Der seit 20 Jahren bestehende Preis, den zuvor Künstler wie Robert Mangold, Brice Marden und zuletzt Rebecca Horn erhielten, wurde Kelly einstimmig von der Jury für sein Lebenswerk zuerkannt. Er habe „mit äußerster Konsequenzseine eigene Kunstauffassung entwickelt, für die er in Malerei, Skulptur und den graphischen Medien einen adäquaten, innovativen Ausdruck finde.“
Die in der Ausstellung präsentierten Werke präsentieren den Teil seines Werkes aus den vergangenen 60 Jahren, in dem er rein mit Flächen in Schwarz und Weiß arbeitet, anfangs noch auf einer gemeinsamen Leinwand, später immer mehr auf unterschiedlichen, gegeneinander versetzten Tafeln.
Zunächst gegen den Widerstand des Künstlers zeigt die Ausstellung auch eine Auswahl seinerFotos. Kelly fürchtete, sie könnten als bloße Vorlage für seine Arbeiten missverstanden werden. Tatsächlich aber bestätigen Sie seinen Fähigkeit, die Realität als kontrastierende Flächen zu sehen und zu erfassen.
Der Preis besteht aus der Ausrichtung der Ausstellung, dem Ankauf eines Werkes und einem Geldpreis. Der 1923 geborene Künstler konnte ihn verständlicherweise nicht selbst entgegennehmen und hatte einen Freund zur Vertretung geschickt. Allerdings war er dennoch präsent – per Videotelefonie, die auch ganz ohne den üblichen Vorführeffekt klappte. Als Kelly verkündete, dass er den Geldpreis seiner Stiftung zuführen werde, die Museen bei der Restaurierung und Konservierung von Kunstwerken unterstütze, offerierte ihm der pfiffige Direktor des Landesmuseums dafür gleich ein Werk aus eigenen Beständen.
Das Publikum, zahlreich wie schon lange nicht, hatte sich überwiegend dem verhängten Dresscode „Schwarz-Weiß“ gebeugt und entsprechend gekleidet, was bei mancher Besucherin recht kuriose Formen annahm. Und wem das Ganze zu abstrakt und farblos war, der hatte im 2. Stock des Hauses die Chance, in einer Co-Ausstellung eine Auswahl meisterlicher Zeichnungen des 15. Jahrhunderts bis zur Gegenwart aus der Graphischen Sammlung des Hauses anzusehen. Keine schlechte Alternative.