Wo bitte schön ist Aserbaidschan? – Im Land des Feuers und in der Stadt der Winde

© Foto: Bianca Bodau

Es ist nicht das Problem, dass Aserbaidschan nicht bezaubernd genug, die Geschichte nicht interessant, das Klima nicht mild, die Speisen nicht köstlich oder die Menschen nicht freundlich und offen genug wären. Ganz im Gegenteil! Gastfreundlich und mitteilsam zeigen die Aserbaidschaner den Besuchern gern ihr Land, in dem sich neun Klimazonen abwechseln und das sich vom Kaukasusgebirge über Gletscher, Wüsten und subtropische Steppen hin zum Kaspischen Meer zieht.

Geschichte

Die Besucher werden zu den Zeugen der wechselvollen Geschichte Aserbaidschan geführt, angefangen von den 7.000 Jahre alten Felszeichnungen in der Schlucht von Qobustan, die schon Thor Heyerdahl anlockten, oder den Ruinen von Qabala.

Qabala, die ehemalige Hauptstadt Albaniens, das mit dem heutigen nur den Namen gemein hat und im 2. Jahrhundert v.Chr. ein blühendes Land war, bevor es an die Römern fiel. Zwei Jahrhunderte später geriet Aserbaidschan unter die Sassaniden, Perser, die die Lehre des Zarathustra als neue Staatsreligion mitbrachten. Befeuert im wahrsten Sinne des Wortes wurde die Religion durch zahllose natürliche Feuer, die bald in den Zoroastiker-Tempeln der Halbinsel AbÅŸeron loderten.

© Foto: Bianca BodauDas an vielerlei Stellen austretende und leicht entzündbare Erdgas gab dem Land nicht nur seinen Namen – Aderbaidjan – persisch „Land des Feuers“ -, sondern auch seinen Reichtum. Und der zog viele Eroberer an.

Im 11. Jahrhundert die Turkstämme, die die türkische Sprache und Kultur etablierten und der Kunst, Literatur und Architektur zu ungeahnter Blüte verhalfen. Die Herrscherdynastie der Schirwanshirs begann die Festung Baku anzulegen. Mit dem Palast des Schirwanshahs bezeugt sie das sogenannte erste Goldene Zeitalter des Landes, vom 11. bis 13. Jahrhundert. Und nicht zuletzt kennt jeder Aserbaidschaner den berühmten Dichter Nizami aus GÉ™ncÉ™ (Gandscha), der von 1140 bis 1202 lebte. Einige Jahre später fielen Mongolenstämme ins Land ein und machten alles dem Erdboden gleich.

Im 16. Jahrhunderts erkämpften die aus Aserbaidschan stammenden Safawiden die Vorherrschaft über die südliche Kaukasusregion bis nach Persien. Aserbaidschan wurde persische Provinz und Aserbaidschanisch avancierte zur zweiten Landessprache. Im frühen 19. Jahrhundert geriet das Land im Norden unter russischen und im Süden unter persischen Machteinfluss. Im Norden setzte nicht zuletzt durch die industrielle Ölförderung rund um Baku ein gewaltiger Modernisierungsschub ein. 1844 fand hier die weltweit erste Bohrung durch den russischen Ingenieur Semjonow statt und bereits 1898 stammte 95 Prozent der russischen und die Hälfte der weltweiten Erdölproduktion aus den Ölfeldern von AbÅŸeron.

Lebten in Baku 1863 noch 14.000 Menschen, wuchs die Bevölkerung nun so rasant, dass sie zu Anfang des Ersten Weltkrieges rund eine viertel Million Menschen ausmachte. Aus der Festung war eine Industriestadt geworden – multiethnisch und proletarisch.

Die demokratische Republik Aserbaidschan, 1918 gegründet, war der erste weltliche Staat in der muslimischen Welt, in der Frauen Stimmrecht hatten und auch die säkulare Ausbildung für Frauen durchgesetzt wurde.

