“Wenn sie könnten, würden die Fischer mich töten.”, sagt Ric O ´Barry. Weiß man, wer Ric O ´Barry ist, erstaunt, dass er gehasst wird. O ´Barry war, was viele gern gewesen wären, der Freund Flippers. In der Fernsehserie war es natürlich Timmy. Trainiert wurden die beiden Delphinweibchen, welche Flipper spielten, von Ric O ´Barry. Er begann zu einer Zeit, als Delphindressur einmalig war. Die “Flipper”-Fernsehserie trug zu der anhaltenden Popularität der Meeressäuger bei. Für die Tiere hatte ihre Beliebtheit fatale Folgen. Delphinarien und Tiershows wurden international zu Attraktionen. Meist werden die Delfine unter primitivsten Bedingungen gehalten. Die immer gleichen Kunststücke, welche sie in den Shows vorführen müssen, sind für die intelligenten Delfine Quälerei. Die Geister, die er rief, wird Ric O` Barry nicht mehr los. Seit einer seiner Delphine in seinen Armen bewusst aufhörte zu atmen und sich selbst tötete, setzt sich O ´Barry vehement für den Schutz der Tiere ein. In “The Cove” deckt er den Zusammenhang zwischen Treibjagd, vorgeblichem Walschlachten zu Forschungszwecken und dem Milliardengeschäft, welches Delphinarien in den USA bedeuten, auf. Unvergessen bleiben die Aufnahmen aus “Der Bucht”. Einen See aus Blut filmen Louie Psihoyo und sein Team aus Apnoetauchern, Marinetechnikern, Surfern und Wissenschaftlern.
Unzählige Delphine werden in “Der Bucht” abgeschlachtet. Die Meeressäuger sterben verhältnismäßig schnell. Für die betroffenen Menschen bedeutet der Fangbetrieb einen langwierigen Tod. In Japan gilt Walfleisch als Delikatesse. Trotz internationaler Proteste weigert sich Japan, die Jagd auf Wale und Delphine einzustellen. Delphinfleisch gilt als minderwertiger als anderes Meerestierfleisch. Viele Japaner kaufen es unwissentlich, das Vertuschen des Umweltskandals wird von staatlicher Seite gefördert. Unter Etikettenschwindel wird das schwer Quecksilber belastete Fleisch als Qualitätsfisch angeboten. Zwei Mitglieder des Gemeinderats sprechen trotz der Schikanen der Fischereiorganisationen in “The Cove – Die Bucht” ihren Protest aus, als Taiji Delphinfleisch als Schulspeise ausgeben will. Nervenschäden und Missbildungen bei Neugeborenen sind nachgewiesen infolge der Quecksilbervergiftung. Die japanische Regierung leugnet jedoch hartnäckig einen Zusammenhang mit Delphinfleischverzehr. Während Walfang und Treibjagd internationale Proteste hervorrufen, wissen die meisten Japaner aufgrund der gezielten Vertuschung kaum darum. Einen Bildschirm vor den Oberkörper geschnallt steht O ´Barry schließlich auf einer belebten Kreuzung. Parallel zu dem Fernsehschirm laufen die Aufnahmen, welche das Schlachten in “The Cove“ zeigen. Neben dem waghalsigen Projekt des Filmens in “Der Bucht” zeigt die Dokumentation puzzelartig die politischen und wirtschaftlichen Verstrickungen Japans zur Aufrechterhaltung der Treibjagd. Spannend wie ein Ökothriller anzusehen, ist “The Cove – Die Bucht” umweltpolitisch einer der bedeutendsten Dokumentarfilme seit langem.
Ric O ´Barrys Wunsch ist, mitzuerleben, wie das Töten, für welches er sich mitverantwortlich fühlt, aufhört. Seine Einsatz ist umso bewundernswerter aufgrund der kritischen Distanz O ´Barrys zu seiner Delphintrainerarbeit. Der aus seinem jahrzehntelangen Kampf resultierende Dokumentarfilm fordert die Zuschauer und die internationale Gemeinschaft zum Kampf gegen das Delphinschlachten auf. Das Lächeln der Delphine ist eine Täuschung, erklärt O ´ Barry in “The Cove”. Nach “The Cove – Die Bucht” erscheint die naive Fernsehserie als der herzloser Kommerz, der sie immer war. Mehr als eine Wiederholung lohnt “The Cove – Die Bucht”.
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Originaltitel: The Cove
Deutscher Titel: Die Bucht
Genre: Dokumentation
Land/Jahr: USA 2009
Kinostart: 22. Oktober 2009
Regie: Louie Psihoyo
Buch: Mark Monroe
Mit: Ric O ´Barry, Mandy-Rae Cruickshank, Kirk Krack, David Rastovich, Greg Mooney
Verleih: Drei-Freunde
Laufzeit: 92 Minuten
FSK: ab 6
Internet: www.diebucht-derfilm.de