Diese deutschen Komödien sind von der deutschen Filmkritik nicht sehr liebevoll besprochen worden. Das darf sein. Was nicht sein darf, ist ein Verächtlichmachen von Filmen, die in der Bundesrepublik deshalb so viele Zuschauer finden, weil sich die Leute in den dargestellten Figuren und Situationen wiedererkennen. Bei „Männerherzen" kommt hinzu, daß es um Paarbeziehungen geht, in denen sich viele wiederfinden. Grundsätzlich sind die Männer eher die ratlosen und unsicheren Kantonisten, die noch dazu mit markigen Sprüchen und kämpferischem Verhalten den eindimensionalen Weg gehen, während die Frauen andere Verhaltensweisen auszeichnet und sie eine reflektierend nachfragende Art haben – alles nicht hergeholt, sondern auch soziologisch bewiesen. Den Männerherzen, dessen Filminhalt wir nicht wiederholen, weil unsere Kollegin ihn beschrieb, hätte es gut getan, wenn weniger Protagonisten ihren Lebensweg etwas ausführlicher hätten vorleben dürfen, denn mit soviel Akteuren bleibt das arg holzschnittartig. Das ist die Crux, wenn man durch Vielfalt unterhalten will, aber dafür die Tiefe sein lassen muß.
Wir haben uns einmal etwas Besonderes ausgedacht und haben nach der Vorstellung Besucher zum Film befragt. Das geht etwas durcheinander, wie das Leben so spielt, ist aber durchaus aufschlußreich. „Mir hat der Film gut gefallen, er war komisch, nicht im Sinne von lustig, sondern so verfremdend, er war tragisch, wie verkehrt die Leute leben und er war lustig, weil das immer lustig ist, die Fehler der anderen anzuschauen, wenn man sie von sich selber kennt" – „Schräg. Von den Figuren her. Schräge Typen." – „Alle, die mitspielen, haben ein Macke. Die Frauen nicht, aber die Männer."
„Wer mir am besten gefällt von diesen Typen. Eindeutig Jerome, denn der ist am Schluß am ehrlichsten."- „Wen ich als Freund haben möchte? Eigentlich nur den Jerome, der ist ein überlegter und angenehmer Mann." – „Zum Titel ’Männerherzen’ habe ich mir noch nichts überlegt, würde aber jetzt sagen, die Herzen zeigen, wie die Männer wirklich sind, daß sie hinter ihrem Gebaren und Gehabe, das hart daherkommt, ihre Weichheit schützen." –„Männerherzen als Titel deute ich als: Wie schlägt das Herz? Das Männerherz, besser: Wie tickt ein Mann! – „Ich kenne solche Männer nicht. Ich gehe auch nicht in Fitneßstudios !- „Ich habe sehr viel gelacht. Es geht halt um Männer, über deren Einfältigkeit und Großmannssucht. Das ist einfach so. Der Film bildet nur ab."
„Der Film ist sehr interessant. Es fängt so an, daß sie sich aktiv oder passiv aus dem Fitneßstudio kennen. Du wirst konfrontiert, nicht wissend, daß die sich später über den Weg laufen. Wie man daraus eine Geschichte macht? Der Film war gut, aber nicht fesselnd." – „Das ist so ein Film, wo ich mich amüsieren kann, der aber nach dem Verlassen des Kinos weg ist, nur ein angenehmes Gefühl bleibt, weder seine Zeit noch sein Geld verloren zu haben. Unerhaltung halt. Danach geht’s mir gut. Und meine Freundin sieht, welch toller Kerl ich bin." – Die schauspielerischen Leistungen waren sehr gut. Da braucht sich Deutschland eh nicht verstecken."- „Ich habe gemischte Gefühle. Der Film ist schon sehenswert. Der Film baut aber keine Spannung auf. Du bleibst der Beobachter der fünf Charaktere. Du tauchst nicht in den Film ein, bist nicht Teil."
„ Zu den dargestellten Männern: Von Dohnaniy, der den Schlagersänger, den schrecklichen imitiert, hat das großartig gemacht. Die Schlagerszene hat er ordentlich auf die Schippe genommen. Das war absolut gut dargestellt. Sehr zynisch!" – „Insgesamt blieben die Männer klischeehaft. Keinen von denen hätte ich gewollt. Aber so funktioniert dann gerade der Film, daß man ein Sittenbild unserer Gesellschaft vor Augen hat. So nichtssagend und ahnungslos sind die meisten Männer, die Frauen brauchen, um zu sich zu kommen."- „Ich finde, daß sehr gut herausgestellt wird, wie Frauen und Männer mit den Kindersituationen umgehen. Die Männer erzählen ihren Kindern, das kannst Du Dir nicht gefallen lassen, aber die Frauen fragen nach, warum ist das passiert, welche Gefühle hattest Du, sie sind einfach die besseren Freunde der Kinder." – „Ja, ich finde das auch klischeehaft, wie das angerissen ist mit den Männern und den Frauen. Stimmen tut es trotzdem. Ich hätte gerne bei mindestens einer der Geschichten erfahren wollen, wie es weitergeht."
„Ich habe nicht so viel laut gelacht, obwohl ich mich amüsiert habe, also eher im Stillen. Aber am Schluß, als Jerome zu seiner Exfreundin in seinem Kaff heimkehrt, sie ihn nur ansieht und als „Hans Jürgen" anspricht, da hätte ich mich wegwerfen können vor Lachen. Genau darum geht es, daß dieser Film Männer zeigen will, daß sie zu sich selbst stehen sollen, auch als Hans-Jürgens." – „Wie der Schlagersänger so schleimig gespielt wurde, mußte ich total lachen, zumal er schrecklich gesungen hat. Wie der den Namen ’Jerome’ als Schwuler ausgesprochen hat, oder dann die Szenen im Bett ’Ich habe Dich lieb’, das war hervorragend inszeniert und teuflisch gut gespielt. Ich kenne solche Situationen auch." – „Der Versagertyp bei den Frauen, der dauernd nervend die Fragen stellt, war süß. Auch ein Schwächling der Gesellschaft kann Krokodile besiegen. Die Frau fragt ihn im Krankenhaus, wie ihm das gelungen sei, ’Ich habe Judo gelernt’, antwortet er, das fand ich zu komisch." – „ Daß das reißerische Leben nicht langt, daß das eine Mär ist, daß es darum geht, so zu leben, daß ich das Verlangen geliebt zu werden und zu lieben, auch zugehen kann." – „Hier geht darum: Auf jeden Topf einen Deckel. Daß alles gut ausgeht, wünscht man sich auch, aber es ist kein Schluß. Eigentlich wäre das der Anfang von einem neuen Film."
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Titel: Männerherzen
Kinostart: 8. Oktober 2009
Regie und Drehbuch: Simon Verhoeven
Darsteller: Til Schweiger, Florian David Fitz, Nadja Uhl, Christian Ulmen, Jana Pallaske
Verleih: Warner Bros.