© Foto: Bianca BodauUnternehmer aus aller Welt kamen ins Land und begründeten und mehrten ihren Reichtum mit dem Öl vor den Toren Bakus – die berühmtesten unter ihnen wohl die Nobel-Brüder. Ludwig Nobel avancierte zum Ölkönig von Baku. Mit seinen Tankern hatte er nahezu den gesamten Ölhandel von Baku in der Hand. Er eroberte den russischen und später den westlichen Markt und verhinderte so das Welt-Monopol Amerikas im Ölgeschäft. Ohne mit dem mit Bakuer Öl gemachten Vermögen hätte es wohl kaum den Nobelpreis gegeben. Aber auch nicht ohne die Ausbeutung der Ölarbeiter, die sich schon früh sozialdemokratisch und bolschewistisch organisierten. Bereits kurz nach der russischen Oktoberrevolution eroberten die Bolschewiki auch in Baku die Macht, die sie zwar bald darauf wieder verlieren, aber im April 1920 für 70 Jahre erneut erlangen sollten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor Baku seine führende Rolle als Öl- und Gaslieferant an Westsibirien, wo man schon in den 30er Jahren Erdöl- und Gasvorkommen entdeckt hatte, die um ein Vielfaches größer und ergiebiger waren als jene am Kaspischen Meer.

Zum Ende der Sowjetmacht und Beginn der Perestroika dominierte der Streit um die Region Nagorny Karabach das Land. Der Konflikt blieb auch nach der Unabhängigkeit Aserbaidschans 1991 ungelöst und mündete 1992 in den Nagorny-Karabach-Krieg, ein Krieg, in dem es keine Gewinner geben sollte. Von 1988 bis 1994 starben 20.000 Menschen, über eine Million Menschen mussten aus ihrer Heimat flüchten.

Gegenwart

© Foto: Bianca BodauIn dieser Zeit führte Heydar Aliyev, 1993 bis 2003 erster Präsident nach der Unabhängigkeit und ehemaliges Politbüromitglied, Aserbaidschan mit innenpolitischen und rechtlichen Reformen straff in die Marktwirtschaft. Und auch wenn 2003 das Amt auf seinen Sohn Ilham Aliyev übergehen sollte, so ist es doch der Vater, der im Straßenbild von Baku und Umgebung allgegenwärtig ist.

Ilham Aliyev hatte auch die letzte Wahl im Oktober 2013 mit 85 Prozent gewonnen. OSZE Beobachter kritisierten die Wahl, die „untergraben wurde durch Beschränkungen auf die Meinungs- und Versammlungsfreiheit“ (Spiegel-Online, www.spiegel.de, 10.10.2013). Man spricht von Wahlbetrug. Doch redet man mit den Bakuwinern, so wird schnell klar, Ilham hätte die Wahl auch ohne Manipulation gewonnen, nur nicht so haushoch. Vielleicht mit nur 70 Prozent – die Mehrheit stehe hinter Ilham Aliyev, auch wenn die Korruption hoch und Pressefreiheit nicht vorhanden sei, die Opposition nicht gerade zimperlich behandelt und das staatliche Öl-Geld aus der Transkaukasischen Pipeline nicht bei den einfachen Leuten ankommt.

© Foto: Bianca BodauAuch wenn es keine gravierende Armut gibt, ist das Leben der einfachen Leute mühselig. Viele müssen einen zweiten Job machen, um gut über die Runden zu kommen. Taxifahren ist da ein lukrativer Nebenverdienst, der einem bis zu 1.000 Manat zusätzlich einbringen kann. Ein Manat entspricht etwa einem Euro. Und so trifft man abends und am Wochenende neben professionellen Taxifahrern auf Fahrer, die in ihrem ersten Beruf Ingenieure, Lehrer oder Angestellte sind. Eine Lehrerin erhält um die 200 Manat, ein Einkommen, das sie durch Nachhilfe aufbessern kann, ein Bauingenieur 800 und eine Bauzeichnerin 400 Manat. Miete kostet zwischen 150 bis 300 Manat und das Essen will auch bezahlt werden.

Allerdings investiert die Regierung in die Bildung. Großes Vorbild der Regierung ist das duale System in Deutschland. Schon jetzt erhalten Jungen wie Mädchen eine gute Schul- und gegebenenfalls Universitätsausbildung, und zwar unabhängig von Herkunft oder  Einkommen. Zwar gibt es auch in Aserbaidschan mittlerweile Privatschulen, auf denen sich die Töchter und Söhne der Nomenklatura und der wirtschaftlichen Elite wiederfinden, aber auch die staatlichen Schulen haben ein hohes Niveau – und der Platz an einer Universität ist dem guten Schüler oder der guten Schülerin sicher.

