Wie die Spottfigur des Kaisers zum idealen Herrscher wird – Serie: Rund um das große Mittelalterprojekt der Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen im „Stauferjahr 2010“ (Teil 6/6)

Skulpturen vom Capuaner Brückentor, Capua, Museo Campano, (Kat. Nr. IV.C.1-12)

Frankfurt am Main (Weltexpress) – Bisher also war dieses Relief als Spottdarstellung auf den verhaßten deutschen Kaiser gewertet. Nun aber ist man anderen Sinnes geworden und sieht in diesem Relief sogar zwei positive Konnotationen. Zum einen könnte es weiterhin sogar der deutsche Kaiser sein, aber nicht als persönliche Darstellung, sondern eher im Sinne eines idealen Herrschers, was mittelalterlicher Ideologie entspricht, wie ja in Siena später die gute und die schlechte Regierung dargestellt wurden. Das, was man früher für ehrabschneidend ansah, die überkreuzten Beine, hat man tatsächlich auf herrscherlichen Bildern und Skulpturen ausgemacht, was ein Spottbild ad absurdum führt. Es bietet sich aber auch eine aus der Antike übernommene Tradition als Erklärung an, nämlich die apotropäische Wirkung, die vom Relief ausgehen soll, indem diese Abbildung die Feinde abschrecken soll, die Stadttore anders als in guter Gesinnung zu durchschreiten.

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