Einmal „Kreuzfahrten – Nordland mit Grönland“ und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel

© Edition Maritim im Verlag Delius Klasing
Schwarz auf Weiß mit vielen bunten Bildern geben die im wahrsten Sinne des Wortes in der Welt und auf dem Wasser erfahrenen wie bürgerlich gebildeten Autoren Wissenswertes  in wenigen Worten preis und servieren reichlich Fakten. Das wundert wenig, wenn man weiß, dass Peter Jurgilewitsch, der Musik studierte und einst als Musiker arbeitete, seit 20 Jahren als Kreuzfahrtdirektor arbeitet und regelmäßig „Reisende zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten auf allen Kontinenten“ begleitet, wie der Verlag Delius Klasing mitteilt. Eine seiner Leidenschaften ist neben Musik die Fotografie. Das sieht man, wenn man ins Buch blickt.
Heiner Boehncke ist nicht nur Professor für Germanistik an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main, sondern laut Delius Klasing „Verfasser vieler Bücher zur Literatur- und Kulturgeschichte“ sowie Kenner des „historischen Räuberwesens zu Lande und zu Wasser“. Vermutlich kamen sich die beiden Autoren auf einer ihrer Kreuzfahrten in die Quere und seitdem liefern sie gemeinsam Qualität in Wort und Bild. „In ihrem neuesten Buch aus dem Verlag Edition Maritim empfehlen“ beide, heißt es in einer Presseinformation des Bielefelder Verlags Delius Klasing zum 152 Seiten starken spiralgehefteten Band der Kreuzfahrten-Reihe ungefähr im A5-Format, „diesmal das Nordland einschließlich Grönland“, zu dem wir im Vorwort lesen: „Werbeaussagen wie: ’Besuchen Sie die Eisberge, solange sie noch da sind`, klingen zwar reißerisch, ihr Wahrheitsgehalt ist aber angesichts des fortschreitenden Klimawandels gestiegen.“ Das kann man so schreiben. Doch zum Charakter der Wissenschaft gehören nicht nur Verstehen und Erklären, dazu gehört auch Verändern. Die Kritik, dass Kreuzfahrtschiffe Dreckschleudern sind, fehlt völlig.
Nicht nur das Schweröl schadet. Ein Schiff stößt so viele Schadstoffe aus wie fünf Millionen Autos. An den Abgasen aus Kreuzfahrtschiffen würden nach Schätzungen des Naturschutzbundes Deutschland aus dem Jahr 2012 „jährlich 50.000 Menschen“ sterben. Informationen wie diese fehlen in dem Kreuzfahrten-Band leider völlig.
Dafür lese ich folgenden Satz im Vorwort: „Die Ziele im Nordland sind stärker frequentiert als mancher Karibikhafen.“ Das mag stimmen. Doch diese Wischiwaschi-These wird weder hergeleitet noch belegt und schon überhaupt nicht leiten beide Autoren daraus etwas ab. Der Eindruck täuscht nicht: Jurgilewitsch und Boehncke sind Schönwetterschreiber. Ihr Buch richtet sich an Reiche. Dennoch ist das Werk für reiche Reisende nützlicher als oft gehörte und gelesene plumpe Pauschalangebote mancher Reiseveranstalter und ein guter Begleiter fürs Handgepäck, wenn – wie geschrieben – Smartphones und Apps versagen.
Einleitende Sätze zur Kreuzfahrt finden sich auf einer Hand voll Seiten im Berichtstil teilnehmender Beobachter. Anschließend werden Deutschland mit Helgoland und Sylt, Dänemark mit Aalborg, Arhus, Esbjerg, Skagen und den Färöer Inseln sowie ausführlicher Grönland, Island und Norwegen behandelt.
75 Hinweise auf Sehenswertes beim Einlaufen in Häfen, acht Lesetipps und 20 Verweise auf nützliche Internetadressen beenden das Handbuch.
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Peter Jurgilewitsch und Heiner Boehncke, Kreuzfahrten Nordland, mit Grönland, 152 Seiten, 98 Farbfotos, Format: 14 x 22,5 cm, Spiralbindung mit Umschlag, Edition Maritim, Hamburg, Verlag Delius Klasing, Bielefeld, 1. Auflage, ISBN: 978-3-667-10436-6, Preise: 19,90 Euro (D), 20,50 Euro (A)
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