Da klingelten in den Redaktionen von Print, Funk, Fernsehen und auch bei Weltexpress.info die Alarmglocken. Man musste nur 1+1 zusammenzählen, um zu wissen, dass der Eröffnungstermin des neuen Flughafens am 3. Juni geplatzt ist.
Die Verantwortlichen müssen beim Namen genannt werden
Und dann saßen genau an diesem Flughafen nicht nur Wowereit und Platzeck auf dem Podium der Pressekonferenz. Es saß auch ziemlich belämmert Rainer Schwarz (Boss der Berliner Flughäfen) dabei. Er war derjenige, der noch am Samstag dem brandenburgischen Ministerpräsidenten bestätigte, dass der Zeitplan stehe und Platzeck diesen Termin weiterhin dick unterstreichen könne. Deshalb war Platzeck auch wütender als Wowereit, der sich in seiner Doppelrolle als Aufsichtsratsvorsitzender und Landeschef sichtlich unwohl fühlte.
Sagte Körtgen die Unwahrheit?
Dass der Eröffnungstermin wiederum verschoben werden muss, das müssen zwei Herren verantworten: Rainer Schwarz und Technik-Chef Körtgen, der noch vor einigen Tagen mit breiter Brust erklärte, dass die Genehmigungen für den Brandschutz „auf dem Wege“ seien, obwohl es die Spatzen vom Dach des neuen Flughafens pfiffen, dass die für einen Brandfall notwendige Belüftungsanlage im Terminal nicht vorschriftsmäßig funktioniert. Sagte schon damals, am 24. April 2012, Körtgen die Unwahrheit wider besseren Wissens?
Monat für Monat mit ca. 15 Millionen Euro in den roten Zahlen
So stellt sich eine weitere Frage, ob Schwarz und Körtgen ihren „Laden“ überhaupt noch überblicken und im Griff haben oder überhaupt hatten? Sind die beiden mit ihren Aufgaben überfordert? Wie auch immer, den sofortigen Rücktritt der beiden „Macher“ zu fordern ist schlechthin unmöglich, beide müssen ihr Ding zu Ende bringen und dann ihren Job an den Nagel hängen. Sie tragen die Verantwortung dafür, dass nun Monat für Monat rund 15 Millionen Euro dem Flughafen entgehen. Was für eine Tragik, bevor das erste Flugzeug startet, rutscht der Flughafen tief in die roten Millionen.
Der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK), Eric Schweitzer, forderte ganz offen den Rücktritt der gesamten Geschäftsführung und sagte, dass die Geschäftsführung den Aufsichtsrat über die Probleme am am neuen Flughafen unzureichend informiert hätte.
Die Mär vom deutschen Perfektionismus
Nicht nur Tragik, sondern die bis heute 13 Uhr an den Tag gelegte Schönrederei aller Verantwortlichen macht alle zum Gespött, und zwar weltweit. Der Ruf, die Deutschen wären echte Perfektionswunder, hat eine schwere Delle bekommen.
Die Mitverantwortung von Platzeck und Wowereit hält sich allerdings in Grenzen, man darf wohl vermuten, dass beide von Schwarz an der Nase herumgeführt wurden, haben sich aber durch wahre Nibelungentreue immer vor Schwarz gestellt und ihm jede Floskel ungeprüft abgenommen. Diesen Vorwurf müssen sie sich schon gefallen lassen.
Ein Maulheld und seine Kommentare
Natürlich ist jetzt die Schadenfreude bei politischen Gegnern groß. Aber so ein Schwätzer wie der Berliner FDP-Abgeordnete Martin Lindner, der sich im Bundestag einen schönen Lenz macht und als wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion eine Lachnummer ist, witterte Morgenluft und sagte vor der heutigen Fraktionssitzung: „Das ist das Ergebnis einer jahrelangen Politik des Regierenden Bürgermeisters, der dem Großprojekt so viel Aufmerksamkeit gewidmet hat, als handele es sich um den Bau einer Currywurstbude.“
Man muss Lindner solch eine Schwachsinns-Aussage verzeihen, er hat noch in keinem politischen Bereich mit Kompetenz geglänzt, deshalb geht er immer wieder mit seinen Statements unter die Gürtellinie, um so Gehör zu finden. Zu seinen Gunsten spricht jedoch, als er treffend analysierte: „So kurzfristig zu verschieben riecht doch nach Täuschung der Öffentlichkeit über den bisherigen Stand der Projekts.“ Ja, aber aber wenn getäuscht wurde, dann von Schwarz und Körtgen.
Alle Feierlichkeiten abgesagt
Eine gute Entscheidung wurde heute doch getroffen: Es wurden alle, wirklich alle Eröffnungsfeierlichkeiten abgesagt. Und liebe „Ehrengäste“: Ohne Moos ist eben nichts los. Aber ihr könnt euren Schampus auch selbst bezahlen.
Und wenn am kommenden Wochenende Tag der des offenen Flughafens ist, dürfen sich Geschäftsführung und Politik nicht verstecken, sondern den Bürgern Rede und Antwort stehen. Sie haben ein Recht darauf.