Ruegenbergs Kommentar, das erzielte Unisono (übersetzt einstimmig, im Einklang befindlich) thematisiere die augenblickliche Situation der Flüchtlinge in Deutschland, entspricht der Wirklichkeit allerdings allein darin, dass sie alle gemeinsam im Elend leben. Am allerwenigsten kann vom Einklang ihrer Lage mit dem erhofften menschenwürdigen Leben im Exil die Rede sein. Doch ist Ruegenberg so weit Realist, als er als Motiv seiner Komposition die Widerstände empfand, die der Aufnahme der Flüchtlinge entgegen gesetzt werden, wie er dem Autor sagte. Seine Musik solle den Menschen helfen, die aus Angst um Leib und Leben aus ihrer Heimat fliehen mussten. Nach seiner Überzeugung dürfe man an der offiziellen Politik ohne weiteres Kritik üben, aber Häuser anzuzünden dürfe keinen Platz in der Gesellschaft haben. Zum Dialog der Kulturen wolle er das Bewusstsein um die kulturelle Vielfalt der Flüchtlingsländer stärken, und mit seiner Musik das bestmögliche Einleben der Flüchtlinge erleichtern.
Willkommen in der Kultur – Die Berliner Symphoniker konzertierten in der Philharmonie mit der Uraufführung von Nicolas Ruegenbergs Ouvertüre »Unisono« für die UNO-Flüchtlingshilfe
Laut Programmheft hat die konfliktgeladene weltpolitische Situation Ruegenberg zu einer politischen musikalischen Schöpfung animiert. Die dramatische Einleitung des Stücks schildert die unsichere Situation der Menschen in den Herkunftsländern der Flüchtlinge und die erzwungene Flucht aus ihrer Heimat. Es folgt ein interkultureller musikalischer Dialog. Klänge aus der europäischen begegnen solchen aus der orientalischen Musik. Das Stück steigert sich zu hymnischer Aufbruchstimmung.
Zur dialektischen Gestaltung der unterschiedlichen musikalischen Traditionen führt Ruegenberg in den traditionellen Klang des klassischen Sinfonieorchesters arabische Instrumente ein: die Kurzhalslaute Oud, die Langflöte Nay und die Rahmentrommel Riq. Das dialogisch angelegte Werk entwickelte Ruegenberg im Dialog mit den Instrumentalisten: den drei aus Syrien geflohenen Musikern Shadi Almoghrabi (Oud), Mohamad Fityan (Nay) und Hassan Abul Fadl (Riq), sämtlich Absolventen von Musikhochschulen in Damaskus und erprobte Orchestermusiker und Dozenten. Ruegenberg gab ihnen ein Hauptthema vor, das sie dann variierten. Die für die syrische Musik typische Heterogenität wird zur Harmonie der westlichen Musik gewandelt.
Die Berliner Symphoniker waren auf das Angebot Nicolas Ruegenbergs hin ohne zu zögern bereit, ihr nächstes planmäßiges Konzert der Uraufführung zu öffnen. Der Dirigent des Konzerts, Bernhard Steiner, konnte seiner Phalanx von Uraufführungen zeitgenössischer Musik ein weiteres Werk hinzufügen. Bereits seit vergangenem Oktober vergeben die Berliner Symphoniker regelmäßig 20 bis 30 Karten an Organisationen und Initiativen, die Flüchtlinge in die Konzerte begleiten. Davon wird gern Gebrauch gemacht. Die Arbeit Ruegenbergs wurde vom Lions Club Alexanderplatz finanziell unterstützt. Ab sofort stehen die Noten zum Preis von 100 Euro zugunsten der UNO-Flüchtlingshilfe im Notenshop des Komponisten zum Verkauf.