Wo gehobelt wird, fällt ein Spahn

Wo gehobelt wird, fallen Späne. Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wie war das doch gleich? „Mit Hartz IV hat jeder, was er zum Leben braucht. Jens Spahn, der zukünftige Gesundheitsminister hat sich symbiotisch im intellektuellen Niemandsland der CDU eingeführt. Ich will`s mal so sagen: Wer mit der pekuniären Ausstattung eines Ministers ausgestattet ist, scheint mir geradezu prädestiniert zu sein, alleinstehenden Müttern ohne Job, bejammernswerten 400-Euro-Rentnern oder mittellosen Bürgern zu erklären, wie sich Hartz-IV-Empfänger gefälligst zu fühlen haben. Anders ausgedrückt, da hat sich die CDU beim Hobeln einen gewaltigen Spahn eingefangen.

Nun ja, unsere Politelite scheint ohnehin keinen echten Zugang zur Realität zu haben. Bei der Zuteilung der Armut kommt unser Jens natürlich nicht in den Genuss der Möglichkeiten des real existierenden Elends. Insofern muss man ihm seine Inkompetenz nachsehen. Wieder einmal beweist sich die Wahrheit: Minister und Abgeordnete sind immun gegen das Volk. Anstatt einmal mit den Betroffenen zu reden und sich kundig zu machen, redet er über sie. Spahn, mit reichlich Zynismus gesegnet, scheint zu glauben, dass die Leute nur deshalb zur Tafel gehen, um Geld sparen.

Obwohl dieser professionelle „Gutschwätzer“ noch nicht einmal im Amt ist, sorgt er in vorauseilender Unbeliebtheit für massive Proteste einer ganzen Bevölkerungsgruppe. Schneller als er hat es kaum ein Kabinettsmitglied geschafft, sich den Zorn der Wähler zuzuziehen. Ein weiterer Nachweis für die gelebte Überheblichkeit einer Kaste, die sich bereits vor der Einführung ins Kabinett disqualifiziert. Doch nicht nur das, er bricht gleich einen zweiten Rekord. Schon vor seiner Vereidigung fordern oppositionelle Kräfte den Rücktritt vor dem Antritt. Selbst die Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer fühlte sich bemüßigt, ihren Parteifreund zu rügen.

Niemand müsste in Deutschland hungern, wenn es die Tafeln nicht gäbe“, so erklärte der CDU-Hohlkopf in einem Interview. Er scheint in seinem geistigen Tiefflug völlig verdrängt zu haben, wer die Notwendigkeit von über 900 Tafeln in Deutschland zu verantworten hat. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der schwule Spahn gemeinsam mit seinem Lebensgefährten einmal versucht hat, mit 2 Euro 70 pro Tag ein Kind zu ernähren. Das klappt noch nicht einmal mit einem Schäferhund.

Solange Abgeordnete und Minister nicht unter Androhung von schwerer Strafe auf das Allgemeinwohl verpflichtet werden, ist auch nicht damit zu rechnen, dass sie konsequent die Interessen des ganzen Volkes vertreten. Aber dieser Spahn ist nicht der Einzige, der in der Lage ist, kaum erträgliche Dummheiten in Kameras und Mikrofone zu blasen. Auch Lindner neigt zur Verniedlichung. „Natürlich kann man von Hartz IV leben. Sicher befinden sich Hartz-IV-Empfänger nicht in einer „Lebenssituation, die man als komfortabel bezeichnen kann“. Da bleibt selbst dem herkömmlichen Bürger die Spucke weg.

Die Tafeln mit ihren sozialen Helfern gibt es nicht, weil unser Wohlfahrtsstaat so arm dran ist, sondern weil wir eine Sozialpolitik in unserem Land betreiben, die das Wort „sozial“ nicht verdient. Kinder- und Altersarmut, Demütigungen in Ämtern, Existenzängste und Hunger sind real – oft nicht trotz, sondern wegen Hartz IV. Und dennoch scheinen sich so einige profilneurotische Politiker berufen zu fühlen, ältere Menschen, Alleinerziehende, Zurückgelassene zu verhöhnen. Im Klartext: Die Politik wälzt ihre Verantwortung an freiwillige Helfer und soziale Organisationen ab, weil’s so wundervoll funktioniert und so bequem ist. Dann schiebt man einen knackigen Satz hinterher. Und schon ist alles bestens?

Wollen wir doch einmal den Tatsachen ins Auge sehen: Regelsätze für Hartz IV sind mit großem Engagement klein gerechnet worden und eindeutig politisch gewollt, werden aber den Menschen als Wohltat verkauft. Ich für mein Teil muss die geistige Armut und die ungeheure Infamie unserer Wohltäter und deren verkümmerten Synapsen verkraften. Dafür werde ich leider nicht entschädigt.

Anmerkung:

Vorstehender Beitrag von Claudio Michele Mancini wurde im Scharfblick am 12.3.2018 erstveröffentlicht.

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