Im letzten Jahrzehnt erlebte Aserbaidschan einen immensen wirtschaftlichen Aufschwung, befeuert durch die Transkaukasische Pipeline. Das BIP pro Kopf betrug 2012 immerhin 5.464 Euro. Im Vergleich dazu kann Deutschland 2012 auch nur mit 3.280 Euro pro Kopf aufwarten.

Aserbaidschan ist willens, sich dem Westen zu öffnen. Europa und der große Bruder, die Türkei sind das Ziel. Mit Dubai wird das Land schon heute verglichen. Das mag am Erdöl und Erdgas liegen. Es liegt aber auch an den ehrgeizigen Bauprojekten der politischen und wirtschaftlichen Elite des Landes. An allen Ecken und Enden der Stadt finden sich Baustellen auf denen Hochhauskomplexe entstehen, deren Wohnungen sich nicht jeder zu leisten vermag.

© Foto: Bianca BodauDie drei Flammentürme des US-Architektenbüros HOK KINK, die neben dem Fernsehturm die Skyline der Zwei-Millionen-Hauptstadt Baku am Kaspischen Meer bilden, sind schon jetzt Wahrzeichen der Stadt. Die allnächtlichen LED-Flammen des Lichtdesigners Francis Krahe, die über die Glasfront flackern, wechseln sich ab mit Aserbaidschans Staatsflagge, getragen von virtuellen Fahnenträgern, die über die Glasfront laufen und das Ganze wie ein Computerspiel aussehen lassen.

Die Türme mit ihren 28, 30 und 33 Stockwerken sind bis zu 182 Meter hoch. Sie beherbergen Luxusapartments, ein Hotel und ein SPA und Business Center. Auch das Kulturnie Zentre, die Heydar Aliyev Stiftung – eine architektonische Perle der britischen Stararchitektin Zaha Hadid – hat das Zeug zum Wahrzeichen. Es beherbergt moderne Kunst, gesammelt und der Bevölkerung gestiftet von der First Lady, Mehriban Aliyev.

Und da wäre noch der geplante Azerbaijan Tower der Firma Avesta, der mit 185 Stockwerken 1.050 Meter erreicht und auf künstlichen Inseln im Kaspischen Meer stehen soll.

Tourismus

Aserbaidschan bemüht sich um die Entwicklung des Tourismus. 40 Prozent des BIP kommen bereits aus dem Tourismus, betont der Tourismusminister Aydin Ismiyev. Da sei noch viel drin. Das Land habe Potential. Doch noch immer sei es schwierig, Leuten zu erklären was, wo und wer Aserbaidschan überhaupt ist. Aber, fügt Ismiyev hinzu, wenn sie erst einmal da wären, würden sie einfach gern immer wieder kommen. Das Land sei vielseitig, klimatisch und kulturell reichhaltig – und als Reiseland absolut sicher. Touristische Tops seien Ganca im Westen, Quba und Quabala im Südkaukasus und – last not least – Neftchala mit seinen Ölbädern, aus denen man wie neu geboren hervorgehen würde.

Zwar stehe Aserbaidschan noch am Anfang, aber es entwickle sich schnell. Waren es 2001 gerade mal 420.000 ausländische Besucher, kamen 2012 bereits zwei Millionen Touristen, hauptsächlich aus den Nachbarländern Russland, Georgien, Iran und der Türkei für zwei bis drei Tage nach Aserbaidschan. Baku selbst ist ein beliebtes Flitterwochenziel für frisch verheiratete iranische Ehepaare. Neben verschiedenen Fünf Sterne Hotels wie das Four Seasons, das Marriott oder das Kempinski Hotel in Baku plant Aserbaidschan auch den Ausbau mittlerer und kostengünstiger Tourismusangebote wie Busreisen oder „Campus Travelling“. Aber auch individuelle touristische Reisen sollen möglich werden. Dazu würde man neben einem Netz preiswerter Unterkünfte auch Mietwagenangebote entwickeln – von „rent a car“ bis hin zu „rent a car and driver“. Bis 2015 zu den ersten Europa-Spielen sollen die großen Routen im Land gut befahrbar sein.

