Der Filmtitel von Olivier Baraoux ´ Gesellschaftskomödie lässt eine Fortsetzung von „Maria, ihm schmeckt ´s nicht!“ befürchten. Doch „L ´Italien“ des französischen Originaltitels zielt auf Ressentiments und festgefahrenen Vorurteile gegenüber Fremden. Die Komplexität der Thematik ergründet Baraoux jedoch nicht. Den Schubladendenken seiner Mitmenschen entkommt Mourad, indem er es bestätigt. Mit Dino Fabrizzi spielt er den Klischee-Südländer. Ob Mourad selbst an das Stereotyp glaubt oder nur denkt, die anderen erwarteten es, bleibt vage. Als Dino ist Mourad seinen Bekannten und Kollegen fremder, als er selbst es je sein könnte. Ironischerweise ist ihnen das sogar sympathisch. Tatsächlich ist „Fasten auf Italienisch“ eine Culture-Clash-Komödie im bitter ernsten Sinne. Die Feindseligkeit trifft keine Nationalität, sondern die islamische Religion und Kultur. Zur Satire fehlt es „Fasten auf Italienisch“ an Subtilität und Hintergründigkeit.
Baraou besitzt immerhin genug Fingerspitzengefühl, mit den possenhaften Witzen nicht den Glauben zu verspotten, sondern die Voreingenommeheit, die Dino nötigt, ihn zu verbergen. Doch die Unbedarftheit der Komödie erscheint angesichts der wachsenden Brisanz der Thematik, insbesondere in Frankreichs unangenehm naiv. Zur gesellschaftskritischen Satire fehlt es „L ´Italien“ an Subtilität. Weder enthüllend noch originell, bleibt der Humor der einer braven Sittenparodie, die unvermittelt in dramatische Bahnen schwenkt. Die Ansätze zu ernsthafterer Gesellschaftskritik wirken dramaturgisch aufgesetzt. Überzeugend ist lediglich Merad, der nach diversen plumpen Komödien hier wieder in eine besseren Rolle agiert. Wahrhaft Doppelbödig ist das „Fasten auf Italienisch“ nicht dank seiner Witze, sondern seines Hauptdarstellers. Der gebürtige Algerier Mourad der sich als „L ´Italien“ ausgibt, wird gespielt von einem gebürtigen Algerier, von dem ein Großteil des Publikums glaubt, er stamme aus Frankreich. Der volle Vorname Merads lautet Kaddour.
Dass sein Vater von Kollegen Remí gerufen wurde, gefiel ihm, erzählt Merad im Interview. Ob es seinem Vater Mohamed gefiel, verrät er nicht. Um einen bestimmten Job zu bekommen, spielte Merad mit dem Gedanken, seinen Vornamen in Francois zu ändern. Türsteher ist er heute jedenfalls nicht.
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Titel: Fasten auf italienisch – L ´italien
Land/ Jahr: Frankreich 2010
Genre: Komödie
Kinostart: 13. Januar 2011
Regie: Olivier Baroux
Drehbuch: Nikolas Boukhrief, Eric Besnard
Darsteller: Kad Merad, Valerie Benguigui, Roland Giraud, Philippe Lefebvre, Guillaume Gallienne, Fraida Ouchani, Alain Douty, Karim Belkhadra
Kamera: Arnaud Stefani
Musik: Martin Rappeneau
Schnitt: Richard Marizy
Laufzeit: 102 Minuten
Verleih: Arsenal Filmverleih