Ein Image, welches auch auf die Präsentation des Buchs „Deutscher Sohn“ übertragen werden sollte: etwas rauh, ungewöhnlich, auf jeden Fall mit Kanten. Der gleichnamige Roman wurde von dem Autorenduo Ingo Niermann und Alexander Wallasch geschrieben und erzählt von der schwierigen Rückkehr eines versehrten Afghanistan-Heimkehrers. Doch vor der Autorenlesung durch Ingo Niermann sollten die Anwesenden durch Alfred Himmelweiss hypnotisiert werden. Dieser sagte, Hypnose sei Entspannung und insofern jeder Mensch hypnotisierbar. Es folgten fünf oder zehn Minuten der Entspannung, wie sie auch Theaterpädagogen, Volkshochschullehrer und Yoga-Trainer anleiten. Ruhiges, langsames Sprechen, bewusstes Atmen und dabei den eigenen Körper erspüren. Eine neue Erfahrung war nicht in Sicht.
Bald darauf war die Phase der Entspannung vergangen, die Zuhörer kehrten aus der kaum eingeleiteten Hypnose zurück und Ingo Niermann begann mit der Lesung des gemeinschaftlich geschriebenen Textes. Offensichtlich war der Autor als Letzter im Raum noch im Bann der Hypnose. Denn seine Stimme folgte den Maßgaben Himmelweiss‘. Es gab selten eine unpassendere Vortragsweise, als diese Lesung mit sonorer, langsamer Stimme.
Dabei war die inhaltliche Verbindung zum vorgelesenen Textauszug denkbar dünn. Im Buch wird der Afghanistan-Heimkehrer – vollgepumpt mit Morphium – hypnotisiert, um erlebte, traumatische Ereignisse erneut zu durchleben und damit als beherrschbar zu erleben. Letztlich war jedoch nicht nur der vorgelesene Textauszug harmlos, die Vortragsweise war es und der gesamte Abend auch.