Deutschland (Weltexpress). Einst galt der Bayerische Wald, ein etwa 100 Kilometer langes und bis zu 1456 Meter hohes Mittelgebirge an der Grenze zu DDR und CSSR, als das Armenhaus Bayerns. Es war nach Ende des Zweiten Weltkrieges als Zonenrandgebiet ein Auffangbecken für Vertriebene und Flüchtlinge. So nahm die Bevölkerungszahl von 1939 bis 1950 um ein Drittel zu. Dieses gewaltige Bevölkerungswachstum war eine große Belastung für den infrastrukturell unterentwickelten Raum – es fehlten Arbeitsplätze und berufliche Aufstiegsmöglichkeiten. Resultat dieser Entwicklung: Vor allem junge und dynamische Menschen wanderten in größere Städte und industrielle Ballungsräume ab. Es kam zu einer dramatischen Überalterung der Bevölkerung.
In den 1960er- und 1970er-Jahren hat man auf diese Entwicklung reagiert. Gesetze zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur und zur Förderung des Zonenrandes wurden erlassen, um die Standortnachteile auszugleichen, Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern, die Infrastruktur zu verbessern und Unternehmer an den Zonenrand zu locken. So manchem Regierungsbeamten, gut bezahlt und ohne die Sorgen der „Hinterwäldler“ wirklich zu kennen, war das gar nicht so recht. Man befürchtete, dass der durch die Förderung – etwa Investitionszuschüsse und steuerliche Sondervergünstigungen – initiierte Bauboom im Bayerischen Wald eine der letzten Naturlandschaften der Bundesrepublik mit noch sauberer Luft und klaren Bächen zerstören wird.
Und tatsächlich haben Baulöwen und Finanzspekulanten den Bayerischen Wald als neues El Dorado entdeckt. Wo bislang nur Naturapostel und Pilzsucher wandelten, stampften Bauarbeiter Hotels, Bungalowdörfer, Appartement-Häuser und so genannte Revitalisierungszentren aus dem Boden. Baureifes Bauernland gab es damals noch für wenige Mark pro Quadratmeter. Doch letztendlich entstanden dabei vor allem Hotels und Apartmenthochhäuser im Betonklotz-Stil – nicht gerade verlockend für zahlungskräftige Urlauber. Das schnelle Geld brachte eben nicht das schnelle Geld.
Heute sind viele dieser Bausünden bereits wieder beseitigt. Irgendwann kam man glücklicherweise auf die Idee, sich an den tatsächlichen Bedürfnissen, Wünschen und Interessen von Touristen, die in diese Region kommen, zu orientieren und entsprechende Angebote zu unterbreiten. Gesucht werden Ruhe und Entspannung, aber auch kulturelle Highlights und Apres-Ski-Angebote. Möglichkeiten zum Wandern, Radeln, Skifahren, Snowboarden, Klettern, Mountainbiken, Rafting, Gleitschirmfliegen, Saunieren, Schwimmen. Man möchte Tiere in möglichst unberührter Natur beobachten, aber auch shoppen können. Kulinarische Leckereien werden ebenso erwartet wie urige Kneipen mit deftiger einheimischer Kost.
Mittlerweile können Urlauber im Bayerischen Wald bei alldem auf ihre Kosten kommen. Schier endlose Wanderwege führen durch den Nationalpark Bayerischer Wald – zusammen mit dem Nationalpark Sumava auf tschechischer Seite das größte Schutzgebiet Europas. Der rund 240 Quadratkilometer große Park umfasst Gebiete mit dichtem Urwald, kleinen Seen und Hochmooren sowie weitläufigen Freigehegen mit Bären, Luchsen, Wölfen, Wildschweinen, Wildpferden, Fischottern und Urrindern. Mehr als 130 Berggipfel über 1000 Meter – wie Arber, Osser, Rachel, Lusen oder Brotjacklriegel – können bestiegen werden.
