„Ich will, dass wir weiter denselben Song singen und dass alle wissen, worum es darin geht.“ Die Anweisung der Musiklehrerin befolgt „Fame“: die gleiche alte Leier und alle wissen genau, wie’s ausgeht. Hoffnungsvolle junge Menschen lernen an einer Elitekunstschule ihre Liebe zur Musik zum Beruf zu machen. So unterschiedlich die Jugendlichen in sozialer Herkunft, Hautfarbe und Temperament sein mögen, sie eint der Traum vom Ruhm – „Fame“. Bevor sie die Musikakademie besuchen durften, mussten die Charaktere anscheinend auch einen Kurs in Massentauglichkeit belegen. Tancharoens Figuren sind schön, aber nicht zu schön, ethnisch gemischt und aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Der wütende junge Schwarze Malik (Collins Penné), dessen Mutter drei Jobs hat und dessen kleine Schwester auf offener Straße erschossen wurde, schafft es, die zurückhaltende Farbige Deniz (Naturi Naughton), die so fleißig übt, ebenfalls. Der Traum von „Fame“ kann wahr werden im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Diskriminierung und Klassengrenzen gibt es nicht. Der homosexuelle Charakter aus Parkers „Fame“ wurde allerdings gestrichen – nur nicht übertreiben mit der Liberalität. Wer hart arbeitet, wird belohnt. Krumme Wege gehen darf man nicht, darum weist die Schauspielschülerin Rosie (Kristy Flores) männliche Avancen auf der Casting-Couch zurück. Alle wünschen sich insgeheim, dass sich die Musiker so richtig blamieren, sagt eine Lehrerin beim Besuch einer Karaoke-Bar. Darum beginnt „Fame“ mit dem Auswahlverfahren beim Vorsingen. Zuzusehen, wie die Unbegabten versagen war schon bei „American Idol“ das Witzigste.
Der Unterricht besteht aus spontanen Tanzeinlagen und weisen Ratschlägen an die Darsteller („Sie müssen lernen, dass Ihnen nichts peinlich ist.“) und Zuschauer („Sie müssen Ihr Hirn ausschalten.“). Es wird ein bisschen geliebt, aber Sex ist Tabu. Wer trinkt wie Joy (Anna Maria Perez de Tagle), und sei es nur einmal, darf nur in der „Sesamstraße“ mitspielen oder wird von windigen Produzenten reingelegt wie Amateurregisseur Neil (Paul Iacono). Sie müssten verstehen, was die Songs, die sie singen, bedeuten, erklärt eine Lehrerin. Dass tun die Schüler nicht, sondern interpretieren auch Unpassendes als schmelzende Balladen: „Pissin ´ the night away…“ Singt ein verborgenes Goldkehlchen vor sich hin, steht der Entdecker zufällig hinter ihr und nach alter Konvention gibt es den adretten Schönling (Asher Brook) und die Jungtänzerin, auf die der große Durchbruch wartet: „You ´re going out a yougster, but You ´ve got to come back a star.“ Der Satz fällt nicht in „Fame“, sondern in „42. Street“, einem Musical, welches am Broadway spielt, statt ihn nur als Name einer U-Bahn-Station zu zeigen. Der Weg vom Niemand zum Star lässt sich auch rückwärts begehen. „Fame“ ist die letzte Produktion der bankrotten MGM-Studios. Ein trauriger Ausklang für das Filmstudio, welches legendäre Musicals wie „Broadway Melody“,„Singin ´ in the Rain“ und „An American in Paris“ in die Kinos brachte. Koketterie und Verve der Klassiker haben im biederen „Fame“ keinen Platz. Tanz und Gesang bestehen aus leblosen Nummern für den Massengeschmack.
Erfolg sei, Gefühle bei den Menschen zu wecken, sagt Joy in der Schlussrede. Demnach ist „Fame“ erfolgreich. Die überflüssige Neuverfilmung weckt Überdruss und Langeweile. Mit den Worten Deniz ´ nach der ersten Tanznummer: „Die Musik war so laut, dass ich da einfach raus musste.“
* * *
Titel: Fame
Land/ Jahr: USA 2009
Genre: Musical
Kinostart: 24. Dezember 2009
Regie: Kevin Tancharoen
Drehbuch: Allison Burnett
Darsteller: Kirsty Flores, Naturi Naughton, Collins Penné, Asher Brook, Paul Iacono
Laufzeit: 107 Minuten
Verleih: Universum
Internet: www.universum.medianetworx.de, www.fame-derfilm.de