen Zuschauer zuschauen ließ. Es sahen mehr Menschen auf der ganzen Welt den Livestream des Frauen-Finale als jedes andere Sportereignis während der Olympischen Spiele.