Angebote gibt es genug, sowohl für Aktivurlauber sommers wie winters, als auch für die, die sich einfach nur verwöhnen lassen wollen. Top-Hotels und -Ressorts finden sich selbst in kleinen Dörfern des Bayerischen Waldes, den die Einheimischen „Woid“ nennen und sich selbst die „Waidler“. Nicht selten sind das wahre Wellness-Oasen, in denen man sich verwöhnen lassen und völlig zur Ruhe kommen kann. Oft reichen schon einige Tage ohne Stress und Hektik, um wieder Energie zu tanken. Da gibt es Angebote wie Mutter-Tochter-Tage, Freundinnen-Tage, Romantik-Tage, Verwöhn-Tage…
Eine der schönsten, beliebtesten und von Kennern immer wieder ausgezeichneten derartigen Oasen ist der in 900 Metern Höhe gelegene Angerhof, ein Vier-Sterne-Superior-Sport- und Wellnesshotel oberhalb der 1500-Seelen-Gemeinde St. Englmar. Es gehört zu den zehn besten Wellness-Hotels Europas und wetteifert in Deutschland mit der „Bleiche“ im Spreewald um den Platz eins. Das Resort liegt inmitten eines 30 000 Quadratmeter großen, gepflegten Naturparks.
Chef des Ganzen ist der Österreicher Franz Wagnermayr, der schon beizeiten an eine Wellness-Hype glaubte. 1984 wurde das Hotel mit 13 Zimmern und Sauna eröffnet und im Fünf-Jahres-Rhythmus erweitert. Heute sind 70 stilvolle Zimmer und Suiten mit insgesamt 150 Betten im Angebot. Gourmet-Köche ermöglichen direkte Schlemmer-Reisen durch die regionale, aber auch internationale Küche. Beste Weine lagern im Keller, im Humidor liegen edelste Zigarren, die in der Raucher-Lounge probiert werden können. Ja, es gibt hier einen komfortablen Raum für Raucher – sie müssen nicht vor die Tür. Jedem seine Wellness, ist das Motto von Wagnermayr.
Der 2000 Quadratmeter große Indoor-Spa-Bereich ist einzigartig und umfasst sowohl eine Holzsauna-Hütte und eine finnische Sauna, als auch Tepidarium, Laconium, Caldarium und Eukalyptus-Dampfbad. Es gibt ein Rasulbad, ein Königsbad, einen Whirlpool, eine asiatische Farblicht-Sprudelwanne. Streicheleinheiten oder kräftiges Kneten werden im orientalischen Massagetempel angeboten. Gut für Atemwege und Haut ist der Aufenthalt in der Sole-Glasgrotte und im echten Salzstollen.
Natürlich gibt es auch eine Kosmetikabteilung, ein Solarium und Aerobic- und Fitnessräume. Nicht alltäglich sind das Felsenbad mit Wasserfall und der große solarbeheizte Bio-Schwimmteich. Gerade ist Wagnermayr wieder dabei, sein Resort weiter aufzuwerten. Im Bau sind ein neuer Innenpool und ein auch im Winter nutzbarer Außenpool mit Balkoncharakter – vom Pool aus soll man einen herrlichen Blick auf das Tal und die umliegenden Berge haben. Im Frühjahr will der umtriebige Hausherr beide Pools an seine Gäste übergeben.
Aber auch Aktivurlauber kommen im Angerhof auf ihre Kosten. E-Bikes und Mountainbikes können ausgeliehen werden. Im Angebot sind Bogenschießkurse und Kletterkurse, Billard und Tischtennis. Es gibt einen Squashcourt, einen Bolzplatz und einen Outdoor-Fitnesspark, einen 500 Meter langen Barfußweg und einen Kneipp-Pfad.
Und was ist noch so los rund um dieses Örtchen St. Englmar? Eine Menge! Möglich sind Tennis-Spielen, Golfen und Reiten. Es gibt einen Kletterwald, einen Waldwipfelweg und eine Sommerrodelbahn. Auch im Winter ist St. Englmar eine gute Adresse: Zwei Skischulen und eine Snowboard-Schule ist vor Ort, um Anfänger und Ungeübte auf fünf Flutlicht-Skiliftanlagen, zehn Alpin-Skilifte und 70 Kilometer gespurte Langlauf-Loipen vorzubereiten. Man kann aber auch an verschiedenen Hängen rodeln, auf 40 Kilometer langen geräumten Wegen wandern oder mit dem Pferdeschlitten fahren.