Berlin, Deutschland (Weltexpress). Immer wieder bringt „Bild“ etwas ans Licht. Für manche mag das Dreck sein, doch auf den Dreck der anderen hinzuweisen, das ist keine dunkle, böse Nestbeschmutzung, sondern erhellend, wenn auch keine Aufklärung. Dass in der „Bild“ darüber hinaus immer wieder der Ruf einer Person beschädigt wird, das ist zwar richtig, genau so wie die Schmutzkampagnen der „Bild“ falsch sind, dennoch ist es gut, wenn das, was andere zu deckeln gedenken, und seien es nur schlechte Umfrageergebnisse, an die Öffentlichkeit gerät.
Unter der Überschrift „Geheim-Umfrage beendet Machtkampf bei den Linken“ („Bild“, 09.03.2017) heißt es über die „verkrachte Parteispitze“ der Retortenpartei „Die Linke“, dass es eine Befragung gegeben habe.
Eine „Geheim-Umfrage“ einer Partie, in der sich offensichtlich allerlei Gesindel und Genossen herumdrücken, darunter sicherlich auch Sozialdemokraten, die um die Fleischtöpfe boxen, und Chamäleon-Kommunisten, die das gleiche tun, also Boxen, auch wenn es nur um Rangfolgen auf Saalsitzungen und Straßenwanderungen geht, aber neben Altgläubigen und Opportunisten vor allem Eitelbeulen und Mehrwegflaschen.
Mit Eitelbeule und Mehrwegflasche waren einst Gregor Gysi und Lothar Bisky gemeint, die an vorderster Front das Abgleiten der Partei des demokratischen Sozialismus (PDS) in die Verbürgerlichung verantworteten. Gerhard Branstner war es, der das vor über einem Dutzend Jahren schrieb und den Kriech- und Aftergängern der PDS erklärte, was der Philosoph Ludwig Feuerbach meinte, als er sagte, dass wer die Fackel der Wahrheit durch die Menge trage, manchen Bart versengen werde. Wohl wahr. Richtiger sei, merkte Branstner an, „dass er Spießruten läuft und von allen Seiten Haue kriegt“. Auch von den Schreiberlingen der „Bild“.
In dem besagten Beitrag heißt es, dass Katja Kipping und Bernd Riexinger, die seit einer Hand voll Jahren die Linkspartei wie einen Laden führen und von sich meinen, dass die „Bilanz“ nicht so schlecht sei („So schlecht ist unsere Bilanz nicht“, „taz“, 27.05.2016), „den Machtkampf mit der Fraktionsspitze aus Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch mit einer Meinungsumfrage gewinnen und so beenden“ wollten. Kipping und Riexinger ließen angeblich bei einer Befragungsgesellschaft mit beschränkter Haftung die Meinung des Volkes einholen. Ein Blick in das eine oder andere im Regal verstaubte Buch hätte genügt, um sich der Erkenntnis zu erinnern, wie die Meinung der Herrschenden zur herrschenden Meinung wird.
„Bild“ sei Dank wissen nun nicht nur Kipping und Riexinger, dass „79 Prozent der Befragten“ … Wagenknecht kennen, 50 Prozent Bartsch, 40 Prozent Kipping und 25 Prozent Riexinger. Und auch, dass die Befragten „auf einer Skala von -5 bis +5 … nur die Arbeit von Wagenknecht und Bartsch (beide +3) positiv“ bewerten. Aber was bringt das Frage- und Zahlenspiel in einer Welt der Ware und des Spektakels, im herrschenden Falschen, in der real-existierenden Berliner Republik, die nicht souverän ist?
Die Umfrage ist so wenig Wert wie Kipping und Riexinger, die damit nicht souverän umgehen, weil auch sie es nicht wirklich sind, denn – um mit Branstner oder Marx zu sprechen – die Meinung der Herrschenden ist die herrschende Meinung, die einzuholen so viel bringt wie der Betrieb der Partei Die Linke, wobei dieser auch Wagenknecht bestallt, die noch eine gewisse Distanz zum Betrieb sowohl der BRD als auch der Partei zu halten scheint, auch wenn sie sich dabei in Widersprüche verheddert, die erkennen lassen, dass die Distanzierten genau so in das Ganze verstrickt sind wie die Betriebsamen.
Für die Who-the-fuck-is-Katja-Kipping-Befragten zum linken (Ramsch-)Laden sowie die Distanzierten und Betriebsamen aus dieser Klitsche des Kapitalismus ist die Wahl zwischen Zweier- und Viererbande letztendlich nur die zwischen Eitelbeulen und Mehrwegflaschen.