Baku

© Foto: Bianca BodauDie Hauptstadt Aserbaidschan ist einzigartig. Neben den mittelalterlichen Bauten in der „Icheri Scheher“, der Altstadt im Schutz der Festungsmauern, die den Schirwanschah-Palast inklusive Harem, Schahmoschee und das Palast-Mausoleum beherbergt, aber auch den Jungfrauenturm, der als Wach- und Verteidigungsturm und Observatorium funktionierte sowie Karawansereien, Herbergen für die Handelstreibenden der Seidenstraße finden sich bauliche Zeugnisse des Ölbooms, der Sowjetzeit wie auch die imposanten Zeugnisse des wirtschaftlichen Aufbruchs seit den 90er Jahren.

Um den Jungfrauenturm ranken sich viele Legenden. Die bekannteste handelt von einer unglücklichen Jungfrau, die ihren Zukünftigen bat, ihr vor der Hochzeit einen Turm zu bauen – von dem sie sich am Hochzeitstage hinunter stürzen sollte. In der Neuzeit legen die Bräute hier Blumen nieder, auch sie wie es die Gesellschaft will, allesamt Jungfrauen.

Von der Altstadt und der Magistrale mit den verspielten Ölbaron-Villen, dem Neftciler Prospekt, läuft man über einen kleinen Park hin zum Bulvar, der sich wie ein lang gestrecktes U an das Kaspische Meer schmiegt. Sonntags und an Feiertagen flanieren hier die Bewohner der Stadt. Liebespaare sitzen auf den Bänken und schauen auf das Meer, Familien mit ihren Kindern verschwinden im Staatlichen Puppentheater, Anfang des Jahrhunderts noch ein Lichtspieltheater, vereinzelte Jogger dehnen ihre Muskeln, Gruppen Jugendlicher lachen, musizieren und necken sich am Wasser. Kleine Jungs laufen, die Arme übereinander gelegt am Meer entlang. Hinter ihnen gemütlich die Eltern, das von den Sprösslingen übrig gelassene Eis in der Hand.

© Foto: Bianca BodauIn der Nacht erstrahlt der Bulvar in großstädtischem Glanze – und nicht nur er. Das Dunkel bedeckt die zahlreichen Baustellen und Bakus Highlights recken sich ins Licht der Scheinwerfer.

Die Kristallhalle schimmert blau im Kaspisee, die Flammentürme lodern, der Aziri Fernsehturm leuchtet in verschiedenen Farben und das Wasser der Springbrunnen irrlichtert zwischen den Spaziergängern umher. Die Fontäne am Azneft Platz dagegen besticht durch regelmäßige Wasserführung.

Die vielen Cafés und Plätze sind bevölkert von Jung und Alt. Gruppen junger Frauen und Männer schauen von der Terrasse des Restaurants DALIDA in der Nizamistrasse  über den Fontänenplatz auf das allabendliche Spektakel, spielen mit ihren Smartphones und schießen Fotos, die sich einen Moment darauf auf Facebook wiederfinden. Im Mughamclub in der Rzaeva speisen ausländische Angestellte mit ihren Gästen. Neben ein paar Touristen genießen junge einheimische Pärchen bei gutem Wein, Shisha und köstlichem Essen die Darbietungen der Mugham-Musik, die traditionelle aserbaidschanische Musik, deren Beherrschung neben einigem Talent vor allem Übung erfordert. Der Mugham kennt keine Notation. Die Musik wird mündlich von einer Generation zur anderen weitergegeben.

Wer sich Zeit nimmt Baku zu erkunden, entdeckt außer der Altstadt eklektizistische Kleinode der Architektur – Bakuer Barock -, die viel von der jüngeren Geschichte der Stadt erzählen.

© Foto: Bianca BodauUnweit der U-Bahn Station „Ä°çÉ™ri ŞəhÉ™r“ nahe des Fontänenplatzes, älteren wie jüngeren Bakuwinern noch als Metrostation „Bak Sowjet“ bekannt, kann man die Bauten des Bakuer Chefarchitekten der Vor-Sowjetzeit Iosif Vikentievich Goslavsky bewundern. Der polnische Architekt kam Ende des 19 Jahrhunderts über Petersburg nach Baku. Unter seiner Ägide entstand die weltliche Mädchenschule Tagievs, heute die Akademie der Wissenschaften und das Gebäude der ehemaligen Duma, zwischenzeitlich das „Bak Sowjet“ und heute Rathaus der Stadt, ein Gebäude im Renaissancestil, dem Pariser Hotel de Ville nachempfunden.

Im Stadtpark befindet sich die Philharmonie, das ehemalige Casino der Ölbarone, das dem Casino in Monte Carlo nachempfunden wurde und durch seine Akustik besticht.

Im Park vor dem Bulvar lockt das Staatliche Puppentheater, ebenfalls ein ehemaliges Kasino und späteres Lichtspieltheater, Kinder wie Eltern durch seine liebevoll gestalteten Stücke an.

Der Regierungspalast oder auch Haus der Ministerien genannt, wurde im 2. Weltkrieg von deutschen Kriegsgefangenen erbaut. Noch heute erzählen die Stadtführer mit einer Mischung aus Anerkennung und Irritation, dass die deutschen Kriegsgefangenen eines Tages die Arbeit verweigerten, nicht etwa weil die Bedingungen, unter denen sie arbeiteten, so schlecht wären, sondern der angelieferte Zement so minderwertig war, dass sie es einfach nicht mit ihrer Facharbeiterehre vereinbaren konnten, diesen zu verbauen. Der Streik dauerte an – bis besserer Zement geliefert wurde.

© Foto: Asmus JaapUnd nicht zu vergessen die Tempel der Neuzeit: die Kristallhalle, die Flammentürme – und nicht zuletzt das „Kulturnie Zentre“, das Kulturzentrum von Zaha Hadid.

Scheinbar Unvereinbares existiert hier sehr wohl nebeneinander. Minirock und High Heels finden sich neben Kopftuch und langem Rock – und niemand findet etwas dabei. Zwar ruft auch hier der Muezzin zu vorgeschriebener Stunde zum Gebet, doch Weltlichkeit überwiegt. Männer wie Frauen sind tolerant und freundlich – und stolz auf die Bildung, die beiderlei Geschlechter wie selbstverständlich erfahren. Dies ist nicht nur Erbe der Sowjetzeit, in der auf die Bildung aller Wert gelegt wurde. In Baku setzte sich Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur das Frauenwahlrecht durch. Hajji Zeynalabdin Taghi oglu Taghiyev, einst armer Schustersohn und später einer der Ölbarone im Baku des 20. Jahrhunderts, setzte gegen den Widerstand einiger seiner Landsleute die säkulare Ausbildung für Mädchen und Frauen durch. Die Aserbaidschaner verehren ihn noch heute wegen seiner wohltätigen Projekte, die er Zeit seines Lebens verfolgte. Er schuf Weiterbildungskurse für die Beschäftigten seiner Textilfabrik, eine Schule für deren Kinder und förderte die schon erwähnte erste säkulare Schule für Mädchen in der muslimischen Welt des mittleren Ostens.

Ausflüge in die nähere Umgebung

Yanar DaÄŸ – der brennende Berg: Im Norden Bakus steht ein brennender Felshang. Seit 100 Jahren schon entströmt dort das leicht entzündliche Gas.

© Foto: Bianca BodauFeuertempel Suraxani: Eine halbe Stunde von Baku entfernt liegt Suraxani. Über die Ölfelder von AbÅŸeron geht es zum Feuertempel, der Kultstätte der Zoroastiker. Auch wenn die Flamme nicht mehr wie einst ewig brennt – seit der Erdgas- und Erdölförderung ist sie erloschen – , so wird sie doch für Touristen angeschaltet. Der Zoroastrismus, zur Zeit der Sassanidenherrschaft Staatsreligion, verehrte nicht das Feuer, sondern den Gott des Lichtes. Dieser Tempel wurde im 18. Jahrhundert von indischen Händlern anstelle des ehemaligen Feuertempels der Zoroastiker erbaut.

Qobustan: Verlässt man Baku südwestlich entlang des Kaspischen Meeres, gelangt man zum Nationalpark Qobustan. Die 10.000 Jahre alten, gut zu erkennenden Felszeichnungen haben schon Thor Heyerdal angezogen und ihn in seiner Theorie bestärkten, dass dort Skandinavier gewesen seien, denn die Ähnlichkeit zu den norwegischen neolithischen Zeichnungen ist groß.

Die Schlammvulkane von Qobustan sind streng genommen keine Vulkane, sondern nach oben drängendes, unter Druck stehendes Gas, was zusammen mit Schlamm und Steinen an die Oberfläche blubbert. Der stark mineralische Schlamm besitzt heilende Wirkung. In seltenen Fällen, entzündet sich das Gas und eine mehrere Meter hohe Flamme tritt aus der Erde – aus sicherer Entfernung ein interessantes Schauspiel.

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